Mordfall am Ammersee: Mutmaßlicher Täter in Frankreich gefasst

Herrsching – Dieses Verbrechen hat die Menschen im Landkreis Starnberg schwer schockiert: Am Freitag vergangener Woche war der frühere Rolls-Royce-Chefdesigner Ian C. (74) im Eingangsbereich seines Hauses im Herrschinger Ortsteil Mühlfeld erstochen worden. Eine großangelegte Fahndung mit Hubschraubern, Hunden und zahlreichen Polizisten blieb zunächst erfolglos.
Eine Öffentlichkeitsfahndung mit Fotos des flüchtigen Verdächtigen brachte schließlich den Durchbruch: Am Donnerstag nahmen Beamte einer französischen Spezialeinheit einen dringend tatverdächtigen 22-Jährigen in einem Appartement bei Paris fest.
Der Festgenommene ist in Deutschland nicht polizeibekannt
Der Mann ist serbischer Staatsbürger, hielt sich alleine in der Wohnung auf und ließ sich widerstandslos abführen. Am Freitag sollte er einem französischen Untersuchungsrichter vorgeführt werden.
In Deutschland sei der 22-Jährige weder gemeldet noch wohnhaft und auch nicht polizeibekannt, weshalb auch kein DNA-Material von ihm vorliege, sagt Manfred Frei, Chef der Fürstenfeldbrucker Kriminalpolizei, der AZ.
Das Motiv ist weiterhin völlig unklar
Der Fall bleibt rätselhaft: Bislang ist nicht bekannt, was der Festgenommene eigentlich bei Ian C. wollte. Lief ein Einbruchsversuch tödlich aus dem Ruder? Wollte der 22-Jährige den gebürtigen Briten und dessen Frau ausrauben? Gab es Streit zwischen den beiden Männern?
"Die Motivlage für diese Tat ist uns noch völlig unklar. Deshalb ermitteln wir in alle Richtungen", so Manfred Frei. "Nach unseren Erkenntnissen kannten sich Täter und Opfer nicht." Bislang hätten die deutschen Ermittler noch keinen Zugriff auf den Gefassten gehabt. Deshalb wüssten sie noch nicht einmal seinen Beruf.
Nicht verraten wollte der Kripo-Chef, was sich in dem Rucksack befand, den die Polizei vor ein paar Tagen am Ammersee-Ufer entdeckt hat und den der Täter wohl dort entsorgt hatte. Im Rucksack seien "verfahrensrelevante Gegenstände" gefunden worden, sagt er nur.
Allerdings hätten der Rucksack sowie zahlreiche Videoaufnahmen von Überwachungskameras und ein wichtiger Hinweis zur Ergreifung des 22-Jährigen geführt, der von Herrsching über München, Innsbruck und Zürich nach Frankreich geflüchtet war.
Der Verdächtige soll sich nach den Erkenntnissen der Polizei bereits mehrere Stunden vor der Tat in Herrsching aufgehalten haben und deshalb auch auf Fotos und Videos, etwa von Überwachungskameras, zu sehen sein. Die Öffentlichkeitsfahndung sei "mitentscheidend für den schnellen Erfolg" gewesen.
Der Kripo-Chef ist "zu 200 Prozent sicher", dass der Richtige geschnappt wurde
Kripo-Chef Manfred Frei ist sich übrigens sicher, dass der 22-jährige Serbe, gegen den nun wegen Mordes ermittelt wird, der Täter von Mühlfeld ist: "Ich bin zu 200 Prozent davon überzeugt, dass er zugestochen hat – auch, wenn aktuell natürlich die Unschuldsvermutung gilt."
Stimmt der Mann einer Auslieferung nach Deutschland zu, werde es zehn bis 14 Tage dauern, bis er überstellt wird. Wehre er sich juristisch dagegen, könnten daraus jedoch drei bis vier Monate werden, sagt Frei.
Klar ist aber schon jetzt: Die Menschen am Ammersee dürften aufatmen, dass der Mordverdächtige so schnell gefasst werden konnte.