Nach Suizid von Impfärztin: Razzia gegen Impfgegner aus dem Kreis Starnberg

Nach dem Suizid einer österreichischen Impfärztin ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft München nun gegen einen 59-Jährigen aus dem Landkreis Starnberg. Der Mann soll der 36-Jährigen im Internet gedroht haben.
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Kerzen, Blumen und ein Foto sind bei einer Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die österreichische Ärztin in Linz zu sehen. Der Tod von Lisa-Maria Kellermayr, die zuletzt wegen Morddrohungen aus der Szene der Impfgegner ihre Praxis geschlossen hat, hat tiefe Betroffenheit ausgelöst.
Kerzen, Blumen und ein Foto sind bei einer Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die österreichische Ärztin in Linz zu sehen. Der Tod von Lisa-Maria Kellermayr, die zuletzt wegen Morddrohungen aus der Szene der Impfgegner ihre Praxis geschlossen hat, hat tiefe Betroffenheit ausgelöst. © dpa/Fotokerschi.At/Hannes Draxler

München - Am Ende wurde der Druck zu groß. Nachdem die österreichische Impfärztin Lisa-Maria Kellermayr (†36) monatelang von Impfgegnern im Internet massiv mit Hass- und Hetzmails bedroht wurde, sah die 36-jährige Medizinerin, nachdem sie auch von den Behörden keine Hilfe bekam, keinen anderen Ausweg mehr, als sich das Leben zu nehmen.

Nach dem Suizid hat die Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET), am 3. August die Ermittlungen wegen gegen die Impfärztin gerichteter Bedrohungen übernommen. Dabei geriet auch ein Mann (59) aus dem Landkreis Starnberg ins Visier der Justiz, der Kellermayr Droh-Mails geschrieben hatte.

Nach Impfärztin-Suizid: Razzia im Landkreis Starnberg

So lautete eine der Hetznachrichten: "Wir beobachten Sie, und wir werden solche Kreaturen vor die in Zukunft einzurichtenden Volkstribunale bringen!", wie das ZDF Bayern twitterte.

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Nachrichten wie diese waren für die Beamten Grund genug, sich einen Durchsuchungsbeschluss zu besorgen, der am frühen Freitagmorgen in den Wohnräumen des 59-Jährigen, im Landkreis Starnberg, vollzogen wurde.

Bei der Razzia wurden zahlreiche Datenträger sichergestellt, die nun von den Behörden ausgewertet werden. Die polizeiliche Maßnahme ließ der Beschuldigte widerstandslos über sich ergehen. Weitere Auskünfte gaben die Ermittler zunächst nicht. Auch die Behörden in Österreich und die Staatsanwaltschaft in Berlin ermitteln in dem Fall.

Das nun folgende Verfahren gegen den 59-Jährigen wird durch die stellvertretende Hate-Speech-Beauftragte der Bayerischen Justiz in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck geführt.

Staatsanwaltschaft Wels macht deutsche Behörden auf den Mann aufmerksam

Wie kam Generalstaatsanwaltschaft München dem Beschuldigten auf die Schliche? "Dem vorliegenden Ermittlungsverfahren gegen den Mann liegt eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft Wels an die Staatsanwaltschaft Traunstein zugrunde. Aufgrund ihrer örtlichen Zuständigkeit wurde dieses Verfahren zunächst an die Staatsanwaltschaft München II abgegeben und von der Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET), übernommen", so Klaus Ruhland, Leitender Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft gegenüber der "Bild".

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Dem 59-Jährigen wird Bedrohung und Nachstellung vorgeworfen. Laut Ruhland begründen sich die Vorwürfe auf "Äußerungen des Mannes im Internet und in sozialen Medien gegen die verstorbene Ärztin".

Die im Kampf gegen die Corona-Pandemie engagierte Ärztin war massivsten Morddrohungen aus der Szene der Maßnahmengegner ausgesetzt. Sie wurde am vergangenen Freitag tot in ihrer Praxis gefunden. Das vorläufige Obduktionsergebnis bestätigte einen Suizid.


Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen – es sei denn, die Tat erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie bei der Telefonseelsorge: 0800–111 0 111 und 0800–111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist kostenlos.

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