Gaststätte Andechser Hof in Tutzing soll bald nicht mehr leer stehen

Tutzing - Es ist ein Trauerspiel. Allerdings haben Trauerspiele in der Regel eine begrenzte Anzahl von Akten. Doch da ist man sich bei der bekannten Gaststätte Andechser Hof in Tutzing mittlerweile gar nicht mehr so sicher . . . Der Andechser Hof hat bereits einiges hinter sich. Im Jahr 1865 erbaut, wurde dem Gebäude ein Gaststättenbetrieb vorgeschrieben. Das ist zwar praktisch für den Ausschank des Klosterbiers, nicht aber für denjenigen, der Saal, Gasthof und Fremdenzimmer letztlich auch unterhalten muss.
Denn nur selten gelingt es einer traditionsbewussten Wirtefamilie, mal eben sechs Millionen Euro abzuzwacken. Auf diese Summe beliefen sich aber die Renovierungskosten des ältesten Gasthofs Tutzings. Ziel der Andechser Abtei als Besitzerin der Wirtschaft, so berichten der kaufmännische Leiter des Klosters Christian Rieger und Pressesprecher Martin Glaab, sei die Weiterführung der Gaststätte mit möglichst vielen Fremdenzimmern. Seit 2012 steht die Traditionsgaststätte aber leer – und sucht nach einem Investoren. Bis dieser gefunden würde, seien daher auch Asylunterkünfte für ein Jahr lang denkbar. Das wäre im Sinne der Abtei, der Asylbewerber und der Abgeordneten; womit jedoch keiner zurechtkommt, ist Stillschweigen.
Das Jahr 2016 ist das Jahr der Planung, heißt es
Mit Investoren habe es immer wieder Probleme gegeben, weshalb man keine neuen Pächter mehr bekannt geben wolle, so lange nicht alles in trockenen Tüchern sei. Verständlich, aber unbefriedigend. Der Andechser Hof ist eine höchst emotionale Angelegenheit für die Tutzinger und fordert größtmögliche Transparenz. Seit wann war Gemauschel hinter Klostermauern allerdings transparent? Noch nie, bis heute. Die Facebook-Seite des Klosters postete zuletzt Anfang März ein Bild mit einem Bagger, der 50 neue Wohnmobilplätze zu graben im Begriff war.
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Immerhin einer weiß Bescheid, nämlich Martin Glaab, Pressesprecher des Klosters Andechs: Der Andechser Hof wird verkauft, die Gaststätte bleibt erhalten, und zwar mit größtmöglichem Wiedererkennungswert. Das ist der Stand seit März, und dabei bleibt es auch. 2016 sei das Jahr der Planung, 2017 solle gebaut werden. Es gibt keine Daten und Namen. Erst, wenn die Tinte unter dem Vertrag trocken sei. Eines wird jedenfalls deutlich: „Uns liegt das Kloster unsagbar am Herzen.“ Na, hoffentlich!
Ist es die letzte Chance, den Hof wiederzubeleben?
Zurück zum Stand von März: ein Investor, der die Erhaltung des historischen Teils der Gaststätte mit Saal und Biergarten sei gefunden, hieß es. Der Rest solle abgerissen und für Wohnungsbau freigeräumt werden. Bürgermeister Rudolf Krug sprach von der möglicherweise „letzten Chance, den Andechser Hof wiederzubeleben“. Diesmal kann nun wirklich nichts mehr schiefgehen, so würde man gerne meinen. Doch nach allem – Lichterketten, Bittschriften und sogar die Einschaltung von Ilse Aigner – glaubt man an alles. Oder an gar nichts mehr.
Im Jahr 2017 soll es mit den Umbaumaßnahmen losgehen. Mit dem Berliner Flughafen hat der Andechser Hof gemein, dass sich eine gewisse Mystik hinter ihnen verbirgt. Vielleicht passiert etwas Großes – bislang noch Unsichtbares. Vielleicht geschieht aber auch gar nichts.
Was der Andechser Hof also noch alles vor sich hat, wissen nur wenige genau. Da kann man nur hoffen, dass Teile der klösterlichen Gelassenheit auch in den gastronomischen Gemäuern verweilen. Sie werden dringend gebraucht.