Ude poltert: Becksteins Auftritt "armselig"

Der Entscheid über den Transrapid ist abgesagt. OB Christian Ude redete sich in Rage und parierte puterrot die jüngsten Verbalattacken von Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein.
von  Abendzeitung
Hofft auf ein Münchner Derby im DFB-Pokal-Finale: OB Christian Ude.
Hofft auf ein Münchner Derby im DFB-Pokal-Finale: OB Christian Ude. © dpa

Der Entscheid über den Transrapid ist abgesagt. OB Christian Ude redete sich in Rage und parierte puterrot die jüngsten Verbalattacken von Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein.

MÜNCHEN Der für den nächsten Sonntag geplante Bürgerentscheid zum Transrapid findet nicht statt. Der Stadtrat hat die Absage gestern einstimmig beschlossen. Die bereits eingereichten Briefwahlunterlagen werden jetzt ungeöffnet vernichtet. Eine Mitteilung an alle Haushalte wird es aus Kostengründen nicht geben. Für die Vorbereitungen des Votums fielen bereits satte 400000 Euro an. Die DB Magnetbahn versicherte, auch das Planfeststellungsverfahren für den Transrapid werde nun abgebrochen.

„Es ist das erfolgreichste Bürgerbegehren, dass es je gegeben hat“, behauptete OB Christian Ude trotz der Absage. „Es ist schon hundertprozentig umgesetzt, bevor wir es überhaupt durchführen mussten.“

Bei der außerordentlichen Vollversammlung im Rathaus präsentierten die Transrapid-Gegner am Mittwoch großes Theater. Ude redete sich in Rage und parierte puterrot die jüngsten Verbalattacken von Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU). Der hatte den Bürgerentscheid erst vor wenigen Tagen als „Verarschung“ bezeichnet und Ude „Verlogenheit“ vorgeworfen. Jetzt schlug der so Gescholtene zurück: „Günther Beckstein hat in zwei Wochen mehr Verbalinjurien aufgehäuft als Edmund Stoiber in 14 Jahren.“ Ein Tiefpunkt in der politischen Kultur Bayerns sei erreicht.

Immer weiter stocherte Ude in den Wunden einer CSU, die schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. „Ich stelle mir vor, Franz Josef Strauß hätte mit dem Bund zu verhandeln gehabt, was mit den 925 Millionen Euro Bundesanteil passiert, wenn sie nicht für den Transrapid sind!“ Ude deutete an: Strauß hätte es nicht so einfach hingenommen, dass Bayern den Zuschuss verliert. Dagegen bezeichnete er Becksteins Auftritt als „armselig“.

Kritik übte der OB auch, weil Beckstein das Thema Flughafenanbindung plötzlich wie eine „Petitesse“ behandele. „Das Problem, das Anfang März noch das wichtigste für die Staatsregierung war, ist jetzt überhaupt kein dringendes Thema mehr!“ Seit 1969 habe der Freistaat es versäumt, über eine bessere Verkehrsanbindung nachzudenken. Der OB appellierte an die CSU, den Ausbau der S 8 mitzutragen. „Lassen Sie uns jetzt gemeinsam die Jahre hereinholen, die wegen des Transrapid-Projekts sinnlos verplempert worden sind.“

Nach dem oberbürgermeisterlichen Frontalangriff hatte der CSU-Fraktionschef Josef Schmid die undankbare Aufgabe, zu kontern. „Ich habe gehofft, dass ihre Rede anders ausfällt und auf Hohn und Spott verzichtet.“ Schmid warnte davor, dass Udes Express-S-Bahn dasselbe Schicksal ereilen könnte wie den Transrapid. „Es könnte zu enormen Kostensteigerungen kommen!“

Julia Lenders

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