Ausflüge in der Region: Wege zur inneren Einkehr und Ruhe

Der Anblick einer auf einem grünen Hügel errichteten Kapelle, die stille Andacht auf einer Kirchenbank, all das kann für den Moment Kraft geben. Und eine Kerze anzuzünden, ist in diesen Zeiten ebenfalls eine schöne Geste.
Doch auch wer gar nicht oder weniger religiös ist, kann sich an Sakralbauten erfreuen. Denn oft stehen sie an malerischen Orten, sind selbst architektonische Kleinode oder geben Einblicke in die vielfältige Geschichte. Die AZ hat für Sie zehn Orte zusammengetragen. Manche sind alleine selbst das Ziel, weil Sie dort eine Führung machen oder auf eigene Faust die sakrale Kunst entdecken können.
Andere Kapellen oder Kirchlein erreichen Sie nur, wenn Sie sich davor zumindest ein bisserl angestrengt haben. Die Bandbreite reicht von Spaziergängen bis zur knackigen Bergtour. Für unterschiedliche Vorlieben ist etwas dabei.
Aber wer gerne wandert, weiß: Gehen selbst gehört wohl zu den meditativsten Dingen. Wer langsam einen Schritt vor den anderen setzt, kann seine Gedanken schweifen lassen und vielleicht auch die vielen Gefühle, die diese Zeiten mit sich bringen, für sich sortieren.
Die AZ wünscht Ihnen ein erholsames Wochenende!
Aussichtskapelle Samerberg: Königliche Aussicht

Viele Autofahrer rauschen auf der A8 an der Wanderregion Samerberg vorbei. Das ist wirklich schade, denn nur wenige Kilometer von der Autobahn erwartet einen eine liebliche Landschaft. Ein nettes Kirchlein mit Aussicht gibt es freilich auch, und zwar zwischen Törwang und Obereck.
Die Aussichtskapelle Samerberg stammt aus dem 19. Jahrhundert, Altar und Altarbild sind jedoch älter (16. Jahrhundert). Die Kapelle ist zwar nicht geöffnet, den kleinen gotischen Altar und das Altarbild mit den 14 Nothelfern kann man aber auch sehen, wenn man in die Kapelle hineinlugt. Wer sich dann umdreht, kann an guten Tagen auch Chiemsee und Simsee sehen. Neben der Kapelle steht die Luitpoldeiche, die zum 70. Geburtstag des damaligen Prinzregenten Luitpold gepflanzt wurde. Der schöne Baum ist bereits älter als 100 Jahre.
Der letzte bayerische König, Ludwig III., soll sich an diesem Ort übrigens nach seiner Entthronung von seinem Reich verabschiedet haben. Die Kapelle ist zu Fuß erreichbar, sie liegt auch auf einem Aussichtsrundweg, der 2,5 Stunden in Anspruch nimmt. Ausgangspunkt der knapp sieben Kilometer langen Wanderung ist der Parkplatz "Lehrbienenstand in der Filze" zwischen Bogenhausen und Geisenkamm (bei Törwang). Der Rundweg hat die Nummer 50 und ist mit seinen 180 Höhenmetern auch nicht zu anstrengend. Da es weitgehend über breite Wege geht, ist die Tour zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter machbar. Einkehr dann in Törwang.
Wallfahrtskirche Maria Eich: Wald, Wiese und Torte

Die Wallfahrtskirche Maria Eich in Planegg ist vor allem: gut erreichbar. Wer mit der S6 kommt, hat's vom Bahnhof nur 500 Meter. Oder man parkt sein Auto am Bahnhof. An diesem Sonntag (16 Uhr) findet ein Fastengottesdienst mit Musik statt. Schön ist es, auf dem beschilderten Wallfahrerweg durch den Würmtalwald zu spazieren. Wer danach Kalorien braucht, dem sei - 150 Meter auf der anderen Seite des Bahnhofs - die Konditorei Richter empfohlen (tgl. bis 18 Uhr).
St. Georg in Thal: Eine echte Rarität

