Erfrischendes Wochenende: Wandern ins kühle Münchner Umland

München - Die Sonne knallt schon ordentlich vom Himmel, wenn sie gerade nicht hinter Wolken versteckt ist. Wer dieses Sommerwetter im Freien verbringen möchte, sollte sich einen Hut und den entsprechenden Lichtschutzfaktor einpacken - oder dorthin gehen, wo frisches Wasser durch Schluchten tost, sich in Wasserfällen ergießt oder pittoresk dahin plätschert. Denn wo sich ein Bacherl durch den Fels gräbt, ist es nicht nur schön, sondern man spart sich gleich noch ein paar Grad.
Viele abwechslungsreiche Touren zu erfrischenden Zielen haben Wilfried und Lisa Bahnmüller in ihrem gerade erst erschienenen Wanderbuch "Wilde Wasserfälle und Klammen: Bayerische Hausberge" (J. Berg, 18 Euro) beschrieben.
Die AZ stellt Ihnen auf diesen beiden Seiten drei Touren aus dem Buch vor. Viel Spaß beim Abkühlen und Planschen!
In der Giessenbachklamm: Tour mit Almen-Glücksplatz
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz in Gießenbach bei Scharnitz/Tirol
Länge: 12 km
Höhenmeter: 480
Dauer: 3.45 Stunden
Anspruch: leicht

Die landschaftlichen Veränderungen durch Murenabgänge und deren Folgen sind auf der gesamten Wanderung nicht zu übersehen und verleihen der Tour einen zusätzlichen Reiz. Auch der Beginn ist sogleich eindrucksvoll, denn direkt vom Wanderparkplatz folgen wir der Straße über die Gleise und wandern über die Brücke in die Gießenbachklamm.
Die kleine Almstraße führt stets ansteigend, aber nicht zu steil ein gutes Stück oberhalb des tosenden Wassers an großen Felsbrocken vorbei. Mit seiner Wasserkraft fräst sich der Gebirgsbach Jahr für Jahr tiefer in das Bachbett. Auf einigen Brücken haben wir die Möglichkeit, in die Tiefe zu schauen. Die Klamm ist relativ unbekannt und so haben wir den Weg, abgesehen von ein paar Mountainbikern, eigentlich für uns allein.
Dramatische Landschaft: Bald wird der Weg flacher, und das Wasser plätschert deutlich sanfter neben unserem Weg dahin. Vorbei an einigen Wasserreservoirs teilt sich der Weg dann an einer Brücke: Geradeaus ginge es weiter zur Oberbrunnalm, auf einem Weg, den Mountainbiker gern nutzen. Wir hingegen halten uns hier rechts und folgen der Beschilderung zur Eppzirler Alm.

Nun steigt der Weg etwas steiler, aber immer noch human an. Wir überwinden dabei den Übergang vom Gießenbach- ins Eppzirler Tal. Dann wird der Weg wieder flacher, und die Bäume geben einen ersten Blick zum beeindruckenden Felsenkessel am Talende frei. Gut, dass es hier eine erste Rastbank gibt, die uns das Szenario in Ruhe genießen lässt. Wenige Schritte weiter ändert sich dann das Landschaftsbild dramatisch: Ganz plötzlich befinden wir uns zwischen Schuttreißen, die sich ihren Weg durch die Latschen suchten - Überreste der großen Unwetterkatastrophe von 2013, als die Gerölllawinen am Talboden sogar einen kleinen See entstehen ließen. Wir wandern nun direkt auf das hufeisenförmige Talende zu, wo die Felsriegel der Erlspitzgruppe den Abschluss des Talkessels bilden. Und das sind nicht einfach irgendwelche Berge: Steinige Spitzen und Zacken präsentieren sich von ihrer schönsten Seite, und dieser atemberaubende Anblick begleitet uns nun bis zur Eppzirler Alm (1.459 m).

