Um 36.500 Euro bestohlen: Dieser Münchner half Chinesen
München - Er hatte sich seinen Aufenthalt wohl ganz anders vorgestellt. Erst eine schöne Reise durch Deutschland, dann ein Appartment im sächsischen Plauen kaufen. Doch auf dem Weg dahin brach für einen 53-jährigen Chinesen alles zusammen. Im Zug am Münchner Hauptbahnhof, kurz vor der Abfahrt Richtung Frankfurt am Main, wurde sein Rucksack am Samstagabend geklaut. Darin enthalten: 36.500 Euro in bar (AZ berichtete). Das Geld für das Appartment war weg.
Auf der Suche nach Hilfe wandte sich der Mann an die Bundespolizei - und fühlte sich im Stich gelassen. Das berichtet jemand, der ihm geholfen hat: Robert Herdegen. Der Dentaltechniker war gerade mit einem Bekannten beim Essen im italienischen Restaurant il Golfo, als er den Chinesen dort entdeckte. "Ich dachte, er erzählt die Story vom toten Hund", berichtet Herdegen. Aber dann habe ihn die Geschichte überzeugt: "Ich wollte das Essen für ihn übernehmen, aber das Restaurant hat ihm dann Salat und Nudeln hingestellt." Ein Tipp, der angeblich von der Polizei kam. Laut Herdegen sei dem Mann geraten worden, bei Restaurants um kostenlose Mahlzeiten zu fragen. "Eine schwache Nummer", findet Herdegen.
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Wolfgang Hauner, Pressesprecher der Münchner Bundespolizei, kann sich das nicht vorstellen. "Wir schließen uns in der Regel mit der Bahnhofsmission kurz. Dort können die Leute versorgt werden." Aber Hauner stellt auch klar: "Die Polizei ist nicht dafür ausgelegt, Leute mit Essen und einer Unterkunft zu versorgen."
Auch im chinesischen Konsulat in München hat man dem Chinesen laut Herdegen nicht geholfen. Mit dem Rucksack hat das Opfer auch seine Identitätskarte, den Reisepass und das Rückflugticket verloren.
Polizei: Es wurden Ermittlungen aufgenommen
Wie kam es dazu? Der Rucksack stand im Zugabteil neben dem Chinesen - doch während der 53-Jährige seinen Mantel aufhing, wurde der Rucksack samt Geld geklaut. "Er hat sofort Alarm geschlagen und wollte, dass keiner mehr aus dem Zug kommt", erzählt Herdegen. Doch es habe niemand auf ihn gehört. Am nächsten Vormittag hat er die Anzeige aufgegeben. Dort stieß der Chinese angeblich auf Ablehnung. "Er war total enttäuscht. Eigentlich habe er immer geschwärmt, die deutsche Polizei sei in Europa ein Vorbild. Das hätte er nie erwartet", sagt Herdegen. Doch Pressesprecher Hauner widerspricht. Es seien durchaus Ermittlungen aufgenommen worden: "Es wurden Videos der Tatnacht überprüft, aber es konnte kein Täter festgestellt werden."
Und nun? Der bestohlene Chinese will mit dem Bus nach Berlin. Das Geld dafür hat ihm Herdegen gebeben. Er beschreibt den 53-Jährigen als "netten Kerl, ganz seriösen Menschen und gut gekleidet." - Einer, der mit seinem Pech (fast) alleine gelassen wurde.