Komplettes Büro im Wald entsorgt – Bürgermeister macht sich auf die Suche nach dem Umweltsünder

Mammendorf - Lutz Rosenbaum ist vergangene Woche wie so oft mit seiner Tochter und Hund Whisky in einem Waldstück zwischen Mammendorf und Oberschweinbach unterwegs, als er die Müll-Untat entdeckt. Oberschweinbachs Dritter Bürgermeister sagt der AZ: "Erschreckenderweise haben wir mitten in der Natur unfassbar viel Müll vorgefunden."
Genauer gesagt ist das Gassigeh-Trio im Wald auf eine voll funktionsfähige Einrichtung eines Büros gestoßen: Neben ihrem üblichen Spazierweg zwischen Fichten und Kiefern liegen quer verteilt ein Schreibtisch mit vier Stühlen, Containerschränke voll mit Akten, Wandtafeln sowie eine Kaffeemaschine. "Ob die kaputt war, weiß ich nicht", so Rosenbaum. Sogar eine ungeöffnete Packung mit gemahlenen Kaffeebohnen entdecken Vater und Tochter in einer Schublade, ebenso wie Knäckebrot, Sahne und weitere Snacks und Büroutensilien. "Ein komplettes Büro - nur eine Sekretärin hat gefehlt", witzelt Rosenbaum.

Doch eigentlich findet er die Umweltverschmutzung überhaupt nicht lustig. Jedes Jahr veranstaltet die Gemeinde die mühsam geplante Veranstaltung "Ramadama", um die Straßen und Wälder von Müll zu befreien, erzählt der Günzlhofener (Landkreis Fürstenfeldbruck), der auch eine Spenglerei und Dachdeckerei besitzt. "Und dann so eine Sauerei!" Es hätte einen Bulldog-Anhänger gebraucht, um all die Hinterlassenschaften zu beseitigen.
Rosenbaum findet die Adresse des mutmaßlichen "Täters"
Den Umweltsünder will Rosenbaum unbedingt entlarven. Er und seine Tochter suchen auch vor Ort verstreute Plastiktüten voller Müll, Kartons und Ordner akribisch nach Dokumenten ab, um den Namen des Übeltäters zu finden. Doch alle Adressen-Aufkleber seien fein säuberlich abgezogen worden.

Doch, "wie es der Teufel manchmal so will", werden die beiden bei ihrer Suche tatsächlich fündig - und entdecken an einem Tischbein einen abgeschnittenen Aufkleber. Darauf gut abgedruckt zu lesen: die Adresse und der Name eines Mannes. "Mit Anschrift in Mammendorf, in einem Gewerbegebiet", erzählt Rosenbaum. Auch eine Rufnummer finden die beiden Spürnasen noch auf einer Rechnung. Hund Whisky muss übrigens angeleint auf die beiden Besitzer warten, während sie den Sperrmüll durchsuchen.

Vater und Tochter dokumentieren ihren Fund und melden ihn der Verwaltungsgemeinschaft (VG) und der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck. Eine derartige Umweltverschmutzung kann Rosenbaum nicht nachvollziehen. "Das waren absolut unbeschädigte Möbelstücke, die man zum Beispiel hätte noch gut über Ebay weiterverkaufen können", ärgert er sich. Auch auf anderen Gebrauchtwarenbörsen hätten sie sicher Abnehmer gefunden.
Der Günzlhofener vermutet, dass die Sachen im Zuge eines Umzuges schnell verschwinden sollten. "Vielleicht hat das Ganze an einem Sonntag stattgefunden, als kein Wertstoffhof geöffnet hatte." Aber es gebe genug Möglichkeiten, um ein Büro nachhaltig zu entsorgen.
Björn Scheid von der Brucker Polizei sagt der AZ: "Die Hinweise, die sich aus dem Müll ergeben haben, die haben zu keiner Person geführt, die dafür verantwortlich sein könnte." Die angegebene Person von der gefundenen Adresse auf einem der Etiketten habe es so nicht gegeben. Damit seien die Ermittlungen weitgehend abgeschlossen, da es keine weiteren Informationen zum "Täter" gab, so Scheid. Auch er vermutet, dass sich womöglich jemand die Kosten für die Entsorgung sparen wollte.
Rosenbaum selbst trennt zu Hause den Müll, liest bei Spaziergängen Plastik auf, wenn er welches findet. Ihm liegt die Umwelt am Herzen. Der Fürstenfeldbrucker Landkreis kämpfe schon lang für ein besseres Müllkonzept - "und dann sind solche Saubären unterwegs", das ärgere den selbstständigen Dachdecker persönlich. "Da werde ich stinksauer", sagt er. Rosenbaum wünscht sich einen wertschätzenden Umgang mit der Umwelt, wie er zusammenfasst, und erhofft sich durch die Berichterstattung über den Vorfall, die Menschen wachzurütteln.