Zum Almenglück: Auf dem letzten Kilometer dorthin stoßen wir nochmals auf Überbleibsel der Murenabgänge, bevor wir unser Ziel erreichen und auf der sonnigen Almterrasse sicher ein schönes Plätzchen finden. Mit einem guten Kaspressknödel, einem deftigen Speck- oder Käsebrot oder einem süßen Mohnstrudel ist das Glück dann perfekt. Wer sich für die Geschichte der Alm interessiert, findet in der kleinen Speisekarte einige interessante Informationen. Bevor wir uns auf den Rückweg machen, werfen wir noch einen Blick in die Marienkapelle hinter der Hütte. Dann geht es auf dem Hinweg retour, wobei sich nun mit dem Blick auf die Ahornspitze ein ganz neues Panorama auftut. Durch die Gießenbachklamm erreichen wir unseren Wanderparkplatz.
Durch die Schleifenmühlklamm: Gipfel, Schlucht und Mühlsteine
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Steckenberg bei Unterammergau
Länge: 5,5 km
Höhenmeter: 250
Dauer: 2 Stunden
Anspruch: leicht

Wir starten am Wanderparkplatz und gehen zunächst geradeaus auf der leicht ansteigenden Forststraße in Richtung Pürschling. Die Abzweigung nach rechts in die Schleifmühlenklamm lassen wir vorerst unberücksichtigt - wir werden die Klamm erst am Ende der Tour von oben kommend durchwandern.
Jetzt dauert es nicht lange, und schon biegen wir von der Pürschlingstraße links auf den Bergpfad ab, der zum Steckenbergkreuz ausgeschildert ist. Aber Vorsicht, diese Abzweigung kann man leicht übersehen! Sollten wir an das obere Ende der Klamm kommen, sind wir zu weit gegangen. Nun geht es steil aufwärts und im Zickzack stets an der Hangkante entlang. Der Weg ist von frei liegenden Baumwurzeln überzogen, und bei Nässe muss man hier etwas aufpassen. Aber so macht Wandern einfach viel mehr Spaß als auf geebneten Forstwegen.

Ab und zu finden wir an den Bäumen ein weißes Schild mit einem kleinen grünen Pfeil, dem wir folgen. Nach einem ersten steileren Stück treffen wir oberhalb der Skipisten - die im Sommer allerdings als solche schwerer zu identifizieren sind - auf einen Forstweg. Diesem folgen wir nach rechts, und schon kurz darauf weist uns der grüne Pfeil wieder nach links auf einen Wanderweg in den Wald. Der Pfad führt weiter an der Hangkante entlang aufwärts, bis sich der Wald langsam lichtet. Das letzte Stück geht es nun nochmals steil entlang eines Zauns hinauf zum Steckenbergkreuz (1.211 m).

Von der Aussicht in die kühle Klamm: Das Kreuz steht auf einem winzigen Wiesenbuckel hoch über dem Ammertal. Unter uns liegt Unterammergau, direkt nördlich davon erhebt sich das Hörnle. Eine Lücke gibt den Blick auf den Hohen Peißenberg frei, und bei guter Sicht sind die kleine Wallfahrtskirche und die Wetterstation auf seinem Gipfel mit bloßem Auge zu erkennen. Noch weiter in der Ferne erkennt man die Satellitenschüsseln der Erdfunkstelle von Raisting und dahinter sogar das Südufer des Ammersees.
Zurück geht es anfangs das erste steile Stück auf demselben Weg, den wir gekommen sind. Wir können die Tour aber zu einem Rundweg gestalten - dafür brauchen wir nur etwas Orientierungssinn und ein wenig Gespür für ein kurzes Wegstück, wo der Pfad schlecht zu sehen ist. (Achtung: Wer sich unsicher fühlt, um diese Rundtour zu wagen, der wandert bis zur Pürschlingstraße am Hinweg zurück und hält sich dann dort für wenige Meter nach links bis zum oberen Ende der Schleifmühlenklamm.)
Wenn wir nach dem ersten Steilstück vom Gipfel wieder in den Wald hinunterkommen, sehen wir links von uns zwischen den Bäumen eine Almwiese, auf der wir weiter in Wanderrichtung gehen. Anfangs ist der Boden noch sehr feucht, aber nach wenigen Minuten stoßen wir auf einen breiteren Forstweg, der hier beginnt. Wenn wir diesem Weg folgen, erreichen wir über ein Brücklein wieder die breitere Pürschlingstraße. Dieser folgen wir nach rechts und bald steil bergab. Von links stößt noch einmal ein breiterer Forstweg zu unserem Weg, wir aber bleiben rechts und wandern weiter hinunter. Bald passieren wir viele kleine Berghütten, dann weist uns ein Schild nach links in die Schleifmühlenklamm.
Historischer Wetzsteinabbau: Nun geht es gleich steil hinunter und vorbei am ersten großen Wasserfall. Der Weg ist schmal und führt zum Teil über Stege und eiserne Brücken. Das Wasser rauscht in seinem Bachbett und fällt über mehrere Stufen abwärts. Erst im unteren Teil der Klamm nähern wir uns allerdings dem Wasser und können hier an mehreren Stellen einen Platz für eine erfrischende Pause suchen. In diesem Bereich der Klamm kann man auch noch Spuren des Wetzsteinabbaus erkennen - in der Landwirtschaft wurden früher Wetzsteine zum Schleifen für Sensen benötigt. Am Ende der Klamm stoßen wir wieder auf die Pürschlingstraße, der wir nur noch wenige Meter bis zum Wanderparkplatz folgen müssen.
Zum Obernacher Wasserfall: Unbekanntes Kleinod
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz/Parkbucht Maxhütte bei Wallgau
Länge: 2,5 km
Höhenmeter: 60
Dauer: 1 Stunde
Anspruch: leicht

