Online-Dating und Eifersucht: Musste das Feringasee-Mordopfer deshalb sterben?

Beatrice F. war in etlichen Flirt-Portalen im Internet aktiv. In einem schrieb sie: "Du weißt nicht, ob du noch Zeit hast, es auch zu genießen!". Es scheint, als ahnte die 35-Jährige, dass sie in Gefahr ist.
von  Ralph Hub
Konstantin V. (32) sitzt unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. Er und seine Freundin Beatrice 2014 bei einer Hochzeit (kleines Foto).
Konstantin V. (32) sitzt unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. Er und seine Freundin Beatrice 2014 bei einer Hochzeit (kleines Foto). © ho

München - Sie schienen wie geschaffen füreinander: Konstantin V., der sportliche, erfolgreiche Oberfranke, und die beruflich nicht weniger erfolgreiche Beatrice F. aus Sachsen.

Vor vier Jahren zogen sie von Plauen nach München ins vornehme Bogenhausen. Sie wurden Mitglieder im Golfclub Aschheim, einem der teuersten und exklusivsten Sportvereine im Münchner Umland. Er ging auch zum Segeln. Beatrice F. hatte einen lukrativen Job als Advanced Project Managerin eines Automobilzulieferers.

Konstantin V., der früher als Bezirksleiter eines großen Discounters arbeitete, wurde Accountmanager in einem großen Unternehmen für Bürotechnik.

Am Donnerstagnachmittag erließ ein Ermittlungsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den 32-Jährigen wegen Mordes. "Wir haben eine Vielzahl von Indizien", sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding. "Er hat aus niederen Beweggründen gehandelt."

Der Begriff "niedere Beweggründe" deutet darauf hin, dass der 32-Jährige aus Rache oder Eifersucht gehandelt haben könnte. Er selbst schweigt zum Motiv.

Beatrice F. war eine unternehmungslustige Frau. Sie war auf mehreren Dating-Portalen im Internet aktiv. Auf einem schrieb Beatrice F. unlängst: "Ich bin zum ersten Mal dabei und Freude mich auf nette Leute. Denn du weißt nicht, ob du noch Zeit hast, es auch zu genießen!" Klingt fast wie eine Todesahnung der 35-Jährigen.

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Ihr Freund verstrickt sich immer mehr in Widersprüche

Konstantin V. verweigerte auch am Donnerstag vor dem Ermittlungsrichter auf Anraten seiner Anwältin die Aussage. Am Mittwoch war er in den Räumen der Mordkommission in der Hansastraße stundenlang befragt worden - zunächst als Zeuge. Später, als Beschuldigter, stand ihm das Recht zu, die Aussage zu verweigern. Am Nachmittag wurde Konstantin V. schließlich festgenommen. Die Nacht verbrachte er in einer Zelle des Präsidiums. "Es besteht Flucht- und Verdunkelungsgefahr", sagt Anne Leiding.

"Vieles von dem, was er erzählt hat, passt nicht zu den objektiven Erkenntnissen unserer Ermittlungen", betont Herbert Linder, Chef der Mordkommission.

Konstantin V. behauptete, Beatrice habe sich am Sonntagabend mit einer Freundin getroffen. Von dieser Verabredung sei sie nicht zurückgekommen. Herbert Linder: "Wir gehen davon aus, dass uns die Aussage in eine falsche Richtung führen sollte."

Richtig ist, dass sich Beatrice F. am Freitagabend mit einer Freundin getroffen hatte. Anschließend fuhr sie nach Hause. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie nach ihrer Rückkehr, vermutlich in der Nacht auf Samstag, getötet wurde. Tatort ist offenbar die Wohnung in Bogenhausen. Experten werden Tage brauchen, alle Spuren zu sichern. Beatrice F. wurde nach AZ-Informationen erdrosselt.

Nach Lage der Dinge dürfte Konstantin V. mindestens einen Tag mit der Leiche in der Wohnung verbracht haben. Dabei fasste er vermutlich den Plan, die Tote zu beseitigen. Er fuhr die Leiche im Auto zum Feringasee. Vermutlich benutzte er den BMW des Opfers oder seinen eigenen Audi. Auf dem Parkplatz übergoss der Täter die Tote dann mit Benzin und legte Feuer.

Vieles deutet auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hin. Eine Tat, bei der es um sehr viel Wut, Hass und auch um verletzte Gefühle geht. Fachleute sprechen in so einem Fall von "Übertöten". Es geht darum, den Menschen, den man einst geliebt hat, zu vernichten, zu zerstören.

Wäre es dem Mörder lediglich darum gegangen, seine Spuren zu verwischen, hätte es ausgereicht, die Tote ins Wasser zu werfen.

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