Oberschleißheim: Bürgerinitiative protestiert gegen Hubschrauberstaffel der Polizei

Die Hubschrauberstaffel der Polizei soll nach Oberschleißheim. Jetzt wehren sich Bürger und Naturschützer dagegen.
von  Eva von Steinburg
Sie wollen nicht, dass die Hubschrauberstraffel der Polizei nach Oberschleißheim kommt (v.l.): Karl Schwäzell aus der Ertl Siedlung, Gabriele Kämpf (Bürgerinitiative Oberschleißheim) und Reinhard Sachsinger (Initiative „Rettet den Münchner Norden“).
Sie wollen nicht, dass die Hubschrauberstraffel der Polizei nach Oberschleißheim kommt (v.l.): Karl Schwäzell aus der Ertl Siedlung, Gabriele Kämpf (Bürgerinitiative Oberschleißheim) und Reinhard Sachsinger (Initiative „Rettet den Münchner Norden“). © Daniel von Loeper

Oberschleißheim - Sie retten Menschen, suchen nach Vermissten und Straftätern – die Polizeihubschrauberstaffel am Münchner Flughafen. Dazu heben die fünf Helikopter vom Typ Eurocopter EC-135 immer wieder auch nachts zu ihren wichtigen – aber stark ruhestörenden – Einsätzen ab.

Sehr zu Ärger von vielen Bürgern hat die Regierung von Oberbayern den Umzug der Heli-Staffel vom Flughafen MUC nach Oberschleißheim beschlossen (AZ berichtete). Gabriele Kämpf, Gründerin der Bürgerinitiative "Oberschleißheim soll nicht weiter zerstört werden" ist empört: "Das geht nicht. Dann wird es bei uns noch lauter. Die Politiker sollten mal Hubschrauber fliegen lassen, während sie ihr Sommerfest im Schloß Schleißheim feiern."

Die Landschaftsarchitektin (69) organisiert zusammen mit den örtlichen Grünen und weiteren Bündnissen den Widerstand gegen den ungeliebten Umzug der Polizeihubschrauber-Staffel. "Überall in Deutschland sind Polizeihubschrauber an großen Flughäfen stationiert. Wenn sie bald über unsere Köpfe im Wohngebiet fliegen, ist es vorbei mit der gewissen Nachtruhe, die wir bislang haben", befürchtet Kämpf. In Gegenden wie Lustheim-Hochbrück, der Fliegersiedlung, dem Schlosspark in Oberschleißheim und in den Stadtteilen Hasenbergl und Feldmoching werde es durch das rotierende Knattern der mächtigen Helikopter – besonders im stehenden Flug – immer wieder "sehr, sehr laut", so ihre Prognose.

2.500 Starts und Landungen gibt es bereits

2.500 Helikopter Starts- und Landungen gibt es pro Jahr bereits in Oberschleißheim – von Flügen und Übungen der Bundespolizei-Hubschrauber. Mit den neuen Einsätzen der fünf Eurocopter der Münchner Polizei könnte die Zahl auf 6000 steigen. Die Gemeinde Oberschleißheim klagt deshalb gegen den Umzug. Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW): "Die meisten Einsatzziele liegen im Raum München und weiter im Süden. Bei jedem zweiten Flug müssen die Maschinen deshalb über die Stadt fliegen. Es macht daher wenig Sinn, die Hubschrauberstaffel der Polizei im Norden anzusiedeln."

Der Bund Naturschutz zieht jetzt ebenfalls gegen den Planfeststellungsbeschluss des Luftamtes für den Staffel-Umzug vor Gericht. Die Umweltorganisation lässt abklopfen, ob der Tier und Pflanzenschutz ausreichend ist. "Wir wollen die Bevölkerung von Oberschleißheim und des Münchner Nordens vor weiterem Lärm schützen", sagt Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München.

Helis stören Beerdingungen

Schon jetzt verstehen Trauergäste manchmal die Worte des katholischen Pfarrers Ulrich Kampe nicht, der am Friedhof Hochmutting, neben dem Flugplatz Oberschleißheim, rund 60 Beerdigungen im Jahr begleitet. Der Pfarrer und der Flughafen sind zwar im Dialog über Beerdigungstermine. Manchmal steigen bei Beerdigungen trotzdem die Helikopter zu Übungsflügen oder Notfällen auf. Gabriele Kämpf hat das bei einer Beerdigung erlebt. Sie empfindet es als Verstoß gegen die Pietät, dass der Friedhof mit der Kapelle nun noch stärkerem Lärm ausgesetzt werden könnte: "Es fehlt auch an Respekt vor der schönen Anlage von Schloss Schleißheim mit seinem Park", so Kämpf. Die aktuelle Belastung beschreibt sie so: "Wir haben unglaubliche Probleme. Es wird so eng. Ich habe das Gefühl der Lärm- und Verkehrsinfarkt steht bevor." Ihr persönliches Beispiel: "Wenn ich in meinem Wintergarten sitze, sehe ich durch das Glasdach Flugzeuge mit schon ausgefahrenen Rädern drüberdüsen."

Mülldeponie, Heizkraftwerk, Flugverkehr: Für viele Münchner und auch Kämpf gilt der Norden als Münchens Stiefkind, in dem möglichst viele "Negativeinrichtungen" der Stadt angesiedelt werden, "weil die Politiker und feinen Herren im Süden wohnen." Übrigens: Als Alternativstandorte für die Heli-Staffel der Polizei waren die Militärflughäfen Fürstenfeldbruck, Oberfaffenhofen und Penzing im Gespräch.

Drei Autobahnen schließen die Gemeinde Oberschleißheim in einem Dreieck ein. Eine Bundesstraße und eine Staatsstraße durchqueren den Ort. Außerdem trennt die S-Bahn-Linie und die Bahntrasse für Güterverkehr die Gemeinde in zwei Teile.

Ab 20. August bis 3. September sind die Pläne für die neuen Gebäude der Heli-Staffel in Oberschleißheim im Rathaus Oberschleißheim für alle einsehbar. Ein breites Bündnis von Bürgern formiert sich – gegen die weitere Zerstörung ihres Heimatortes.

Hoch oben: Mit dem Heißluftballon über München

 

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