Überfall: War es nur ein Denkzettel oder doch schwerer Raub?
München Von Geld war nie die Rede. Das behauptet der Maler Hans F. (24, Namen geändert). Er gibt zu, bei dem Überfall auf einen gemeinsamen Bekannten die „treibende Kraft“ gewesen zu sein. Doch er, sein Bruder (20) und ein weiterer Komplize (18, beide Azubis) hätten nicht vorgehabt, den 22-Jährigen auszurauben.
Vielmehr wollte er seinem Opfer einen Denkzettel verpassen. Hintergrund sei ein Vorfall vor längerer Zeit gewesen, erklärte Hans F. dem Gericht. Das spätere Opfer habe seinen jüngeren Bruder damals schwer gedemütigt.
Wie das? Piotr P. habe versucht, dem 20-jährigen Karl F. Wodka einzuflößen und das hochprozentige „Wässerchen“ zu diesem Zweck in dessen Motorradhelm geschüttet. Das sei das wahre Motiv des Überfalls gewesen: Hans F. sei einfach wütend geworden, als er von der Demütigung erfuhr. Gemeinsam mit seinem Bruder und einem Spezl sei man deswegen zur Wohnung des Opfers gegangen.
Die Ankläger haben ein anderes Motiv ermittelt. Demnach wusste das Trio von den 1500 Euro , die Piotr P. in einer schwarzen Lederschmuckdose aufbewahrte. Die wollten die drei haben. Deswegen sei man in der Nacht zum 13. September des vergangenen Jahres zur Bad Tölzer Wohnung des Opfers gegangen und deswegen wird dem Trio von der Staatsanwaltschaft schwerer Raub vorgeworfen.
Das Opfer habe sie reingelassen. Obwohl es bereits 1.30 Uhr war. Erst unterhielt man sich, dann habe Hans F. plötzlich einen Baseballschläger, den er im Hosenbund zuvor verborgen hatte, herausgeholt und zugeschlagen. Piotr P. habe zu diesem Zeitpunkt noch auf der Bettcouch gesessen und war sich keiner Gefahr bewusst.
Er fiel durch den Schlag nach hinten um. „Heute stehst du nicht mehr auf!“, hat Hans F. laut Anklage gerufen. Sein Bruder habe dann zwei Mal mit einer Bierflasche zugeschlagen.
Der dritte im räuberischen Bunde habe sich im Hintergrund gehalten, sei aber jederzeit zum Eingreifen bereit gewesen. Er war es auch, der einen Beutel mit Marihuana aus der Wohnung mitnahm. Die Brüder hatten sich zuvor im Gerangel mit ihrem Opfer bereits die 1500 Euro gegriffen.
Dass er mit dem Baseballschläger zugeschlagen hat, gibt Hans F. zu. „Aber nicht mit voller Kraft“, schränkt der Haupttäter ein. Warum er denn ins Gesicht geschlagen habe, wird er gefragt. „Weil’s weh tut“, kommt die Antwort. Tatsächlich erlitt Piotr P. Prellungen der linken Gesichtshälfte, Schürfwunden im Gesicht und an der Schulter sowie an Armen und Beinen.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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