Kampf ums Münchner Wasser

Das Schutzgebiet im Mangfalltal müsste erweitert werden – doch vor Ort gibt es weiter massiven Widerstand.
Florian Zick |
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Mangfalltal - Das Leitungswasser ist der ganze Stolz der Münchner: megasauber, supergünstig und vom Mineralstoffgehalt auch nicht viel schlechter als teurer Sprudel aus dem Supermarkt. Jetzt allerdings gibt es Ärger um das kühle Nass.

Das Münchner Wasser kommt zu 80 Prozent aus dem Mangfalltal. Damit sich Typhus und Cholera nicht weiter verbreiten können, hat Max von Pettenkofer 1880 dort für die Stadt den Zugriff auf Frischwasser gesichert. Diese bis heute bestehenden Altrechte sorgen vor Ort aber zunehmend für Verdruss.

Der Grund dafür ist das Wasserschutzgebiet nördlich von Miesbach. Dieses müsste eigentlich um eine dritte Schutzzone erweitert werden. Eine Fläche von fast 900 Hektar wäre künftig dann Restriktionen unterworfen. Proteste der ortsansässigen Landwirte haben die Ausweisung bislang aber verhindert.

"Einzelinteressen dürfen nicht wichtiger sein als die Wasserversorgung"

Der Münchner Landtagsabgeordnete Florian von Brunn (SPD) will diese Blockadehaltung nun nicht weiter hinnehmen. Seit 1985 laufe die Ausweisung der dritten Schutzzone. Seit 2010 sei per Bundesgesetz festgeschrieben, dass ein Wasserschutzgebiet zwingend aus drei Zonen zu bestehen habe. "Eigentlich ist alles klar", sagt von Brunn. Umso unverständlicher sei es, dass das Schutzgebiet immer noch nicht die rechtlichen Anforderungen erfülle.

Von Brunn spricht von einem "unfassbaren Staats- und Behördenversagen". Den Landwirten sei es gelungen, CSU und Freie Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Doch mit dieser Art von Amigo-Klüngelei müsse endlich Schluss sein. "Einzelinteressen dürfen nicht wichtiger sein als die Wasserversorgung von über einer Million Menschen", schimpft er.

Ausweisen der dritten Schutzzone nach Brunn alternativlos

Die Ausweisung der dritten Schutzzone ist laut von Brunn alternativlos. Woanders ein Wasserschutzgebiet zu errichten, würde einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Das sei also keine Option. Zudem würden die Landwirte im Raum Miesbach ohnehin schon ausreichend subventioniert. Das Aussetzen der dritten Schutzzone: Für von Brunn ist das nichts anderes als falsche Rücksichtnahme.

Tatsächlich fördern die Münchner Stadtwerke den ökologischen Landbau im Bereich des Wasserschutzgebiets. Zusätzlich zu den regulären EU-Subventionen fließen so im Jahr etwa 1,2 Millionen Euro an Öko-Förderung extra in die Region – finanziert über die Münchner Wassergebühren. Man könne ihm also nicht erzählen, sagt von Brunn, dass sich beim Ausweisen einer dritten Schutzzone nicht mehr ordentlich wirtschaften lasse.

In der Münchner SPD will man deshalb nun dafür kämpfen, dass die Qualität des Leitungswassers in der Stadt gesichert wird. "Es geht ja nicht darum, dass wir alle gleich tot umfallen, wenn die dritte Schutzzone nicht kommt", sagt Lena Odell von den Jusos. Aber eine bakterielle Belastung des Trinkwassers sei schließlich woanders auch schon vorgekommen. Klar, dann könne man das Wasser chloren. Aber Chlor im guten Münchner Trinkwasser – das wolle schließlich auch niemand haben.

 

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