Wir beginnen am Wanderparkplatz Maxhütte, der direkt an der B11 liegt. Diese queren wir gleich einmal vorsichtig und wandern dann auf dem Fuß- und Radweg nach links in nördliche Richtung. Das ist leider der am wenigsten schöne Abschnitt der Tour, denn viele Autos und Motorräder rauschen - zum Glück mit Abstand - an uns vorbei. Aber die Strecke ist schnell geschafft, nur etwas Orientierungssinn ist nötig, denn weder der Wasserfall noch der Sachensee sind beschildert. Ein echter Geheimtipp eben!
Links von uns schimmert zwischen den Bäumen bald schon der tiefer gelegene Sachensee herauf. Zunächst passieren wir ihn jedoch und bleiben dem Weg treu, bis wir auf der anderen Seite der B11 eine weitere Parkbucht sehen. Nun sind es nur noch ca. 50 Meter, und wir treffen links auf den Obernacher Wasserfall. Er gehört zum ausgeklügelten System des Walchenseekraftwerks und dient zur Energiegewinnung. Warnhinweisschilder erinnern daran, nicht zu nah an das Ufer des Obernacher Kanals zu gehen - es ist nicht gesichert, und der Wasserstand kann sprunghaft ansteigen. Etwas Vorsicht ist somit geboten, denn man erkennt auch deutlich, wie das Wasser mit seinen tiefen Strömungen zwischen den Felsen eine ungeheure Kraft entfesselt. Auch wenn es hier nun keinen Platz zum Niederlassen und Ausruhen gibt, ist der türkisfarben schillernde Wasserfall hübsch anzusehen.

Zum Sachensee: Einen Rastplatz finden wir im Anschluss dann am Sachensee. Deshalb drehen wir hier um und wandern ein Stück zurück. An der nächsten Möglichkeit biegen wir rechts in einem spitzen Winkel in den kleinen Feldweg ein, der nur für den Werksverkehr sowie für Land- und Forstwirtschaft freigegeben ist. Leicht bergab kommen wir so zum Ablauf des Sachensees. Um das System zu verstehen, muss man wissen, dass südlich von Krün am Isarstausee ein Teil des Isarwassers abgezweigt wird, um für das große Walchenseekraftwerk bei Kochel immer genügend Wasser zu haben. Dieses Wasser wird in Krün in einen Kanal geleitet, der bei Wallgau in die Erde versenkt wird, nur um kurz darauf am Sachensee wieder ans Tageslicht zu treten. Von dort fließt das Wasser im Obernachkanal zum Walchensee, nicht ohne zuvor noch Verwendung in der großen Obernacher Wasserversuchsanstalt der TU München zu finden.
Orientierungssinn gefragt: Sensationell ist die türkise Farbe des Sees, die sich vor allem im Bereich des Flusses verteilt. Weiter zu den Uferregionen hin verliert sich dann das Farbenspiel. Wir queren den Ablauf und folgen links dem Uferweg im Uhrzeigersinn. Mit etwas Abstand zum Ufer geht es durch ein kleines Moor und entlang einer Almwiese. Dann nähern wir uns dem Einlauf des Obernachkanals, und der Weg wird nun abrupt schlechter. Das Wasser verschwindet in den Untergrund, links sehen wir einen kleinen Wall. Jetzt ist etwas Orientierungssinn gefragt. Der Pfad quert schließlich etwas nach links und führt dann als Trampelpfad zu einer einsamen Hütte im Wald, vor der wir uns links halten.
Der Weg ist jetzt wieder breiter, aber in einem schlechten Zustand. Wir steigen bergauf, halten uns an der Weggabelung rechts und erreichen von oben wieder den Rad- und Fußweg an der B 11. Wenn wir alles richtig gemacht haben, stehen wir dann genau gegenüber der Parkbucht, an der unsere Wanderung begann.