Ärger an Gräfelfinger Gymnasium nach Termin mit AfD
Gräfelfing - Ein Post des AfD-Bayern-Vorsitzenden Martin Sichert über das Kurt-Huber-Gymnasium geht derzeit durch die sozialen Medien. Auf einem Foto posiert er vor dem Kurt-Huber-Gymnasium in Gräfelfing. Im Text schreibt Sichert: "Spannender Termin heute an einer Schule in München-Gräfelfing. Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums sprachen mit mir über die Widerstandsgruppe 'Die Weiße Rose'."
Diese Darstellung sei verdreht, sagt Anita Groß, Schulleiterin des Kurt-Huber-Gymnasiums auf AZ-Nachfrage am Montag. "Wir sind empört", heißt es in der Stellungnahme, die die Schule dazu auf ihrer Website veröffentlicht hat. Was ist passiert?
Missbrauch des Namens
Die Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums arbeiten derzeit an einem spannenden Projekt: Im Rahmen eines Geschichts-Seminars entsteht dort in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk eine Radiosendung zum Thema "Weiße Rose". Die Schüler dürfen dabei selbst recherchieren und Personen interviewen. Dabei stießen sie auf ein Wahlplakat der AfD. Auf dem heißt es: "Sophie Scholl würde AfD wählen".
Über diesen Missbrauch des Namens der Weißen Rose hätten die Schüler mit dem Parteivertreter am Freitag sprechen wollen, so die Schulleiterin. Die Schüler hatten sich Fragen überlegt, um den AfD-Mann mit der Thematik zu konfrontieren. "Da es sich um einen konkreten Vorwurf gegenüber der AfD handelt, hat sich das P-Seminar, in Absprache mit dem BR, entschieden, auch die AfD mit diesem Vorwurf zu konfrontieren", heißt es in der Stellungnahme des Kurt-Huber-Gymnasiums.
Der Termin - bei dem es sich nicht um ein Gespräch gehandelt habe - sollte für die Schüler in einer sicheren Umgebung stattfinden und war nach 20 Minuten vorbei, berichtet die Schulleiterin. Als Martin Sichert die Schule verließ, müsse das Foto von einem seiner Mitarbeiter aufgenommen worden sein. Das geschah nach ihrer Aussage ohne Wissen der Schule.
"Er instrumentalisiert die Weiße Rose"
Der Post von Martin Sichert ärgert die Schulleiterin Anita Groß: "Er hat die Wahrheit verdreht. Damit instrumentalisiert er die Weiße Rose." Er mache demnach genau das, womit er in dem Gespräch konfrontiert werden sollte: Den Namen der Weißen Rose für seine Partei missbrauchen. Einige Eltern und Lehrer hätten den Post von Sichert zufällig im Netz gefunden und sich an den Elternbeirat und die Schule gewandt.
Der AfD-Abgeordnete hat inzwischen seinerseits auf die Gegendarstellung der Schule reagiert. Er veröffentlichte ein Foto der Einladung auf Facebook, das offensichtlich an alle eingeladenen Parteivertreter gerichtet ist. Sichert nennt die Gegendarstellung der Schule "bedauerlich". Er hätte das Gespräch als professionell und kritisch empfunden.
Konkretisierung im Telefonat
Nach der allgemein gehaltenen Einladung habe es zwei Telefonate mit einem Mitarbeiter Sicherts gegeben, stellt Groß klar. Darin sei konkretisiert worden, dass es bei dem Termin um den Missbrauch der Erinnerung gehe, nicht um ein allgemeines Gespräch über die Weiße Rose.
Martin Sichert bestätigt gegenüber der AZ, dass diese Gespräche mit seinem Büroleiter stattgefunden haben. Darin sei das Wort Erinnerungskultur gefallen. Dass es bei dem Termin nur um den Missbrauch des Andenkens durch ein AfD-Wahlplakat gehen solle, sei nicht ersichtlich gewesen, so Sichert.
Das Kurt-Huber-Gymnasium möchte sich jedoch keinesfalls für die AfD instrumentalisieren lassen. "Man kann nur hoffen, dass sich die Richtigstellung im Netz schneller verbreitet, als der Post von Herrn Sichert", sagt Anita Groß.
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