Überfall auf Dönerbude: Jetzt spricht das Opfer

Neuer Tag im Prozess um den fremdenfeindlichen Überfall auf einen Ebersberger Dönerladen: Ein Opfer spricht über sein Leid.
John Schneider |
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Nach seiner Zeugenaussage: Nasiem S. (33) auf dem Flur des Strafjustizzentrums.
jot Nach seiner Zeugenaussage: Nasiem S. (33) auf dem Flur des Strafjustizzentrums.

München - Er hat Deutschland geschätzt. Bis zum 25. September 2015. Damals wurde Nasiem S. (33) in einem Dönerladen am Ebersberger Bahnhof angegriffen. Acht Männer sitzen deshalb seit Dienstag auf der Anklagebank. Nasiem S. berichtet am Donnerstag im Saal B 166 des Strafjustizzentrums, was er damals und seitdem durchgemacht hat. Das Erlebte verfolgt den Afghanen bis heute. "Ich habe Albträume wie mich die Männer verfolgen und töten wollen", berichtet der 33-jährige Küchenhelfer. Er sei auch immer noch in Therapie.

"Ich bin nicht mehr das fröhliche Wesen, das ich einmal war"

Das war laut Anklage geschehen: Nach einem Wiesnbesuch hatten die beiden Hauptangeklagten Markus N. (36) und Maximilian G. (28) bereits am Ostbahnhof fremdenfeindliche Parolen gegrölt. In der S-Bahn brüllten sie dann einen dunkelhäutigen Mann an. G. will dem "Schwarzen eine klatschen".

Am Ebersberger Bahnhof beschimpften sie den Besitzer eines Döner-Imbisses und andere als "Scheiß-Ausländer". Daran erinnert sich auch Nasiem S. gut. Die beiden Handwerker schlugen zu. Und hatten dann die Dreistigkeit, bei der Polizei anzurufen und sich als Opfer darzustellen. Dann verschwanden sie. Vorerst. Kurz darauf waren sie mit sechs Mann Verstärkung zurück. Markus N. hatte einen Aluminium-Baseballschläger dabei.

Nasiem S. zeigt auf ihn und sagt: "Der erste Schlag mit dem Baseballschläger traf mich auf den Hinterkopf. Mir wurde schwarz vor Augen." Er erinnert sich noch, dass ihn ein zweiter Schlag im Rippenbereich und ein dritter in die Knie traf. Von wem und womit, kann er nicht sagen.

Markus N. scheint das alles witzig zu finden. Als es seinem Opfer nicht gelingt, alle Täter zu identifizieren, grinst er breit. Bis ihm die Vorsitzende Richterin Regina Holstein in die Parade fährt. Er solle sich einfach mal vorstellen, dass er einmal selbst auf Zeugen angewiesen sein könnte. Daraufhin stellt der geständige Maurer das Grinsen ein. Vorläufig.

"Ich bin nicht mehr das fröhliche Wesen, das ich einmal war", sagt Nasiem S. zum Schluss. Seine positive Sicht auf das Leben ist ihm mit Knüppeln ausgetrieben worden. Die Entschuldigungen der Täter akzeptiert er eher widerwillig.

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