Ude vs. Ramsauer: Jetzt ist das Niveau im A...

Im Streit um die zweite Stammstrecke wird es nun richtig deftig: Minister Ramsauer redet über Udes Gesäß – und der wehrt sich.
von  Julia Lenders
"Hör bloß auf“, scheint Christian Ude zu sagen (links). Die jüngste Attacke von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (rechts) auf den OB ist sprachlich reichlich misslungen.
"Hör bloß auf“, scheint Christian Ude zu sagen (links). Die jüngste Attacke von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (rechts) auf den OB ist sprachlich reichlich misslungen. © dapd

MÜNCHEN - Der Streit um die Stammstrecke hat einen peinlichen Tiefpunkt erreicht. So derb wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat sich bei der nervtötenden Polit-Taktiererei um das Projekt noch niemand im Ton vergriffen. Seine jüngste Verbal-Attacke auf OB Christian Ude: „Wenn von Investitionssummen her manche Dinge schlicht und einfach nicht ausgehen, dann kann man sich nicht mit seinem OB-Hintern irgendwo in eine gesetzliche Nische festfressen.” Dann müsse man auch einmal ein Stück darüber hinausgehen.

Dreimal sei Ude gefragt worden, ob eine Vorfinanzierung möglich sei, sagt Ramsauer. Dreimal habe er abgelehnt. Ohne Beteiligung Münchens sei der Bau aber nicht möglich. „Punkt. Aus.” 350 Millionen sollte die Stadt dazuschießen – obwohl die S-Bahn Bund- und Landessache ist.

Die AZ erreicht OB Christian Ude am Sonntag daheim. Was sagt er zur Hintern-Attacke? „Ich beabsichtige nicht, mich auf jedes Kasperltheater einzulassen.” Der Bundesverkehrsminister bediene sich der „Gossensprache”. Es sei ganz offensichtlich, dass es dabei ausschließlich um das „Abwälzen eigenen Versagens” gehe. Schließlich war es der Bund, der den von ihm erhofften Anteil an der Finanzierung des Zwei-Milliarden-Euro-Projekts plötzlich nicht mehr bezahlen wollte.

Nicht einen einzigen Brief habe Ramsauer ihm in dieser Sache geschrieben, nicht ein einziges Mal deshalb angerufen. „Außer Beschimpfungen der Stadt habe ich in dieser Sache von der Bundesregierung noch nichts vernommen.”

Ap(r)opos Beschimpfungen: Ein bisserl macht sich der OB dann doch über die bildhafte Sprache des Bundesverkehrsministers lustig. „Dass man mit dem Hintern frisst, ist mir neu”, sagt Ude. „Er scheint die Nahrungsaufnahme mit dem Gesäß zu machen.”

Bevor dieses Bild zu lange vor dem inneren Auge wirken kann, zurück zum Politischen: Seit Ministerpräsident Horst Seehofer das Aus für den Tunnel verkündet hat, rumort es – nicht nur in der Koalition, sondern auch in der CSU selbst. Mehrere Politiker aus den Landkreisen wehren sich gegen den Tunnel-Stopp. Genau wie Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP), der die Stammstrecke weiter planen will.

Morgen will die CSU in größerer Runde überlegen, welche Projekte des S-Bahn-Ausbaus alternativ vorgezogen werden können. Trotzdem will Seehofer auch ein Gespräch „unter vier Augen” mit Münchens OB führen. Ude hat nichts dagegen: „Ich denke, dass es immer noch Chancen gibt, die man ausloten müsste”, sagt er.

Auch wenn über die Röhre scheinbar unendlich viel geredet wurde: Es gibt noch Klärungsbedarf. Ob München die geforderten 350 Millionen je zurückbekäme? Und zu welchen Konditionen? Alles offen.

Ein letzter Versuch also noch. Wobei der Glaube an eine Auferstehung des toten Tunnels schwer fällt – nach dieser Beerdigung in mehreren Akten.

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