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Nach Umgestaltung der Kolumbusstraße: Anwohner reicht Klage ein

Ein Forschungsprojekt der Technischen Universität München soll eigentlich neue Mobilitätsformen in die Au bringen. Ein Anwohner ist darüber so verärgert, dass er klagt.
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Grünflächen, Beete und viel Platz für die Menschen: So sieht das Projekt in der Kolumbusstraße aus.
Christoph Bambi Märkl 7 Grünflächen, Beete und viel Platz für die Menschen: So sieht das Projekt in der Kolumbusstraße aus.
Sandige Gehwege in der Kolumbusstraße.
privat 7 Sandige Gehwege in der Kolumbusstraße.
Aus 41 Parkplätzen in der Kolumbusstraße wurden eine Wiese und Freiflächen gemacht.
Carmen Merckenschlager 7 Aus 41 Parkplätzen in der Kolumbusstraße wurden eine Wiese und Freiflächen gemacht.
Nicht bei allen Anwohnern kommt das Projekt gut an.
Christoph Bambi Märkl 7 Nicht bei allen Anwohnern kommt das Projekt gut an.
Der Wegfall von Parkplätzen ist vielen Menschen ein Dorn im Auge.
Christoph Bambi Märkl 7 Der Wegfall von Parkplätzen ist vielen Menschen ein Dorn im Auge.
Auch sei die Neugestaltung der Kolumbusstraße wenig behindertenfreundlich.
Christoph Bambi Märkl 7 Auch sei die Neugestaltung der Kolumbusstraße wenig behindertenfreundlich.
Mehrere Anwohner beantragten nun, die Kolumbusstraße wieder in ihren Originalzustand zu versetzen.
Christoph Bambi Märkl 7 Mehrere Anwohner beantragten nun, die Kolumbusstraße wieder in ihren Originalzustand zu versetzen.

München - Keine 14 Tage ist es her, da wurde die teilweise gesperrte Kolumbusstraße an die Anwohner übergeben. Seither hüpfen Kinder auf dem Rasen, Nachbarn ratschen und Kleinkinder graben im Sand. Manchmal bevölkern die Freifläche 30 bis 40 Leute gleichzeitig.

Aber da sind auch die schwer zu beziffernden Gegner. Anwohner, die es ärgert, dass dafür 40 Parkplätze weichen mussten und die sich vom Lärm, der sich dort Aufhaltenden belästigt fühlen.

Anwohner der Kolumbusstraße klagt gegen Umbau

Steffen Winkels (32) hat das Projekt des TU-Forschungsteam MCUbe sogar zu einer Anfechtungsklage veranlasst. „Im Eilverfahren“, sagt er der AZ. Am Mittwoch habe er sie beim hiesigen Verwaltungsgericht eingereicht. 15 Stunden, über vier Tage, habe er die Klageschrift formuliert. Darin fordert der gelernte Kaufmann das Verwaltungsgericht auf, die Teilsperrung in der Kolumbusstraße richterlich zu prüfen. Dahingehend, ob diese über einen Zeitraum von viereinhalb Monaten nach Straßenverkehrsordnung überhaupt zulässig sei.

Wohnhaft in der angrenzenden Sommerstraße stört sich Steffen Winkels vor allem daran, dass die Bewohner und Anrainer der Kolumbusstraße nicht oder zu spät über die Umgestaltung informiert worden seien. Mehr noch: „Als Anwohner hätte ich demokratisch mitentscheiden wollen“, sagt er.

Kolumbusstraße in München: Spielplätze und Rasen sollen wieder weg

Nun fordert er den Rückbau. Es sei auf ihrer Ecke schon vorher schwer gewesen, einen Parkplatz zu finden. „Aber jetzt ist es pervers“, sagt Winkels. Seine Frau sei Krankenpflegerin, um 23 Uhr nach dem Spätdienst habe sie kaum eine Chance, etwas zu finden.

Dazu erschließt sich Winkels selbst der Nutzen der Baumaßnahmen nicht. Da sei viel Geld geflossen, obwohl die Isar wenige Hundert Meter entfernt liege.

Aus 41 Parkplätzen in der Kolumbusstraße wurden eine Wiese und Freiflächen gemacht.
Aus 41 Parkplätzen in der Kolumbusstraße wurden eine Wiese und Freiflächen gemacht. © Carmen Merckenschlager

Vor einer Woche hat eine Gruppe von Gegnern der Umbaumaßnahmen per Antrag bereits Kritik geübt: Mehr Platz für die Menschen, weniger Raum für Autos – das ist das Ziel der Sommerstraßen in München. Ein ähnliches Projekt der TU München ist in der Kolumbusstraße in Zusammenarbeit mit der Stadt entstanden. Einige Menschen sind davon aber gar nicht angetan. 16 Anwohner beantragen nun, dass die Kolumbusstraße wieder in ihren Originalzustand zurückgebaut wird.