Eine echte Rarität ist die kleine romanische Kirche St. Georg in Thal (Gemeinde Tuntenhausen) im Kreis Rosenheim: Erbaut um 1200, ist sie eine der wenigen erhaltenen doppelgeschossigen Kirchen aus der Romanik in Oberbayern. Außen wie innen ist der unverputzte Kalktuffquaderbau fast unverändert erhalten geblieben - Mittelalter pur!
Während der untere Raum als Sakralraum diente und immer noch dient, ist die Funktion des Obergeschosses der romanischen Turmkirche weniger klar: Es könnte als Einsiedelei, Pilgerherberge oder Fluchtraum gedient haben. Wer den Weg hierher gefunden hat (über Glonn und die Staatsstraße 2079), will das Kircherl freilich nicht bloß von außen anschauen, sondern auch von innen. Den Schlüssel gibt es übrigens unten an der Straße bei Rauchenegger, Hausnummer 21 - falls wer da ist. Falls nicht, einfach ein bisserl später probieren oder ein anderes Mal kommen. Es lohnt sich.
Ramsachkircherl St. Georg: Stille über dem Moos

Auf einer kleinen Anhöhe thront das Ramsachkircherl St. Georg am Nordrand vom Murnauer Moos südlich vom Staffelsee. Ein Kircherl wie aus dem oberbayerischen Bilderbuch - mit Blick Richtung Estergebirge, Wetterstein, Herzogstand und Heimgarten. Im Inneren überrascht das 1332 erstmals nachweisbare Kirchlein mit einer sehr üppigen Barock-Ausstattung und -Ausmalung von 1740.
Altaraufbau und Altarbild stammen von 1663. Das Bild stellt die bekannteste Legende aus dem Leben des heiligen Georgs dar, es zeigt ihn als Ritter zu Pferde, während er mit seiner Lanze den Drachen tötet. Auch einige spätgotische Figuren und eine Madonna aus dem 14. Jahrhundert haben sich erhalten.
Einzigartig ist die neben dem Altar hängende, gut 60 Zentimeter hohe, aus Eisenblech geschmiedete Handglocke. Sie soll, von iro-schottischen Wandermönchen nach Altbayern gebracht, aus dem 8. Jahrhundert stammen - und damit die älteste Glocke Kontinentaleuropas sein. Es gibt freilich auch Zweifel an der Überlieferung. Was zweifelsfrei erwiesen ist: Ein Vorgängerbau aus dem 8. Jahrhundert war archäologisch nicht nachweisbar. Nebenan lockt, nach einer Moos-Wanderung (Rundweg!) übrigens das Gasthaus Ähndl (geöffnet von Mittwoch bis Sonntag, 12 bis 20 Uhr).
Wessobrunn: Kloster, Linde und Eiben

Ein bisserl ab vom Schuss liegt das uralte und sehr sehenswerte Kloster Wessobrunn im Pfaffenwinkel. Und sogar Führungen werden hier angeboten! Jeden Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertag um 14 Uhr (Treffpunkt am Eingang zum Pfarramt) können hier der prächtige Prälatentrakt mit Tassilosaal und Magdalenensaal besichtigt werden (Dauer: 45 Minuten). Tickets vor Ort kosten 4 Euro pro Person, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre sind frei.
Gestiftet wurde das Kloster 753 von Bayern-Herzog Tassilo - heute noch berühmt ist es freilich durch die im 17. Und 18. Jahrhundert hier wirkenden Stuckateure und Baumeister, die weit über Bayerns Grenzen hinaus tätig waren. Pandemiebedingt derzeit leider noch geschlossen: Die Führung durch den in Privatbesitz (Naturkosmetik Martina Gebhardt) befindlichen Teil des Klosters Wessobrunn mit Treppenhaus, Fürstentrakt (mit 88 Metern Länge der längste Stuckgang der Welt), Benediktussaal, Apothekenmuseum, Labor und Skriptorium.
Grund genug, hier noch einmal hinzufahren. Auch in unmittelbarer Nähe gibt es viel zu sehen: die mächtige, gut 1000 Jahre alte Tassilolinde mit einem Stammumfang von 14 Metern. Oder der Paterzeller Eibenwald - mit über 2000 teilweise sehr alten Eiben der größte Eibenwald in ganz Deutschland.
Spitzstein: Kapelle und Kaiserblick

