Er wurde 92: Wetter-Experte Josef Jägerhuber ist tot

Trauer um Josef Jägerhuber: Der legendäre Wetter-Experte ist am Samstag im Alter von 92 Jahren verstorben.
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Josef Jägerhuber mit seiner kleinen Wetterstation. (Archivbild)
imago/Reinhard Kurzendörfer Josef Jägerhuber mit seiner kleinen Wetterstation. (Archivbild)

Trauer um Josef Jägerhuber: Der legendäre Wetter-Experte aus Starnberg ist am Samstag im Alter von 92 Jahren verstorben.

München - Der berühmte Starnberger Hobby-Meteorologe Josef Jägerhuber ist am vergangenen Samstag im Alter von 92 Jahren verstorben. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Familie.

Er war einer der berühmtesten Starnberger – und dabei kein Schauspieler oder Sportler, sondern eben Wetterfrosch. Auch den AZ-Lesern hat er viele Jahre lang immer wieder Ausblicke auf weiße oder grüne Weihnachten, heiße oder kühlere Sommer und verregnete oder herbstlich-warme Wiesn gegeben.

Jägerhuber lag oft richtig

Jägerhuber war einer der bekanntesten Wetter-Experten der vergangenen Jahrzehnte. Seine Vorhersagen traf der Starnberger stets zum Ende des Jahres für die kommenden zwölf Monate. Wegen einer anhaltenden Krankheit hatte er für dieses Jahr keine Prognose mehr abgeben können.

Seine Vorhersagen fanden weit über die Landesgrenzen hinaus große Beachtung: Denn oft lag der Hobby-Meteorologe richtig – aber auch nicht immer, wie er vor einigen Jahren zugegeben hat. Das alles sei "natürlich ohne Gewähr", sagte er damals zu einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur.

Wetter-Aufzeichnungen über 60 Jahre

"Ich lag einige Male schon ganz schön daneben", sagte er mit einem Blinzeln der Augen. Einen wissenschaftlichen Anspruch erhob er ohnehin nicht. Bei seinen Voraussagen vertraute Jägerhuber auf den Hundertjährigen Kalender, auf Bauernregeln und seine eigene Wetterstation.

Fast 60 Jahre lang zeichnete Jägerhuber das Wetter an seinem Wohnsitz akribisch auf – beim Frühstück mit Blick über den Starnberger See. Die Werte über Temperatur, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit lieferte ihm dabei eine eigene Wetterstation auf seinem Balkon mit der wunderbaren Aussicht in die Alpen.

Jägerhuber entdeckte Wiederholungen

Sein Großvater und langjähriger Starnberger Bürgermeister hatte hier die älteste Druckerei der Stadt und das traditionsreiche Heimatblatt "Land- und Seebote", der Vater führte das Unternehmen weiter. Der Sohn – ein Josef wie die beiden vor ihm – übernahm den Betrieb mit 21 Jahren, gerade aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt.

Das Hobby der Wettervorhersagen hat sich einfach so ergeben. "Ich hab’ mir gedacht, jetzt halte ich jeden Tag fest, wie das Wetter aussieht." Das war 1960, zwei Jahre später zog ein eisiger Winter durchs Land, der Starnberger See war – recht selten – zugefroren.

Damals arbeitete sich Jägerhuber voller Neugier und Interesse erst richtig in die Materie ein, er studierte den Hundertjährigen Kalender, befasste sich mit den Bauernregeln und stellte fest: "Alle sieben Jahre gibt es beim Wetter bestimmte Wiederholungen."

Kritik an Jägerhuber

Sieben Himmelskörper von Sonne und Mond bis zu Merkur, Mars und Venus beeinflussen seiner Überzeugung nach das Geschehen. Sein Vorgehen bei der Erstellung seiner Vorhersagen sorgte unter Meteorologen immer wieder für Kritik, Jörg Kachelmann warf ihm einst gar Scharlatanerie vor.

Andere wiederum vertrauten auf die Vorhersagen und planten ihre Reisen oder Feste danach. Jenseits seiner Leidenschaft engagierte sich der vierfache Vater ehrenamtlich bei der Feuerwehr und im Schützenverein. Für seine Verdienste um seine Heimatstadt Starnberg wurde er mit der Goldenen Bürgermedaille ausgezeichnet.

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