Pullach: Umbenennung von Otfried-Preußler-Gymnasium – Entscheidung offen

In der Diskussion um die Umbenennung des Otfried-Preußler-Gymnasiums in Pullach im Landkreis München ist die Debatte noch nicht beendet.
AZ/dpa |
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Erst vor zehn Jahren hatte sich die Schule in Pullach in Otfried-Preußler-Gymnasium unbenannt. Nun soll dies wieder rückgängig gemacht werden.
Erst vor zehn Jahren hatte sich die Schule in Pullach in Otfried-Preußler-Gymnasium unbenannt. Nun soll dies wieder rückgängig gemacht werden. © imago/Wolfgang Maria Weber

Pullach - Die Umbenennung werde abschließend im Kultusministerium geprüft, hieß es beim Ministerium. Ein Antrag zur Namensänderung liege dem Staatsministerium aber bisher nicht vor, sagte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler).

Gymnasium Pullach wurde erst vor zehn Jahren nach Otfried Preußler benannt 

Zuvor müsse eine Entscheidung vom Schulaufwandsträger – ein Zweckverband – getroffen werden, diese sei noch nicht gefallen. "Und wenn das erfolgt ist und der Antrag bei mir eingeht, dann werde ich das prüfen mit der nötigen Sensibilität", sagte die Ministerin.

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Medien zufolge ist das ebenfalls nötige Votum von Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülermitverantwortung sowie der Gemeinde bereits ergangen. Demnach soll die Schule, die erst vor zehn Jahren nach Preußler benannt worden war, den Namen nun wieder ablegen. Als Grund wurde in den Medien unter anderem Preußlers frühe Zeit als Soldat sowie sein Frühwerk "Erntelager Geyer" genannt, das um 1940 und 1942 entstand und in dem er das Leben in der Hitlerjugend beschönigt.

Werke von Otfried Preußler: "Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei"

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) zitierte die Schulleitung zudem mit folgender Begründung: "Problematisch für die Lernenden erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten fragwürdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei."

Nicht zuletzt der Roman über den Waisenjungen "Krabat", der in einer Mühle die schwarze Kunst lernt, weist andere Lösungsstrategien auf. Alljährlich stirbt einer der Müllerburschen - bis Krabat es schafft, den Fluch zu lösen. Ein junger Mensch, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, "bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat", erläuterte Preußler 1998 dazu. "Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken."

Einen "differenzierten und qualifizierten Umgang" mit dem literarischen und pädagogischen Erbe des 1923 in Nordböhmen geborenen Schriftstellers forderte die Sudetendeutsche Volksgruppe. Derzeit finde eine "richtiggehende Hexenjagd gegen den Vater der "Kleinen Hexe" und zahlreicher anderer Kinderbücher", sagte Sprecher Bernd Posselt.

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Preußler habe nie geleugnet, als Teenager 1940 das Buch "Erntelager Geyer" verfasst zu haben, das seine Erlebnisse mit dem sogenannten Jungvolk entsprechend dem nationalsozialistischen Zeitgeist wiedergebe. "An diesem Erstling Preußlers gibt es nichts zu beschönigen. Man darf aber nicht vergessen, dass der Autor nach drei Jahren Ostfront, fünf Jahren in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern und der Vertreibung aus der Heimat mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hin orientiertes Lebenswerk aufgebaut hat."

Mit 17 war Preußler laut dem Biografen Carsten Gansel zur Wehrmacht gekommen, mit 20 in Gefangenschaft geraten. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim.

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