Auf einer Wellenlänge: Neues Surf-Paradies vor den Toren Münchens

In Hallbergmoos soll man ab 2024 surfen können. Das finden die Macher, die Surfer-Gemeinde und auch die Lokalpolitik gut. Ob das Ganze auch ökologisch sinnvoll ist? Es bleiben Fragen offen.
von  Conie Morarescu
Ob alle so elegant Wellenreiten werden wie der Mann auf der Visualisierung?
Ob alle so elegant Wellenreiten werden wie der Mann auf der Visualisierung? © Surftown MUC

München - "Sonnenschein, der Wind weht, was für ein perfekter Surftag", schwärmt der Bürgermeister von Hallbergmoos Josef Niedermair. Er steht in diesem Moment allerdings nicht in Badehose an einem portugiesischen Strand, sondern in Hemd und Krawatte vor einer braunen, beackerten Bauwiese. Es ist Spatenstich für das Großprojekt Surftown Muc - Baubeginn einer riesigen Surfanlage im Munich Airport Business Park.

Schon vor knapp drei Jahren hat die Gemeinde Hallbergmoos das "Filetgrundstück", wie es Niedermair nennt, an die Initiatoren verkauft. 20.000 Quadratmeter umfasst das geplante Areal. Der Gemeinderat habe sich einstimmig für den Surfpark entschieden, betont der Bürgermeister. Das Projekt habe großen Rückhalt vor Ort.

Alle bereit zum Spatenstich (v.l.): Alexander Mademann (Wirtschaftsförderung, Munich Airport Business Park), Dr. Marcus Mey (Gemeinderat Halbergmoos), Josef Niedermair (Bürgermeister Halbergmoos), Chris Boehm-Tettelbach (Surftown), Jonas Boehm-Tettelbach (Surftown), Michi Mohr (Surftown), Stefan Maisch (Architekt).
Alle bereit zum Spatenstich (v.l.): Alexander Mademann (Wirtschaftsförderung, Munich Airport Business Park), Dr. Marcus Mey (Gemeinderat Halbergmoos), Josef Niedermair (Bürgermeister Halbergmoos), Chris Boehm-Tettelbach (Surftown), Jonas Boehm-Tettelbach (Surftown), Michi Mohr (Surftown), Stefan Maisch (Architekt). © Surftown MUC

Planungs- und Genehmigungsverfahren verzögerten das Projekt

Ursprünglich war der Baubeginn bereits im Herbst 2021 geplant, die Eröffnung im Sommer 2023. Das Planungs- und Genehmigungsverfahren habe jedoch mehr Zeit in Anspruch genommen, erklärt Surftown-Geschäftsführer Chris Boehm-Tettelbach. Die Anlage soll nach dem aktuellen Plan im Frühling 2024 für alle Besucher geöffnet werden.

10.000 Kubikmeter Wasser, Wellen im Zehn-Sekunden-Takt, die bis zu 2,5 Meter hoch sein können. Der pneumatisch betriebene Wellengenerator ist ein Pilotprojekt der kanadischen Firma Whitewater.

Der Surfpark soll für Anfänger wie Profis gleichermaßen geeignet sein. Außerdem seien noch Outdoorsport-Freiflächen, Kinderbetreuung und ein Shopping-, Event- und Gastronomiebereich geplant. Ein großer sportlicher Vergnügungspark für die ganze Familie.

Die Anlage wird zu 90 Prozent mit lokalem Strom bespeist

Nachhaltigkeit habe bei der Planung des Bauprojekts im Vordergrund gestanden, betont Architekt Stefan Maisch von Maisch Wolf Architekten. An das Becken, das in Form einer gebrochenen Welle gestaltet wird, schließt sich auf der Simulation ein voll begrüntes Gebäude an. Wie grün jedoch so eine riesige, stromfressende Anlage tatsächlich sein kann, lässt sich durchaus in Frage stellen.

Das Becken wird in Form einer gebrochenen Welle gestaltet. Auf 20 000 Quadratmetern sollen die Gäste hier einmal surfen können.
Das Becken wird in Form einer gebrochenen Welle gestaltet. Auf 20 000 Quadratmetern sollen die Gäste hier einmal surfen können. © Surftown MUC

Geschäftsführer Chris Boehm-Tettelbach jedenfalls ist von der Nachhaltigkeit seines "Herzensprojekts" überzeugt: "Wir speisen die Anlage zu über 90 Prozent aus lokalem Strom." Eine eigene Photovoltaik-Anlage werde gebaut. Außerdem spricht Boehm-Tettelbach das Photovoltaik-Kraftwerk an, das von der Gemeinde geplant ist. "Die Leitung zu uns ist schon gelegt."

Wie hoch der Stromverbrauch tatsächlich ist und wie viel Strom von dem Kraftwerk der Gemeinde benötigt wird, das kann der Geschäftsführer allerdings nicht sagen.

Das Becken wird durch Grundwasser gespeist.
Das Becken wird durch Grundwasser gespeist. © Surftown MUC

Surftown Muc hofft auf Publikum aus der ganzen Welt

Was den Wasserverbrauch betrifft, so werde das Becken nur durch das Grundwasser gespeist, das dort ohnehin reichlich vorhanden sei. Verdunstung und Regen würden sich im Gleichgewicht halten, sodass quasi kein Wasser verbraucht werde, beteuert Boehm-Tettelbach.

Die Münchner Surfer-Gemeinde freut sich jedenfalls über die Möglichkeit, in Zukunft auch zwischen den Surfurlauben direkt vor der Haustüre trainieren zu können. Über den Freizeit- und Trainingswert des Surfparks lässt sich sicher nicht streiten.

Und über die Nachhaltigkeit? Boehm-Tettelbach spricht die gesparten Flug- und Fahrkilometer der Surfer an, die sonst immer ans Meer reisen müssten, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Wenn aber deutlich mehr Menschen ihre Leidenschaft zum Surfen entdecken und diese schließlich lieber am Meer ausleben möchten? "Dann können sie sich schonmal einige Reisen fürs Trainieren sparen", so Boehm-Tettelbach.

Surfen und das, ohne ins Flugzeug steigen zu müssen. Geht am Eisbach, aber in naher Zukunft eben auch hier.
Surfen und das, ohne ins Flugzeug steigen zu müssen. Geht am Eisbach, aber in naher Zukunft eben auch hier. © Surftown MUC

Die Initiatoren und Investoren hoffen darauf, dass Surftown Muc Surfpublikum aus der ganzen Welt anzieht. Internationale Wettbewerbe könnten dort ausgetragen werden. Wie viel in das Projekt investiert werde? Auch darüber schweigt das Unternehmen.

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