Restaurant in der Nähe von München muss schließen: "Nicht mehr tragbar"

Seefeld - Schon jetzt sind die Türen verschlossen. Anfang August soll dann komplett Schluss sein mit dem Restaurantbetrieb der Feinkochwerk Eatery. "Es ist einfach nicht mehr tragbar mit den ganzen Umständen in der Branche", sagt Wirtin Ines Czaya der AZ. Am 2. und 3. August wird es noch ein "Closing Dinner" geben. Danach machen Czaya und ihr Ehemann in der Eatery lediglich weiter mit Catering und Kochkursen.
Wirtin trifft schwere Entscheidung: "Wir können ja auch nicht alles auf den Gast umlegen"
Schon als die AZ die Eatery im März besucht hat, klagte Czaya über Probleme. Insbesondere der Fachkräftemangel machte der Münchnerin zu schaffen. "Die Menschen haben teilweise Gehaltsvorstellungen, die nicht bezahlbar sind", sagt Czaya im März. Die Personalprobleme seien geblieben.
"Die, die gut sind, wollen halt so viel Geld, das ist dann nicht machbar", sagt sie. Ungelernte Kräfte oder Schüler, würden die Gäste wiederum unzufrieden machen. "Dann entspricht der Service nicht dem Preisniveau."
Gerade die Inflation und die Anpassung des Mehrwertsteuersatzes haben Czaya und ihr Ehemann in der Eatery besonders gespürt. In ihrer Küche verwendet das Ehepaar ausschließlich regionale Zutaten. "Wir können ja auch nicht alles auf den Gast umlegen", beklagt Czaya schon im März. Sie betont aber, dass die Eatery trotz hochwertiger Zutaten preislich fair geblieben sei. "Wir haben eigentlich immer geschaut, was die Wirtschaften rechts und links von uns preislich machen und da sind wir teilweise noch drunter gewesen", sagt sie.
Stammgäste blieben immer öfter fern: "Der Gast hat durch die Inflation nicht mehr so viel Geld übrig."
Trotzdem blieben die Gäste immer öfter fern. "Stammgäste, die normalerweise einmal die Woche da waren, kommen jetzt halt einmal im Monat", schildert sie. Czaya sieht in den Preissteigerungen einen Grund: "Der Gast hat durch die Inflation nicht mehr so viel Geld übrig." Die Menschen könnten nicht mehr so oft essen gehen.
Czaya vermutet eine generelle Krise in der Branche - gerade auf dem Land. Mit den Problemen würden es die Gasthäuser auf dem Land viel schwerer haben als in der Stadt, glaubt sie. In der Stadt sei etwa ein viel größerer Durchlauf an Leuten. "Wenn die Wirte auf dem Land, die das seit 20 bis 30 Jahren machen, ans Aufhören denken, dann weiß man, dass was los ist", sagt sie.
Schwerwiegende Prognose: "Wenn im ländlichen Raum ein Betrieb schließt, ist die Struktur für immer weg"
Droht uns eine Schließungswelle auf dem Land? Wenn es nach Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) geht, sind wir längst in einer Schließungswelle, und zwar in der Stadt und auf dem Land. Im ländlichen Raum seien diese Schließungen besonders fatal: "Wenn im ländlichen Raum ein Betrieb schließt, ist die Struktur für immer weg."
Die DEHOGA bemerke daher jetzt schon ein Gastrosterben auf dem Land. Wichtig sei, nun dagegen anzukämpfen, sagt Geppert. Gerade im ländlichen Raum ginge es um mehr als nur Nahrungsaufnahme. Ein Wirtshaus dort sei ein sozialer Treffpunkt. "Verschiedene Schichten kommen dort zusammen und da findet ein Austausch statt."
Politische Entscheidungen wie die Mehrwertsteueranpassung von sieben auf 19 Prozent hätten dazu geführt, dass viele Betriebe in den Verlust geraten sind und schließen mussten. "Das haben wir immer prognostiziert und das ist leider eingetroffen", sagt Geppert.
Genügend gute Beispiele
"Es greift mir ein bisschen zu kurz, zu sagen, die Politik macht alles falsch", entgegnet Sebastian Wiedemann vom Landesbezirk Bayern der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der AZ. Zum Personalmangel auf dem Land sagt er, es gebe genügend gute Beispiele in strukturell schwachen Regionen. "Ganz so schlimm, wie es aktuell ist, wäre es mit guten Arbeitsbedingungen nicht." Für das Ehepaar Czaya ist die Sache ohnehin schon entschieden. Sie konzentrieren sich auf ihr Catering.