Ude verhöhnt die grüne Kandidatin
Der SPD-Oberbürgermeister nennt Sabine Nallinger „eine weitgehend unbekannte Kommunalpolitikerin“. Er sei erleichtert, dass die Grünen nicht Hep Monatzeder
aufgestellt haben: Der wäre ein härterer Gegner gewesen.
MÜNCHEN - Die neu gewählte grüne OB-Kandidatin Sabine Nallinger hat nicht nur Gratulationen erhalten – sondern spürt auch gleich eine kräftige Brise Gegenwind. Niemand anderes als Münchens Dauer-OB Christian Ude verpasst ihr gleich zum Einstand eine Verbal-Watschn: Er wirft ihr „völlig unhaltbare Wahlversprechen“ vor, mit denen sie Politikverdrossenheit fördere. Willkommen im Wahlkampf.
Warum gleich so ein Angriff? Was hat Ude derart verärgert? „Ich bin überhaupt nicht verärgert, ich bin erleichtert“, sagt der OB zur AZ. „Weil es natürlich angenehm ist, wenn eine rivalisierende Partei die weniger bekannte Persönlichkeit auf den Schild hebt.“ Bürgermeister Hep Monatzeder wäre für die SPD „eine harte Nuss“ gewesen, so meint er. „Ich habe mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, dass wir uns mit seiner Bekanntheit und Popularität nicht werden herumschlagen müssen.“
In Nallingers Ohren muss das nach Hohn klingen. Wobei sie recht gelassen bleibt – und bei der SPD keck Nervosität diagnostiziert (siehe Interview).
Zu den Fakten: Bei der jüngsten Umfrage war Monatzeder erneut auf Platz zwei in der Bekanntheitsskala gelandet – hinter seinem Spezl Ude. Immerhin 61,7 Prozent der Befragten war er ein Begriff. Dagegen hatten nur 19,2 Prozent den Namen des SPD-OB-Kandidaten Dieter Reiter schon einmal gehört gehabt. Udes Schlussfolgerung: „Insofern bin ich erleichtert, weil der Hep in manchen Aspekten den SPD-Bewerber hätte in den Schatten stellen können.“ Als Stimmenfänger, so behauptet der OB, hätte die SPD ihn „viel mehr fürchten müssen, als eine weitgehend unbekannte Kommunalpolitikerin“. Allerdings, so räumt er ein, sei er selbst in seiner Zeit als Rechtsanwalt auch weitgehend unbekannt gewesen.
Schlägt sich ein hoher Bekanntheitsgrad denn tatsächlich so deutlich im Wahlergebnis nieder? Dazu nur so viel: Bei der OB-Wahl im Jahr 2008 hatte Hep Monatzeder lediglich 3,4 Prozent der Stimmen erhalten.
Ude erklärt aber auch, dass er die Entscheidung der Grünen versteht. „Weil es ja nicht nur um demoskopische Werte geht, sondern auch um die Frage: Wie lange will die grüne Partei auf der Regierungsbank im Münchner Rathaus ausschließlich durch Männer vertreten sein?“ Da sei sie altmodischer als das Kabinett Adenauer, wo es wenigstens immer eine Renommierfrau gegeben habe. Insofern verstehe er den Druck, eine „weibliche Lösung“ zu wählen.
Keinerlei Verständnis hat der OB aber für die Ideen Sabine Nallingers in puncto Wohnungsbau. Zur Erinnerung: Sie hatte bei den OB-Foren gefordert, dass die Stadt viel mehr baut. Ihre Vision: 30 Prozent der Wohnungen sollen der Stadt oder Genossenschaften gehören. Für Ude hat Nallinger „aberwitzige Versprechungen“ gemacht: „Man soll nicht das Blaue vom Himmel herunter versprechen. Weil sich das rächt.“