Großeinsatz in Garching bei München: SEK findet toten Reichsbürger

In Garching droht ein sogenannter Reichsbürger mit Suizid. Die Polizei rückt mit Spezialeinheit an. Später finden die Einsatzkräfte den Mann tot in seiner Wohnung.
von  Nina Job
In diesem Haus hatte sich der Garchinger verschanzt.
In diesem Haus hatte sich der Garchinger verschanzt. © Daniel von Loeper

In Garching droht ein sogenannter Reichsbürger mit Suizid. Die Polizei rückt mit Spezialeinheit an. Später finden die Einsatzkräfte den Mann tot in seiner Wohnung.

Garching - Die Rechte und Gesetze der Bundesrepublik wollte er nicht anerkennen. Die Briefe des Landratsamtes mit der Aufforderung, er müsse seine Waffen abgeben, hatte der Garchinger ignoriert. Am Dienstag hat sich der 43-Jährige, der den Behörden als Reichsbürger bekannt war, in seiner Wohnung das Leben genommen.

"Seinen Selbstmord hat er auf einem Zettel angekündigt, den er bei einem Nachbarn an die Tür gehängt hat", sagt Carsten Neubert von der Polizei München. Dieser Nachbar rief gegen 9 Uhr die Polizei. Die evakuierte zunächst die übrigen neun Wohnungen in dem zweistöckigen Haus und versuchte, Kontakt mit dem 43-Jährigen aufzunehmen. Vergeblich.

In unmittelbarer Nähe zu der Wohnung des Reichsbürgers sind ein Hotel, die Grundschule Ost und das Werner-Heisenberg-Gymnasium. "Kurz nach elf Uhr kam in den Schulen die Durchsage, dass die Kinder die Klassenzimmer und die Schule nicht verlassen dürfen", berichtet ein Vater. Einige Kinder wurden in die Tischtennishalle gebracht.

Die Straßen rund um den Mühlfeldweg wurden von der Polizei weiträumig gesperrt. Denn die Beamten wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, ob der Mann noch am Leben ist und ob er seine Waffen gegen andere richten wird.

Die Schüler durften zwar auf die Toilette, aber nicht ins Erdgeschoss oder aus dem Schulgebäude heraus. Nach zwei bangen Stunden kam dann die Entwarnung über die Schul-Lautsprecher.

Auch der Staatsschutz wurde eingeschaltet

Gegen 13 Uhr drang das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei durch ein Fenster in die Wohnung des Mannes ein. Rund 100 Polizeibeamte waren laut Polizeisprecher Neubert an dem Einsatz beteiligt.

Spezialeinsatzkräfte fanden den Mann tot in seiner Wohnung. Derzeit ermittelt das Fachkommissariat K12 (Todesermittlung), wie der Mann sich das Leben genommen hat. Bis zum Abend waren noch Beamte der Kriminalpolizei dort. Es ermittelt auch der Staatsschutz.

Der Mann hatte seine Waffen zunächst legal besessen, war dann aber aufgefordert worden, sie abzugeben. Weil der Mann zuvor laut dem Büro des Bürgermeisters angekündigt hatte, keine Steuern mehr zu zahlen, weil er den Staat nicht anerkennt, kam er auch dieser Aufforderung nicht nach.

"Das Landratsamt hat uns noch nicht kontaktiert, sie bei der Abnahme der Waffen zu unterstützen. Das wäre der nächste Schritt gewesen", sagt Neubert. Jasmin Menrad


Was genau sind eigentlich Reichsbürger? Welche Ideologie haben sie? Wie gefährlich sind sie? Alle Infos zur Bewegung finden Sie hier.


Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen – es sei denn, die Tat erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie bei der Telefonseelsorge: 0800–111 0 111 und 0800–111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist kostenlos.

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