Nach Umgestaltung der Kolumbusstraße: Anwohner reicht Klage ein
München - Keine 14 Tage ist es her, da wurde die teilweise gesperrte Kolumbusstraße an die Anwohner übergeben. Seither hüpfen Kinder auf dem Rasen, Nachbarn ratschen und Kleinkinder graben im Sand. Manchmal bevölkern die Freifläche 30 bis 40 Leute gleichzeitig.
Aber da sind auch die schwer zu beziffernden Gegner. Anwohner, die es ärgert, dass dafür 40 Parkplätze weichen mussten und die sich vom Lärm, der sich dort Aufhaltenden belästigt fühlen.
Anwohner der Kolumbusstraße klagt gegen Umbau
Steffen Winkels (32) hat das Projekt des TU-Forschungsteam MCUbe sogar zu einer Anfechtungsklage veranlasst. „Im Eilverfahren“, sagt er der AZ. Am Mittwoch habe er sie beim hiesigen Verwaltungsgericht eingereicht. 15 Stunden, über vier Tage, habe er die Klageschrift formuliert. Darin fordert der gelernte Kaufmann das Verwaltungsgericht auf, die Teilsperrung in der Kolumbusstraße richterlich zu prüfen. Dahingehend, ob diese über einen Zeitraum von viereinhalb Monaten nach Straßenverkehrsordnung überhaupt zulässig sei.
Wohnhaft in der angrenzenden Sommerstraße stört sich Steffen Winkels vor allem daran, dass die Bewohner und Anrainer der Kolumbusstraße nicht oder zu spät über die Umgestaltung informiert worden seien. Mehr noch: „Als Anwohner hätte ich demokratisch mitentscheiden wollen“, sagt er.
Kolumbusstraße in München: Spielplätze und Rasen sollen wieder weg
Nun fordert er den Rückbau. Es sei auf ihrer Ecke schon vorher schwer gewesen, einen Parkplatz zu finden. „Aber jetzt ist es pervers“, sagt Winkels. Seine Frau sei Krankenpflegerin, um 23 Uhr nach dem Spätdienst habe sie kaum eine Chance, etwas zu finden.
Dazu erschließt sich Winkels selbst der Nutzen der Baumaßnahmen nicht. Da sei viel Geld geflossen, obwohl die Isar wenige Hundert Meter entfernt liege.

Vor einer Woche hat eine Gruppe von Gegnern der Umbaumaßnahmen per Antrag bereits Kritik geübt: Mehr Platz für die Menschen, weniger Raum für Autos – das ist das Ziel der Sommerstraßen in München. Ein ähnliches Projekt der TU München ist in der Kolumbusstraße in Zusammenarbeit mit der Stadt entstanden. Einige Menschen sind davon aber gar nicht angetan. 16 Anwohner beantragen nun, dass die Kolumbusstraße wieder in ihren Originalzustand zurückgebaut wird.
Laut Antrag, der der Abendzeitung vorliegt, haben sich die Anwohner zusammengetan und fordern das Ende des Forschungsprojekts "aqt – autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt", einer Grün- und Spielfläche, die in der Kolumbusstraße über 40 Parkplätze ersetzt. Es herrscht in der Gruppe Unverständnis, warum sie angeblich nicht mitentscheiden durften, ob sie mit dem Projekt einverstanden sind.
Projekt in der Kolumbusstraße: Beeinträchtigung für Menschen mit Behinderung?
Denn die Nachteile sind für einige der Bewohner laut Antrag gravierend: Durch die wegfallenden Parkplätze seien unter anderem schwerbehinderte Menschen erheblich beeinträchtigt.
Noch dazu sei durch den Sand, der nicht regelmäßig entfernt werde, die Rutsch- und Verletzungsgefahr erhöht, was ebenfalls gerade für Menschen mit Behinderung eine "erhebliche Mehrbelastung" bedeute.

Es wird deshalb auch beantragt, dass Menschen mit Behinderungen angehört und eingebunden werden, außerdem will die Gruppe Auskunft darüber, ob die "Schwerbehinderten-Stelle" über die Entfernung der Parkplätze informiert wurde.
In der Kolumbusstraße wurden 41 Parkplätze in eine rund 500 Quadratmeter große Wiese umgewandelt. Parkplätze, die früher für die Allgemeinheit zugänglich waren, sind dafür nun ausschließlich Anwohnern vorenthalten. In die Straße lässt sich noch hinein-, aber nicht mehr durchfahren. Das führte bereits zu ersten Komplikationen im Lieferverkehr.
Projekt in der Kolumbusstraße wurde mit Anwohnern entwickelt
Die Gegner des Projekts in der Kolumbusstraße beanstanden unter anderem, dass die Notwendigkeit von "Sandkasten und Co." in einer Straße, die nur wenige Meter von der Isar mit ihren großzügigen Grünflächen entfernt sei, äußerst zweifelhaft sei. Das Projekt sei außerdem Wasser- und Steuergelderverschwendung. Hinzu komme eine Lärmbelästigung, die laut Schreiben viele Anwohner verärgert.
Oliver May-Beckmann, Geschäftsführer von "MCube" und Mitentwickler des Projekts, ist offen für die Kritik und Anregungen der Anwohner, muss aber einige der Vorwürfe zurückweisen: So wurden die Anwohner über ein Jahr im Voraus wiederkehrend über das Projekt, welches mit den Bürgern vor Ort entwickelt wurde, informiert. Auch hat der Bezirksausschuss einstimmig dafür gestimmt. Die Kritik über den Sand auf den Wegen werde aber gerne angenommen.
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