Kleines Tier, großer Verlust: Dachauer Windrad muss wegen Fledermäusen stillstehen

Ein Windrad bei Dachau darf sich nicht immer drehen – wegen Fledermäusen. Der Betreiber hat deshalb geklagt.
von  Heidi Geyer
Das Windrad im Landkreis Dachau muss nahezu jede Nacht aussetzen. (Symbolbild)
Das Windrad im Landkreis Dachau muss nahezu jede Nacht aussetzen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa

Dachau - Man könnte zusätzlich so viel Strom produzieren, dass 750 Haushalte jährlich damit versorgt werden könnten: Wenn es sich denn drehen würde. Aber das 150 Meter hohe Windrad in Pellheim im Landkreis Dachau muss nahezu jede Nacht aussetzen. Schuld daran ist die Fledermaus, oder genau genommen: das Landratsamt Dachau, das genau diese schützen will.

So hat das Windrad bei der Genehmigung strenge Auflagen erhalten, um zu vermeiden, dass artengeschützte Fledermäuse nicht getötet werden. Dagegen wehrt sich nun der Inhaber des Windrads, die Ziegelei Hörl und Hartmann.

Mehrere Millionen Kilowattstunden Strom gehen verloren

"Zwei bis drei Millionen Kilowattstunden Strom gehen uns dadurch jedes Jahr verloren", sagt Matthias Hörl, Geschäftsführer der Ziegelei. Und zwar Strom, den er dringend brauchen könnte, gerade in der derzeitigen Energiekrise. Ziegel herzustellen benötige schließlich viel Energie und daher habe man sich ja für ein eigenes Windkraftwerk entschieden, um sich selbst versorgen zu können: "Das ist für uns von existenzieller Bedeutung!"

Am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof hat er daher geklagt. Dort ging es am Donnerstag um Detailfragen. Etwa, ob die Software des im Windrad eingebauten Monitoringsystems für die Tiere, "ProBat" genannt, auf dem richtigen Stand ist, was die betroffenen Fledermausarten angeht.

Tierschutz oder Umweltschutz: Was ist wichtiger?

Günter Beermann, der das Windrad für die Ziegelei konstruiert hat, hält Naturschutz für wichtig. Allerdings findet er die Sorgen im Pellheimer Fall völlig übertrieben: "Es wurde noch nie eine tote Fledermaus gefunden." Tatsächlich hat sogar der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck jüngst den Artenschutz angesichts der Energiekrise zugunsten von Windkraft eingeschränkt.

Nur hilft das der Ziegelei Hörl und Hartmann vermutlich nicht, da das Gesetz wohl nur für Neuprojekte gilt.

Dass sich das Windrad ohne Einschränkung drehen darf, befürwortet auch Dr. Roderich Zauscher, Vorsitzender des Bund Naturschutz im Landkreis Dachau. Auch er glaubt nicht an eine Gefahr für Fledermäuse. Ihm geht es um mehr: "Wer Windkraft bekämpft, stärkt Putin!", sagte er der AZ.

Die Windrad-Betreiber und das Landratsamt Dachau konnten sich schließlich einigen, das Verfahren wurde eingestellt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.