Neue Anzeige im Jäger-Streit: Jagdhunde hetzen Rehe qualvoll zu Tode

Jenswang/Fürstenfeldbruck - Es sind grauenvolle, schrille Schmerzenschreie gewesen, die Jäger Alexander Frank an jenem 3. November im letzten Herbst in seinem Jagdrevier Jesenwang (bei Fürstenfeldbruck) hörte. Bis er das kleine, gerade mal fünf Monate alte Rehkitz endlich fand, war es jämmerlich verendet.
Der Hals blutig zerbissen. Der Bauch über den Hinterläufen zerfressen. Von zwei Jagdhunden aus dem Nachbarrevier Jesenwang-Unterwald. Das gehört der Stadt München. Dort waren an die 25 Jäger gerade auf einer sogenannten Drückjagd - organisiert vom Chefförster und Jäger der Münchner Forstverwaltung, Jan Linder.
"Dieser Mann ist als Jäger ungeeignet"
"Ein unerträglicher Vorfall, und nicht zum ersten Mal", sagt der Brucker Jäger, der den Münchner Chefförster deshalb schon im Winter angezeigt hat. "Dieser Mann ist als Jäger ungeeignet und muss von der Stadt München abgezogen werden", erklärt er gegenüber der AZ. "Auf so eine brutale Art und Weise jagt man Rehe einfach nicht." Jetzt hat der Miesbacher Wildtier-Schutzverein "Wildes Bayern e.V." eine zweite Strafanzeige gegen Jan Linder gestellt.
Bei einer Drückjagd treiben Jagdhunde wie kurzbeinige Dackel, Terrier oder Wachtelhunde Wildtiere bellend aus ihren Verstecken im Dickicht direkt vor die Gewehre der Jäger. Jäger Alexander Frank findet diese Methode für Rehe und Rehkitze "nicht waidgerecht" - zumal nicht in einem so kleinen Revier wie Jesenwang-Unterwald, das nur 140 Hektar groß ist. Hier sei es kaum vermeidbar, dass Reviergrenzen überschritten werden. "Ich habe jetzt schon zwei Mal mitansehen müssen, wie Hunde der Stadt München in unserem Revier ein gesundes Kitz qualvoll getötet haben."
Dass Linder zudem Jagdhunde einsetze, die das Wild nicht nur herausbellen, sondern ohne Warnung über weite Strecken hetzen, sei "fahrlässig". Da kommt es dann halt dazu, dass der Hund einem lebenden Tier fast ein Bein ausreißt, das ist einfach Tierquälerei, die dieser Mann inkauf nimmt."
Forstverband: "Unsere Jäger sind Vollprofis"
Die Forstverwaltung München, die die 33 städtischen Wälder im Stadtgebiet und Umland regelmäßig bejagen lässt, um den jungen Baumbestand zu schützen, weist die Kritik zurück. "Unsere Jäger sind Vollprofis, die Jagdhunde auch", argumentiert der Sprecher des zuständigen Kommunalreferats Bernd Plank. Der zwei Jahre alte Hund (eine kurzbeinige Kopov-Bracke), der im November das Kitz zerbissen hat, habe schon 80 Jagden fehlerfrei mitgemacht. "Das ist ein supergeeigneter Jagdhund, der auch weiter zum Einsatz kommen wird."
Der Vorfall im November sei "einer Verkettung unglücklicher Umstände" geschuldet. "Es ist uns nicht erklärbar, wie der Hund dieses Reh erlegen konnte." Jetzt warte man, wie die Staatsanwaltschaft auf die zweite Anzeige reagiert.
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