Gilchinger Kitas dürfen nicht eröffnen - wegen 60 Zentimetern
Gilching - Über 60 Kinder warten in Gilching auf einen Krippenplatz - immerhin die Hälfte davon hätte in diesem Frühling bei Zsanett Nemeti (31) und Monika Üblacker (32) unterkommen können. Ihr Krippenprojekt "Alimonia Kids" droht nun allerdings zu scheitern.
Die Räumlichkeiten der drei Einrichtungen, zwei davon in der St.-Gilgener-Straße und eine weitere in der Sonnenstraße, sind bereits fertiggestellt. Die Eröffnung für die erste Einrichtung in der St.-Gilgener-Straße hätte bereits am 1. April stattfinden sollen, die zweite am kommenden Donnerstag. Beide müssen verschoben werden - wegen fehlender Baugenehmigungen: Das Haus, in dem sich die beiden Einrichtungen befinden, steht zu nah am Nachbargrundstück, es fehlen 60 Zentimeter. Zuerst hatte die "SZ" darüber berichtet.
Betreiberin Zsanett Nemeti schildert die Situation im Gespräch mit der AZ folgendermaßen: "Es gibt zum Nachbargrundstück hin einen Zaun, der vor 20 oder 30 Jahren erbaut wurde. Der Zaun wurde damals allerdings mit falschen Abständen in den Bauplan eingetragen. Der Architekt unserer Vermieter musste für die neuen Anträge alles neu bemessen. Deshalb ist aufgefallen, dass es Abweichungen zwischen dem alten und dem neuen Bauplan gibt." Erst kurz vor der Eröffnung seien die Betreiberinnen darüber informiert worden, dass das Landratsamt die erforderliche Baugenehmigung nicht erteilen könne.

Kita-Chaos in Gilching: Das sagt das Landratsamt
Das Problem der fehlenden Abstandsfläche sei allerdings bekannt gewesen, wie der Sprecher des Landratsamts Stefan Diebl der AZ erklärt. "Es war von Anfang an klar, dass hier 60 Zentimeter fehlen", sagt Diebl: "Eine Abstandsfläche ist im Baurecht ganz einfach vorgegeben. Die muss man als Privatmensch genauso einhalten wie jeder andere: Man darf an den Nachbarn nicht näher heranbauen als es die Abstandsfläche vorgibt, so ist nun mal die Lage."
Der betroffene Nachbar habe laut dem Sprecher zwischenzeitlich eingewilligt, eben jene Abstandsfläche abzutreten, seine Meinung später allerdings geändert. "Es hieß die ganze Zeit, dass die Zustimmung vom Nachbarn kommen würde. Diese hatten sie scheinbar auch, aber letztendlich ist keiner auf uns zugekommen", erklärt Diebl.
Nemeti schildert die Situation anders: Von einer Vereinbarung mit den Nachbarn habe man nichts gewusst, über die fehlende Abstandsfläche sei sie ohnehin erst eine Woche vor Eröffnung informiert worden. Am Dienstagnachmittag kam schließlich die Nachricht, dass die Nachbarn eingewilligt hätten. Alleine die Zustimmung vom Landratsamt fehle noch, damit die erforderliche Genehmigung ausgestellt werden könne. Nemeti ist aber noch stutzig. "Wir haben seit letztem Sommer immer wieder die Nachricht bekommen, dass der Genehmigung nichts im Wege steht. Ich freue mich natürlich sehr über die Neuigkeiten, aber ich traue dem Ganzen erst, wenn ich es schwarz auf weiß vor mir liegen habe."

Budget aufgebraucht: "Alimona Kids" sucht Sponsoren
Auch beim Standort in der Sonnenstraße gibt es Probleme: Hier wurde das Untergeschoss in der ehemaligen Asylunterkunft der Caritas zur Kinderkrippe umgestaltet, die oberen Stockwerke will die Caritas vermieten. Doch auch hier gibt es keine Baugenehmigung, da die notwendigen Parkplätze für die Wohnungen nicht nachgewiesen werden können.
Wie es nun weitergeht ist völlig unklar. Knapp 100.000 Euro haben Zsanett Nemeti und Monika Üblacker in den vergangenen Jahren in das Projekt investiert, ihr Budget, erzählen sie, ist mittlerweile aufgebraucht. "Wir wissen nicht, wie wir den Monat Mai überbrücken sollen. Wir haben Personalkosten, wir haben Mietkosten, wir haben noch ausstehende Renovierungskosten. Das ist eigentlich unser größtes Problem. Wir würden dieses Projekt nur sehr ungern aufgeben, aber wenn nicht bald etwas passiert, dann müssen wir das, weil einfach das Geld nicht mehr da ist", erzählt Nemeti.
Um ein Scheitern des Projekts zu verhindern, haben sie und ihre Kollegin nun auf ihrer Website eine Spendenaktion ins Leben gerufen. "Wir suchen Sponsoren, die uns fördern und unterstützen, damit wir diesen Monat überbrücken können", sagt Nemeti. 22.000 Euro sind dafür nötig.
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