Laut Antrag, der der Abendzeitung vorliegt, haben sich die Anwohner zusammengetan und fordern das Ende des Forschungsprojekts "aqt – autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt", einer Grün- und Spielfläche, die in der Kolumbusstraße über 40 Parkplätze ersetzt. Es herrscht in der Gruppe Unverständnis, warum sie angeblich nicht mitentscheiden durften, ob sie mit dem Projekt einverstanden sind.

Projekt in der Kolumbusstraße: Beeinträchtigung für Menschen mit Behinderung? 

Denn die Nachteile sind für einige der Bewohner laut Antrag gravierend: Durch die wegfallenden Parkplätze seien unter anderem schwerbehinderte Menschen erheblich beeinträchtigt.

Noch dazu sei durch den Sand, der nicht regelmäßig entfernt werde, die Rutsch- und Verletzungsgefahr erhöht, was ebenfalls gerade für Menschen mit Behinderung eine "erhebliche Mehrbelastung" bedeute. 

Sandige Gehwege in der Kolumbusstraße.
Sandige Gehwege in der Kolumbusstraße. © privat

Es wird deshalb auch beantragt, dass Menschen mit Behinderungen angehört und eingebunden werden, außerdem will die Gruppe Auskunft darüber, ob die "Schwerbehinderten-Stelle" über die Entfernung der Parkplätze informiert wurde. 

In der Kolumbusstraße wurden 41 Parkplätze in eine rund 500 Quadratmeter große Wiese umgewandelt. Parkplätze, die früher für die Allgemeinheit zugänglich waren, sind dafür nun ausschließlich Anwohnern vorenthalten. In die Straße lässt sich noch hinein-, aber nicht mehr durchfahren. Das führte bereits zu ersten Komplikationen im Lieferverkehr.

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Projekt in der Kolumbusstraße wurde mit Anwohnern entwickelt

Die Gegner des Projekts in der Kolumbusstraße beanstanden unter anderem, dass die Notwendigkeit von "Sandkasten und Co." in einer Straße, die nur wenige Meter von der Isar mit ihren großzügigen Grünflächen entfernt sei, äußerst zweifelhaft sei. Das Projekt sei außerdem Wasser- und Steuergelderverschwendung. Hinzu komme eine Lärmbelästigung, die laut Schreiben viele Anwohner verärgert.

Oliver May-Beckmann, Geschäftsführer von "MCube" und Mitentwickler des Projekts, ist offen für die Kritik und Anregungen der Anwohner, muss aber einige der Vorwürfe zurückweisen: So wurden die Anwohner über ein Jahr im Voraus wiederkehrend über das Projekt, welches mit den Bürgern vor Ort entwickelt wurde, informiert. Auch hat der Bezirksausschuss einstimmig dafür gestimmt. Die Kritik über den Sand auf den Wegen werde aber gerne angenommen. 

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  • VOLBEAT am 03.07.2023 03:59 Uhr / Bewertung:

    Für dieses sinnlose Projekt wurde von der Münchner Stadtregierung ein Haufen Geld aus dem Fenster geworfen. Bezahlen darf das der Steuerzahler. Die Verantwortlichen klopfen sich vermutlich gegenseitig auf die Schulter. Aber die Bevölkerung ist nicht ganz so dämlich, wie die Münchner Stadtregierung glaubt. Die Quittung gibt es bei den nächsten Kommunalwahlen.

  • Dimpfe am 02.07.2023 16:15 Uhr / Bewertung:

    Ich habe mal am Samstag vorbeigeschaut. Schönes Wetter, angenehm warm. Im Sandkasten spielt ein Paar mit ihrem Kind, auf dem Rollrasen hat eine kl. Gruppe einen Grill angeworfen, der Grill-Rauch zieht durch die Strasse und hoch zu den Fenstern der Anwohner. Ein paar Kinder toben herum, spielen mit einem Ball. Ansonsten ist nix los.

    Giesskannen, Kehrbesen und Sandkastenspielzeug liegen herum und warten auf Nutzung bzw. darauf, dass jemand sie aufräumt.

    Ganz schön viel Aufwand für ein paar Leute, die auch wenige Meter weiter Spielen etc. auch in den Frühlingsanlagen an der Isar könnten. Dort tönt orientalische Musik einer Gruppe, die ganz alleine auf einer grossen Wiese unter schattigen Bäumen ihren Samstagnachmittag verbringt.

  • Kohlestrom Kolumbien am 01.07.2023 21:54 Uhr / Bewertung:

    Wenn die LMU das neue Niveau hat Sand und Rollrasen als Forschung zu verkaufen ist das schon mager. Wir alle wissen dass es hier um Durchstezen Grüner Vernichtung geht. Bitte nich das Wort "sicher" im Aufsatz unterbringen.

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