Kirchheim kooperiert mit Fahrdienst Uber

Uber startet ein dreimonatiges Pilotprojekt. Es soll den Nahverkehr im Umland ergänzen. Klassische Taxler sehen einen unfairen Wettbewerb.
von  Thilo Schröder
Stolze Partner: Maximilian Böltl (CSU, l.), Bürgermeister von Kirchheim, und Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber, gestern bei der Vorstellung ihrer Kooperation.
Stolze Partner: Maximilian Böltl (CSU, l.), Bürgermeister von Kirchheim, und Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber, gestern bei der Vorstellung ihrer Kooperation. © Sven Hoppe/dpa

Kirchheim - Mit Uber günstig heim aufs Land fahren: Das ermöglicht seit gestern ein neues Pilotprojekt des US-Konzerns mit der Gemeinde Kirchheim. Fünf Euro kosten nun Fahrten innerhalb von und zwischen Kirchheim, Poing, Aschheim, Pliening und Feldkirchen. Zwischen Mitternacht und 5 Uhr fahren die Mietwagen zum Festpreis von 15 Euro nach München oder zurück.

Das Projekt sei zunächst auf drei Monate angelegt, so Ubers Deutschland-Manager Christoph Weigler bei der Vorstellung. Ziel sei es, das vorhandene ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum sinnvoll zu ergänzen. Besonders das Nachtangebot: "Das steht auch nicht im Wettbewerb zum ÖPNV, weil’s da ja gar keine Alternative gibt", so sieht es Weigler.

Uber kooperiert mit Kirchheimer Kommune

Im Ausland kooperiert Uber bereits mit Kommunen, etwa in Nizza, Ontario oder Florida. In Deutschland betritt der Konzern dagegen Neuland. Bislang bietet er seine Fahrdienste vorrangig innerstädtisch innerhalb von Großstädten wie München an. Man sei mit weiteren Gemeinden bundesweit im Gespräch, sagte Weigler. Mit welchen, dazu wollte Uber-Sprecher Tobias Fröhlich nichts sagen.

Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) freut sich jedenfalls über die Kooperation. Sie ist Teil des Smart Mobility-Projekts der Gemeinde. "Das ist für unsere Bevölkerung ein ganz tolles Angebot, gerade für Jüngere." Er rechne an Wochenenden mit zehn Fahrten pro Nacht. Auch den Älteren wolle man Uber näherbringen. Kirchheimer sind im Schnitt 45 Jahre alt. Er selbst, Mitte 30, nutze für kürzere Strecken aber lieber das Radl.

Die Gemeinde kostet das Angebot nichts. "Das subventionieren wir", so der Uber-Manager. Sollte es von der Bevölkerung aber angenommen werden, könne man private Investoren beteiligen, um den Fahrpreis weiter niedrig zu halten. Zum Vergleich: Eine Taxi-Fahrt von Kirchheim nach München kostet laut Böltl 40 bis 50 Euro.

Uber sorgt beim Taxiverband für Skepsis

Bei Branchenvertretern sorgt Ubers Vorhaben für Skepsis. "Wir haben Bedenken, gerade bei diesem Anbieter, ob der Wettbewerb mit den richtigen Mitteln geführt wird", sagt Frank Kuhle vom Taxi- und Mietwagenverband. "Wir hoffen, dass durch dieses Preis-Dumping nicht andere an den Rand gedrängt werden." Die Pauschalangebote könnten Kunden aus dem Linienverkehr ziehen – stellten also durchaus eine Konkurrenz zur S-Bahn dar. Man müsse "abwarten, ob die das ordentlich machen" – die Anzeichen stünden "aber eher schlecht".

Immer wieder demonstrieren Taxler gegen Uber, auch die Justiz urteilt gegen den Konzern. Erst im Juli hat das Kölner Landgericht die Uber-App verboten. Darin sehen aber weder Maximilian Böltl ("Momentan funktioniert’s ja noch") noch Christoph Weigler ("Für unser Projekt hat das keine Auswirkungen") ein Hindernis.

Lesen Sie hier: AZ-Kommentar zum Thema

Lesen Sie hier: Taxiverband warnt vor Folgen von Markt-Reform

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