Udes Weg durch die Scherben

Die Explosion habe er mit voller Wucht gespürt, sagt der OB Christian Ude: „Alle haben eine weiße Nase bekommen.“ Hier zieht er eine erste Bilanz.
von  Angela Böhm
Die Explosion habe er mit voller Wucht gespürt, sagt der OB Christian Ude: „Alle haben eine weiße Nase bekommen.“ Hier zieht er eine erste Bilanz.
Die Explosion habe er mit voller Wucht gespürt, sagt der OB Christian Ude: „Alle haben eine weiße Nase bekommen.“ Hier zieht er eine erste Bilanz. © Tim Wessling

 

SCHWABING Natürlich ist der Oberbürgermeister vor Ort gewesen während des Bomben-Dramas. Er lebt ja in Schwabing. Hier spricht er über sein Explosions-Erlebnis in der Einsatzzentrale – und über seine erste Bestandsaufnahme: Gestern Morgen ließ sich Ude das Bombengebiet zeigen.

AZ: Herr Ude, wie mulmig war es Ihnen?

CHRISTIAN UDE: Ganz schön. Mir war diese Sprengkraft nicht bewusst, dass eine solche Bombe ein ganzes Viertel in Mitleidenschaft ziehen kann.

Wann haben Sie das gemerkt?

Als wir im schweren Sattelschlepper der Einsatzzentrale hinter der Münchner Freiheit saßen, geschützt von mehreren Häuserzeilen, und die Bombe gezündet wurde. Das riesengroße Fahrzeug wurde durchgeschüttelt, als wäre ein schwerer Lastwagen voll in unsere Seite gedonnert. Wir haben die volle Wucht gespürt und alle haben eine weiße Nase bekommen.

Was war dabei Ihr größter Schock?

Als wir danach zum Bombenkrater sind. Die Feilitzschstraße brannte lichterloh. Wir mussten durch Scherben waten.

Dachten Sie einen Moment an eine Katastrophe?

Ich war auf Schlimmeres vorbereitet. Aber die Entwarnung folgte auf dem Fuß. Die Feuerwehr hatte uns vorbereitet, dass das im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Strohfeuer sei. Nein, an eine Katastrophe habe ich nicht gedacht, weil das Gebiet durch die Sicherheitsmaßnahmen eingegrenzt war. In diesem Bereich aber gibt es erheblichen Sachschaden. Nur die beiden Sprengmeister waren in Gefahr, sonst niemand.

Was schoss Ihnen beim Anblick dieses Feuers durch den Kopf?

Was für eine glückliche Entscheidung, dass wir so rigoros und streng entschieden haben, so großräumig zu evakuieren. Nach der Druckwelle sind Bombenteile bis über die Leopoldstraße geflogen. Ich habe zwei Teile gesehen. Das waren richtige Mordwaffen.

Wie viele Bomben sind in Ihrer Amtszeit schon entschärft worden in München?

Dutzende. Aber das waren immer nur Routineangelegenheiten. Ich dachte bis jetzt, bei einer solchen Bombe sei nur ein Haus in Gefahr. Ich hab’ ja den Krieg nicht miterlebt. Interview: Angela Böhm

 

 

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