Kein Bahn-Tunnel für Daglfing? Widerstand regt sich
München/Daglfing - Ein Tunnel zwischen Daglfing und Johanneskirchen, durch den die künftig viergleisige Bahnstrecke verlaufen könnte, scheint erst mal nicht in Sicht. Laut DB Netz AG hat eine Untersuchung der Uni Innsbruck über die möglichen Ausbauvarianten "Tunnel", "Trog" und "ebenerdig" für die fünf Gleiskilometer nämlich ergeben: "Die ebenerdige Variante stellt nach allen Gesichtspunkten die beste Variante dar."
Trotz einer Zunahme an Zügen werde es für rund 6.500 der aktuell betroffenen 8.000 Wohnungen leiser, beim Trog seien es gerade mal 500 mehr. Dafür koste dieser im Vergleich zur ebenerdigen Variante statt 0,9 Milliarden Euro 2,2 Milliarden. Noch teurer sei mit 2,4 Milliarden Euro der Tunnel.
Anwohner leiden weiter unter Güterverkehr-Lärm
Für die seit Jahrzehnten durch Lärm und geschlossene Schranken geplagten Anwohner wenig tröstlich, denn der Verkehr wird durch den Güterverkehrs-Zulauf vom Brenner-Basistunnel kräftig zulegen. Wie stark, daran scheiden sich die Geister.
Der 2016 beschlossene Bundesverkehrswegeplan basiert auf Prognosen von 2010, während die Trimode-Studie von weit höheren Zahlen ausgeht. Die DB Netz jedenfalls nennt für 2030 die Anzahl von 509 Zügen in beiden Richtungen innerhalb von 24 Stunden.
SEM-Projekt wohl auch von Zug-Lärm betroffen
Prekär ist die Sache vor allem, weil die Stadt im Münchner Nordosten mit der SEM ein Siedlungsgebiet für 10.000 bis 30.000 Neubürger plant, die von dem Zug-Lärm betroffen wären. Laut DB Netz ist dies in der Uni-Studie berücksichtigt. Für die Tunnellösung sei man weiter offen, so die Bahn – falls die Stadt zahle.
Die SPD/Volt-Stadtratsfraktion jedenfalls fordert vehement den Tunnel, den Bund und Freistaat mitfinanzieren sollen. "Eine oberirdisch geführte Güterzugstrecke viergleisig auszubauen, ist heute nicht mehr darstellbar", so die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner.
Die Bundestagsabgeordnete Claudia Tausend (SPD) will sich gemeinsam mit ihrem CSU-Kollegen Wolfgang Stefinger dafür einsetzen, dass die Entscheidung für den Streckenausbau der Bundestag trifft und nicht Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Der hat der Feinuntersuchung der ebenerdigen Trasse zugestimmt, die des Tunnels müsste die Stadt selbst bezahlen.
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