Albers-Villa am Starnberger See soll Begegnungsort werden

Garatshausen - Geboren ist "der blonde Hans" zwar im hohen Norden, gelebt hat Sänger und Schauspieler Hans Albers aber vom Beginn der 30er Jahre an bis zu seinem Tod 1960 in einer Villa am Starnberger See mit seiner jüdischen Partnerin Hansi. Das Hausensemble in der Gemeinde Feldafing steht seit diesem Jahr unter Denkmalschutz.
Albers-Villa künftig Ort zur Aufklärung über Antiseminitismus
Aber was soll mit dem schmucken Anwesen samt Boots- und Badehaus, großem Garten und Steg in den See nun geschehen? Hansi Burg hatte die Villa in Garatshausen 1971 dem Freistaat verkauft mit der Bedingung, sie möge ein Ort für "öffentliche Erholungszwecke" werden. Eine, nein, Dutzende Ideen für das Areal hat nun der Münchner Verein "Respect & Remember Europe", der sich für das Gedenken an die Opfer des Holocaust und die Aufklärung über Antisemitismus einsetzt.

Der Verein hat ein umfangreiches Konzept erstellt, um aus der Albers-Villa einen "deutsch-jüdischen Erinnerungsort" und ein "Begegnungszentrum für Toleranz" zu machen. Die Vorsitzende Gabriella Meros sagt der AZ: "Wir wollen, dass das Haus erhalten bleibt und ein Erinnerungsort für diese positive deutsch-jüdische Liebesgeschichte wird." Konkret denke sie an Wissensvermittlung für Jugendliche zu den Themen Antisemitismus und Rassismus, Demokratie und Zivilcourage, aber auch an Konzerte, Ausstellungen, ein Café und einen Ort, an dem sich Gäste und Einheimische gleichermaßen wohlfühlen und begegnen können.
Liebe von Hans Albers und Hansi Burg im Schatten des Nationalsozialismus
Dazu könnte auch der große Park, der zum Anwesen gehört, beitragen, in dem Volksliebling Hans Albers einst seine geliebten Rosen hegte und pflegte. "Wir stehen mit dem Denkmalschutz in Verbindung und mit dem Freistaat und arbeiten gerade an unserem Businessplan", sagt Meros der AZ. Doch natürlich trete in der aktuellen Corona-Krise manches in den Hintergrund, "das verstehe ich auch", sagt die Vereinsvorsitzende. Sie denkt aber, "so ein Begegnungsort wäre eine Bereicherung für den Freistaat. Wo kann man schon im Haus eines Prominenten so lebendig Geschichte darstellen", fragt sie.

Die Liebe von Hansi Burg, die 1889 in eine prominente jüdische Wiener Künstlerfamilie geboren worden war, und dem Hamburger Hans Albers, der als "blonder Hans" zum Idol wurde, ist vom Nationalsozialismus erschüttert, aber nicht gebrochen worden. Wie der Verein "Respect & Remember Europe" im Exposé für die gewünschte Nutzung der Villa schreibt, standen die beiden während der NS-Diktatur unter der Beobachtung des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels.
Villa am Starnberger See als Versteck und Rückzugsort
Auch, "um aus dessen "Schusslinie" zu gelangen, erwarb Albers in Garatshausen die Villa, die Ludwig Loé 1865 erbauen ließ. Er soll sich offiziell von Hansi getrennt und sich hier am See mit ihr versteckt haben. "Unter dem Eindruck der Novemberpogrome rettete sich Hansi Burg Anfang 1939 nach England. Hansi Burg überlebte als einzige ihrer Familie den Holocaust. Im Mai 1945 kehrte sie zu Albers nach Garatshausen zurück", so Meros weiter.

Sie und die Freunde der Albers-Villa finden, der Ort eigne sich daher perfekt, um Jugendliche und Lehrer an diese Themen heranzuführen, "der Antisemitismus erstarkt ja gerade wieder", daher sei Bildungsarbeit wichtiger denn je.
Bereits im Mai hatte die AZ über die Albers-Villa und ihre mögliche Zukunft berichtet, Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim freute sich damals, dass sie unter Denkmalschutz gestellt wurde. Das Konzept des Münchner Vereins ist ihm bekannt, schreibt er der AZ auf Anfrage. Und weiter: "Es muss sich zunächst der Freistaat dazu äußern. Wir als Gemeinde kommen erst dann ins Spiel, wenn bauliche Änderungen notwendig werden."