Ude und Reiter: Feuer frei auf die CSU

Am Dreikönigstag läutet die Münchner SPD den Wahlkampf ein. Die Genossen feiern ihren OB-Kandidaten Dieter Reiter – und schießen gegen die Schwarzen
von  Willi Bock
OB Christian Ude und sein Wunschnachfolgr Dieter Reiter beim Dreikönigstreffen der Münchner SPD.
OB Christian Ude und sein Wunschnachfolgr Dieter Reiter beim Dreikönigstreffen der Münchner SPD.

Am Dreikönigstag läutet die SPD den Wahlkampf ein. Die Genossen feiern ihren OB-Kandidaten Dieter Reiter – und schießen gegen die Schwarzen

München - Daheim hängt neben der Haustür ein Maßband und zeigt ihm, wie viele Tage es noch bis zur alles entscheidenden Wahl am 16. März sind. Als er gestern morgen das Haus verließ, um zum Dreikönigstreffen der Münchner SPD zu gehen, da stand „69“ drauf. Und als Dieter Reiter dann in den Hofbräukeller kam, da war der Saal so dicht gedrängt und die Stimmung so ausgelassen, wie die SPD das dort noch nie erlebt hatte. Mit großem Applaus und „Dieter, Dieter“-Rufen empfingen die Genossen ihren strahlenden OB-Kandidaten.

Die Genossen haben ihren Kandidaten ins Herz geschlossen – was in der SPD ein hartes Stück Arbeit ist. So startete die SPD mit einer Show in den Wahlkampf. Die Partei feierte sich mit großem Schwung selbst wie selten. Es wurde ein Weihe-Bad für Dieter Reiter, der das Wagnis auf sich nimmt, nach 20 Jahren Christian Ude seine Nachfolge als OB antreten zu wollen. In einer Zeit, in der die CSU sich große Hoffnungen macht, nach Ude im Rathaus zu regieren. Dementsprechend war die CSU gestern das erbitterte Dauerziel der Redner.

Bürger-King Christian Ude gab den Einpeitscher für seinen Wunsch-Nachfolger – und es setzte Watschn über Watschn für die CSU: „Wer als Mieter CSU wählt, ist beim besten Willen nicht zu begreifen.“ Die von der CSU angestoßene Missbrauchsdebatte um die Armutszuwanderung geißelte Ude: „Immer wenn die CSU mit dem Rücken zur Wand steht, benutzt sie die ausländerfeindliche Klaviatur. Das ist beschämend.“ Von der Münchner CSU, die „sich versucht, ein großstädtisches Mäntelchen umzuhängen und weltoffen und liberal zu geben“ habe man „nichts gehört“: „Deswegen ist diese ganze Verkleidungskomödie nichts wert. Der Lack ist ab.“ Für den OB-Kandidaten Josef „Seppi“ Schmid hatte Ude nur Hohn übrig: „Der kommt mir vor wie ein kleines Küken, das hinter der Ente herwackelt und sagt, ich habe neue Wege entdeckt.“

Die SPD müsse in den nächsten Wochen den Wählern klar machen, dass es erhebliche Unterschiede zwischen SPD und CSU gebe. Die Schärfe der Attacke zeigt, wie ernst die SPD ihren gefährlichen Gegner nimmt.

Nach Ude zu reden ist für jeden eine Herausforderung. Doch der am Anfang seiner Kandidatur noch spröde Beamte Dieter Reiter hat als Redner und Politiker dazu gelernt, er wirkt souverän – und er kommt rüber. Wenn er spricht, ist er ganz ungezwungen wie unter „normalen Münchnern“, anders als damals der junge OB Christian Ude, dem das Mühe bereitet hatte. Reiter fällt dann immer wieder in den (echten) Dialekt und erzählt auf Münchnerisch muntere Anekdoten von Menschen, denen er irgendwie geholfen hat. Da verstehen ihn die Leute und lachen. Doch er ist auch selbstbewusst frech und polemisch.

„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer“, war der Refrain in seiner kämpferischen Rede. Mit Willy Brandts Mahnung umriss er die großen Aufgaben, die München zu bewältigen habe und er sagt: „Wir haben schon viel erreicht – wir haben noch viel vor.“ Denn dass München Probleme hat, kann auch die Stadtregierung nach 23 Jahren nicht verschweigen. Reiters Herz schlägt Rot-Grün. Die CSU, das sei die Partei der „Großkopferten“, der „bildungspolitischen Geisterfahrer“ und der Träumer von einer idealen Autostadt.

Für die Grünen gibt es freundliche Töne – nicht für deren OB-Kandidatin Sabine Nallinger, denn die schont ihn öffentlich auch nicht.

 

 

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