Biergarten in der Nähe von München streicht ein beliebtes Gericht: "Wird noch viele betreffen"

Fürstenfeldbruck - Der Frühling ist da und die Temperaturen steigen – perfekte Voraussetzungen für einen Biergartenbesuch. Die Wirte stecken in der heißen Phase der Vorbereitung auf die anstehende Saison und haben teilweise schon früher aufgesperrt. Eine Entscheidung der Betreiber des Fürstenfelder in Fürstenfeldbruck sorgt derzeit allerdings für Furore.
Biergarten bei München: Mehrwertsteuer, Maut und Strom sogen für Streichung eines beliebten Schmankerls
Spareribs gehören neben Hendl und Wurstsalat inzwischen zu den beliebtesten Biergartengerichten. Das Fürstenfelder streicht diese für die kommende Saison aber von der Speisekarte. Der Grund: die steigenden Kosten unter anderem wegen der Mehrwertsteueranpassung von sieben auf 19 Prozent.
"Der Biergarten soll der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen", sagt Wirt Gerhard Kohlfürst der AZ. Preislich wolle man im Rahmen bleiben und das sei bei dem besagten Gericht nicht mehr möglich. Den Schritt hat der Wirt Ende Februar in einem Blog-Beitrag angekündigt. "Biergärten sind traditionell Orte des Zusammenkommens für Freund:innen und Familien, für Jedermann und -frau", heißt es dort.
Erhöhung der Mehrwertsteuer trifft "Fürstenfelder"-Biergarten: "Bayerische Gemütlichkeit soll bezahlbar sein"
"Bayerische Gemütlichkeit soll bezahlbar sein. Deshalb fallen steigende Preise hier mehr ins Gewicht." Es sei unmöglich, die Erhöhung der Mehrwertsteuer ohne Anpassung der Preise abzufangen, schildert Kohlfürst. Mit der Streichung der Spareribs wolle man ein Zeichen setzen. Denn auch die anderen Faktoren fallen bei diesem Gericht besonders ins Gewicht. Die Rippchen werden aus Österreich bezogen. Steigende Lieferkosten durch die Lkw-Maut und CO2-Steuer drückten zusätzlich auf den Preis.
"Ein Riesenfaktor ist bei uns auch der Strompreis", sagt Kohlfürst. Das Restaurant hätte "zum allerschlechtesten Zeitpunkt" neue Stromverträge abgeschlossen, die zu Mehrkosten in Höhe von etwa 120.000 Euro im Jahr führen. Zuletzt lag der Preis für die Spareribs bei 16,90 Euro. Um alle Kosten ausreichend zu decken, hätte man diese nun für knapp 20 Euro anbieten müssen – zu viel, findet der Wirt.
Gemischte Reaktionen im Netz auf Ankündigung des Wirts
Mit der Ankündigung stieß Kohlfürst aber nicht nur auf Verständnis. Im Internet habe es auch sehr viele negative Kommentare gegeben. "Für Laien ist das eine schwer nachvollziehbare Entscheidung", sagt er. "Ich wollte mit dem Beitrag ausdrücken, dass es viele Dinge sind, die berücksichtigt werden müssen." Das seit 22 Jahren bio-zertifizierte Unternehmen hätte ohnehin andere Voraussetzungen im Wareneinkauf.
Zugleich könne man im Umland nicht so hohe Preise verlangen wie ein Biergarten in München. Dennoch müssten bei verschiedensten Gerichten die Preise erhöht werden. "Die beschriebenen Herausforderungen sind für alle Branchen, die auf funktionierende Lieferketten angewiesen sind, hoch", erkennt auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf Anfrage der AZ an.
Gewerkschaft: Preise für Hauptgerichte im Schnitt um 20 Prozent gestiegen
Dennoch verweist die NGG auf Preiserhöhungen im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuer. Seit der Senkung auf sieben Prozent im Juli 2020 seien die Preise in Gastronomien für Hauptgerichte innerhalb von drei Jahren im Schnitt um mehr als 20 Prozent gestiegen. Die Zahlen basieren auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes. Zudem sei die Mehrwertsteueranpassung früh angekündigt worden. "Die Rückführung der Mehrwertsteuer in den Normalzustand mit 19 Prozent zum 1. Januar 2024 war lange bekannt und wurde von der Bundesregierung nach unserem Kenntnisstand nicht in Frage gestellt", teilt die NGG mit.
Wirt Kohlfürst hofft auf mehr Verständnis für die Gastronomie. "Ich finde es schade, wie sich das Thema entwickelt und denke, die Probleme werden noch viele treffen." Einen Lichtblick gibt es für Spareribs-Fans dennoch: Das Fürstenfelder kündigt für die kommende Saison zumindest eine Alternative an: knusprigen Schweinebauch. Der sei mit 15,50 Euro deutlich bezahlbarer als die Rippchen und könne zudem regional bezogen werden.