Bayerns "Vermieter mit Herz": In schwierigen Zeiten senkt er die Miete

Wegen der steigenden Lebenshaltungskosten kommt der Bürgermeister der Gemeinde Hebertshausen seinen Mietern entgegen.
Leonie Fuchs |
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Bürgermeister von Hebertshausen:  Richard Reischl.
Bürgermeister von Hebertshausen: Richard Reischl. © privat

Hebertshausen - "Wer mehr hat, kann mehr geben", schreibt Richard Reischl in einem Facebook-Beitrag. Er ist seit acht Jahren Bürgermeister der bayerischen Gemeinde Hebertshausen (Kreis Dachau) und zudem Besitzer von vier Mietwohnungen. In einem Brief an die Bewohner, den er auch auf der Social-Media-Plattform teilt, verkündet er: "Mietreduzierung für meine Mieter!"

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Der CSU-Politiker weiß: In Zeiten von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen, leiden Familien mit Kindern besonders. Zwei seiner langjährigen Mietparteien seien Familien, sagt Reischl der AZ. Einer der Ehemänner arbeite als Hilfskoch, dessen Verdienst "nicht ganz so berauschend" sei. "Alles kostet mehr, aber die Gehälter steigen nicht." Während andere Vermieter die Kosten derzeit anheben, entschied sich der Bürgermeister gegen diese Entwicklung. "Ich wollte meine Mieter nicht verlieren."

Bis Ende des Jahres 100 Euro weniger Kaltmiete

Die Familien, die in Reischls Immobilien wohnen, zahlen nun also ab August bis Ende Dezember 100 Euro weniger Kaltmiete pro Monat - das entspricht 14 Prozent der Gesamtmiete. Sei der Zustand dann noch der gleiche, verlängere er das Angebot einfach so lange, bis wieder eine gewisse Normalität eingekehrt sei. "Ich hoffe, damit könnt auch ihr wieder etwas befreiter in die Zukunft blicken", schreibt er an die Bewohner. Die Mieter seien sprachlos und dankbar gewesen und hätten den Bürgermeister gefragt, ob dies ein Scherz sei, erzählt Reischl.

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"Krisen und schwere Situationen steht man immer nur gemeinsam durch", so der Bürgermeister in seinem Facebook-Post. Er rufe jedoch nicht dazu auf, dass alle Vermieter seinem Beispiel folgen müssten. Die Mitteilung zur Mietreduzierung habe er öffentlich gemacht, weil er so seine Bekanntheit durch sein Amt ausnutzen und Menschen dazu ermutigen möchte, ebenso zu helfen, sagt er der AZ. In solch schwierigen Zeiten müsse jeder Einzelne einen Beitrag leisten - dieser könne ganz unterschiedlich aussehen.

"Ein Vermieter mit Herz"

Sein Engagement kommt gut an. Der Beitrag auf seiner Facebook-Seite wurde bereits über 2.700 Mal geliked. In einer Gruppe setzten mehr als 160.000 Menschen einen Daumen unter die über 600 Mal geteilte Veröffentlichung. "Ein Vermieter mit Herz", kommentiert darunter eine Facebook-Nutzerin. "Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Menschen gibt wie Sie." und "Hut ab!", schreiben andere. Wiederum welche hätten dem Politiker vorgeworfen, er betreibe Werbung für die Partei oder Wahlkampf, so Reischl. "Ich bin noch vier Jahre Bürgermeister, das ist totaler Quatsch."

Doch 99 Prozent der Reaktionen seien positiv gewesen, sagt Reischl, der die Resonanz unfassbar findet. "Damit hätte ich nie gerechnet." Er bekomme sogar Nachrichten von Menschen aus Italien oder der Türkei, die ihm danken möchten. "Das ist mir wirklich etwas peinlich." Es gebe viele Menschen mit Herz. "Ich habe nur eine Kleinigkeit getan, ich habe nicht die Welt gerettet."

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14 Kommentare
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  • katzundmaus am 26.07.2022 12:42 Uhr / Bewertung:

    Ein Samariter. Man sollte ihn lebenslang mit einem „Ehrensold“ alimentieren.

  • Apokalyptischer Reiter am 26.07.2022 09:11 Uhr / Bewertung:

    Dafür könnte ihn die Steuer am Allerwertesten packen, wenn er unter dem Mietspiegel vermietet. Der Staat will immer an die Kohle der Büger ob Grün, Sozen oder Schwarz.

  • brauxtnix am 24.07.2022 11:47 Uhr / Bewertung:

    4 eigene Wohnungen vermietet. Also Kohle hat er ja genug und jetzt werden auch noch Steuern gespart. Er denkt eher an sich, anstatt an die Mieter, da die Miete der Wohnungen eh überhöht ist.

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