Die Kapelle auf dem Spitzstein selbst ist eher unscheinbar, doch das Gipfelkreuz (1563 m) direkt daneben und vor allem der Blick auf das Kaisergebirge machen diesen Aufstieg einfach lohnenswert. Von Sachrang aus ist man in etwa fünf Stunden oben und wieder unten. Es gibt die Möglichkeit einer Rundtour, wenn man als Aufstieg den Weg über die Mesner und die Auer Alm wählt. Auf bequemeren Pfaden geht es hinauf, wenn man über den Weiler Mitterleiten aufsteigt.
Wer die Rundtour machen möchte, steigt über Mitterleiten lediglich ab. Ein bisserl Kondition sollte man allerdings schon mitbringen, denn 860 Höhenmeter wollen schließlich bewältigt werden. Dafür belohnen den fleißigen Bergsteiger auch gleich zwei Einkehrmöglichkeiten unterwegs. Zum einen die urige Altkaseralm, zum anderen wartet das Spitzsteinhaus des Alpenvereins mit einer schönen Sonnenterrasse auf.
Jakobskapelle am Auerberg: Moderne Architektur - aber gut versteckt

Liebhaber modernen Designs kennen und schätzen die Leuchte "Tolomeo" von Artemide. Ihr Erfinder, der Architekt Michele De Lucchi, hat 2012 die ökumenische Jakobskapelle entworfen. Sie steht am Auerberg in der Nähe von Niklasreuth. Der ist, zwischen Bad Feilnbach und dem Leitzachtal gelegen, sozusagen der zweite Stock des Irschenbergs.
Die Kapelle ist nicht ganz leicht zu finden. In relativer Nähe befindet sich der Berggasthof Hocheck. Aber in vielen Wanderbüchern und im Internet ist die Hofkapellenwanderung zu finden, die an der Leonardikapelle in Hundham beginnt. Der gut ausgeschilderte Weg ist früh schneefrei, eignet sich gut für die Übergangszeit und bietet eine wunderbare Aussicht auf das Voralpenland, den Wendelstein und die Alpen.
Schnappenkircherl: Ein legendärer Ort

Um das Schnappenkircherl, das auf gut 1.100 Metern über dem Chiemgau thront, rankt sich eine Legende. Ursprünglich soll sie als Gedächtniskirche für Graf Marquart (der die Burg Marquartstein erbaut hat) errichtet worden sein. Er wurde am Hochgern, an dem das Kircherl liegt, bei der Jagd ermordet.
Während der Aufstieg bis zum Gipfel Zeit erfordert, ist das Kircherl vom Wanderparkplatz Hochgern schnell erreicht. Drei Stunden sollte man für die Tour einplanen (ca. acht Kilometer, 500 Höhenmeter). Und genügend Rastzeit, denn vor der Schnappenkirche laden Bänke zur ausgiebigen Pause ein.
Petersberg Basilika Erdweg: Ein romanischer Schatz

Ein Kleinod romanischer Architektur befindet sich vor den Toren Münchens bei Erdweg. Die Petersberg Basilika ist einer der ältesten Sakralbauten Altbayerns. Sie ist auch deshalb so besonders, weil sie anders als andere Kirchen nicht barockisiert wurde. Die Basilika, die durch ihre ausgewogene Gestaltung besticht, wurde von Benediktinern erbaut und 1107 eingeweiht.
Die Mönche zogen allerdings bereits 16 Jahre später nach Scheyern, in St. Peter verblieben lediglich wenige von ihnen als Seelsorger. 1340 überließen die Mönche die Seelsorge der Pfarrei Walkertshofen, zu der der Petersberg noch heute gehört. Bei der Basilika gibt es einen neun Kilometer langen, meditativen Wanderweg auf dem man von der Basilika zum Kloster Altomünster gelangt.
Kloster Benediktbeuern: Altehrwürdig

Das Kloster Benediktbeuern hat sehr weltliche Ursprünge. 725 richtete Karl Martell hier die Station Buron zur Kontrolle der Bergpässe in Richtung Süden ein. 739 weihte der Hl. Bonifatius die Kirche und setzte den Huosigrafen Landfried, dessen Familie die Ländereien stiftete, als ersten Abt ein.
Das macht Benediktbeuern, dessen Name auf eine Armreliquie des Hl. Benedikt zurückzuführen ist, zum ältesten Kloster Oberbayerns. Im März finden samstags und sonntags jeweils um 14.30 Uhr Führungen statt. Treffpunkt für Führungen ist im Klosterladen/Klosterpforte, Erwachsene zahlen 4,50 Euro. Gruppenführungen nach Absprache und rechtzeitiger Voranmeldung: 08857/88172.