Katholischer Millionen-Bau: Das ist die neue Holzkirchner Holzkirche

Im Speckgürtel von München werden nach Jahren gleich zwei neue Gotteshäuser geweiht - eine absolute Seltenheit. Das vermögende Erzbistum lässt sich die Gebäude eine Menge Geld kosten.
Paul Winterer |
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Matthias Hefter, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, geht durch den Neubau der katholischen Kirche St. Josef. Die Holzkirche, deren Form an das
Alpenpanorama erinnern soll, ist einer von zwei Kirchenneubauten, die in diesem Jahr in Bayern geweiht werden.
Andreas Gebert/dpa Matthias Hefter, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, geht durch den Neubau der katholischen Kirche St. Josef. Die Holzkirche, deren Form an das Alpenpanorama erinnern soll, ist einer von zwei Kirchenneubauten, die in diesem Jahr in Bayern geweiht werden.

Holzkirchen - Zehn lange Jahre ist im Erzbistum München und Freising keine einzige neue katholische Kirche mehr gebaut worden. Und jetzt werden innerhalb von nur drei Monaten gleich zwei neue Gotteshäuser geweiht. An diesem Sonntag wird der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, die Holzkirche in Holzkirchen weihen.

Am 10. Juni geht die nach dem seliggesprochenen Jesuitenpater Rupert Mayer benannte Kirche in Poing in Betrieb. Zusammen 25 Millionen Euro lässt sich das Bistum, eines der vermögendsten der Welt, die Kirchen kosten.

In Holzkirchen ersetzt die neue Kirche St. Josef ihre gleichnamige Vorgängerin, die nach nur 50 Jahren wegen erheblicher statischer Mängel abgerissen werden musste.

Ein mit Holzschindeln gedeckter 22 Meter hoher Kegelstumpf ragt aus einem Wohngebiet heraus. Deutlich kleiner, aber in identischer Form fügt sich die Werktagskapelle ein, verbunden durch einen Zwischenbau mit Foyer und Sakristei.

Erinnerungen zwischen Atommeiler und Alpenpanorama

Viele Holzkirchner haben der neuen Kirche wenig respektvoll den Spitznamen "Kühlturm" verpasst, tatsächlich ähnelt das Bauwerk dem Kühlturm eines Atommeilers.

Pfarrer Gottfried Doll ficht derlei Kritik an der eigenwilligen Architektur von Eberhard Wimmer nicht an. "Die Alpengipfel sind nicht weit", sagt der 49-Jährige, "mich erinnert die neue Kirche an das Alpenpanorama."

Im Innern ist der Besucher von dreieckigen Elementen aus Holz umgeben, erhellt wird der weitgehend fensterlose Kirchenbau durch eine große Oberlichte am Ende des Kegelstumpfes. Die Kirchenbänke sind kreisrund um den Altarraum geformt. Entsprechend dem Ortsnamen und dem Namenspatron St. Josef hat der preisgekrönte Architekt eine reine Holzkirche entworfen.

"Wimmer hat den Auslobungstext für den Kirchenbau perfekt umgesetzt", freut sich der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Matthias Hefter.

Die Kirche ist nun fertig, auf ihr neues Pfarrzentrum müssen die Gläubigen freilich noch einige Jahre warten. Das Ordinariat hat das fertige Konzept aus Kostengründen kassiert. Weitere gut fünf Millionen zu den 10,6 Millionen Euro allein für die Kirche waren der Bistumsleitung zu viel. Immerhin wird der Bedarf für ein neues Pfarrheim im Ordinariat inzwischen als dringlich eingestuft.

In der architektonisch außergewöhnlichen Pfarrkirche werden neben den Gottesdiensten am Sonntag und den kirchlichen Festen auch Konzerte und Veranstaltungen stattfinden. "St. Josef soll eine Begegnungsstätte für Holzkirchen werden", meint der für das südliche Erzbistum zuständige Weihbischof Wolfgang Bischof.

Die Weihe der neuen Kirche in Poing war ursprünglich schon für vergangenen Herbst geplant gewesen, musste jedoch verschoben werden, weil eine Baufirma pleite ging.

Anders als die Kirche in Holzkirchen ist die Poinger Kirche ein Betonbau. Auch für sie gibt es schon einen Spitznamen: Sprungschanze sagen viele Einheimische wegen der eigenwilligen Form des Gebäudes dazu.

Kirchenneubauten sind eine Seltenheit geworden. Dennoch: In Kösching nahe Ingolstadt wird noch in diesem Jahr ein evangelisches Gemeindezentrum samt Kirche in Betrieb genommen.

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