Richtig schön: Tornado über dem Starnberger See

Possenhofen - Walter Kohlenz und seine Mitstreiter waren begeistert, und das konnten sie auch sein - denn es war niemand gefährdet.
Am Sonntagnachmittag wurden der Vorsitzende der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Pöcking-Starnberg und eine Gruppe ehrenamtlicher Rettungsschwimmer Zeugen eines Naturschauspiels. Sie beobachteten einen kleinen Tornado über dem Starnberger See.
DLRG-Chef Kohlenz: "Wirklich beeindruckend"
"Das war wirklich beeindruckend. Und tatsächlich richtig schön", sagte Kohlenz, der seit 1994 bei der DLRG tätig ist und tatsächlich erst zum zweiten Mal ein derartiges Phänomen erlebte. "2017 war das erste Mal, ich dachte, das ist schon länger her."
Vom Ufer aus, an der Wasserwacht in Possenhofen, hatte die Gruppe das Szenario wahrgenommen. "Einer der Kameraden hat schnell reagiert und mit dem Handy fotografiert."
Rund 40 Meter hohe Wassersäule über dem Starnberger See
Auf dem Bild ist deutlich zu sehen, wie sich eine etwa 30 bis 40 Meter hohe Wassersäule vor Leoni nach oben schraubt. "Was man leider nicht erkennen kann, wie das Ganze mal stärker und mal schwächer pulsiert", berichtete Kohlenz.
Adrian Leyser, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst, gibt zu bedenken, dass mit solchen Tornados nicht zu spaßen sei: "Das ist durchaus nicht ungefährlich und kann sich je nach Ausprägung zu einem richtigen Sturm auswachsen." Wie schnell der Tornado vom Sonntag war, ist unklar.
Wetter-Experte: "Wasserhosen ein eher kurzlebiges Phänomen"
Es seien sogenannte "Wasserhosen", die als eine Art Tornado gelten: "Zu dieser Jahreszeit entstehen diese Wasserhosen recht häufig, grundsätzlich handelt es sich aber um ein eher kurzlebiges Phänomen."
Leyser erklärt die Hintergründe des Effekts: "Wenn die Luft deutlich abkühlt, kommt es zu 'labilen Luftschichten', der See aber war noch deutlich wärmer. Wenn ein Luftpaket von dem relativ warmen Wasser aufsteigt und an der sogenannten Konvergenzlinie auf die kalte Luft trifft, kann dieses Phänomen auftreten."
Guter Blick von der "Seeshaupt" auf die Wasserhose
Laut Walter Kohlenz war der See am Sonntag zu diesem Zeitpunkt leer gefegt: "Und ich glaube nicht, dass ein Schwimmer ernsthaft bedroht gewesen wäre, wenn er in den Sturm geraten wäre." Gäste und Crew der "Seeshaupt" hatten übrigens einen noch besseren Blick. "Das Ausflugsschiff überquerte in diesem Moment den See in Richtung Leoni", so Kohlenz.
Nach etwa zehn Minuten war am Sonntag das Naturschauspiel im starken Regen wieder vorbei. Schäden gab es keine. Bayernweit erfasst der Wetterdienst durchschnittlich drei bis vier Tornados im Jahr.
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