Ude fühlt sich trotz Krise wichtiger
Was der OB vor der Sommerpause über die Krisen bei Rot-Grün sagt, ob "das Bündnis an Strahlkraft verliert" – und wie er seine eigene Rolle empfindet.
München - Im Rathaus ist Ruhe eingekehrt – aber nur, weil die Akteure Ferien haben. Oberbürgermeister Christian Ude zieht es wieder nach Mykonos. Und zwei Tage nach Ostanatolien zum „Honigfest”. Doch die Rathaus-Probleme sind kein Honigschlecken. Im kleinen Kreis sprach Ude über:
Die Rot-Grüne Dauerkrise:
Anfang der Woche war wieder Krisensitzung. Da muss der OB zerknirscht zugeben, dass zwischen den Treue-Schwüren und der Wirklichkeit Welten klaffen: „Es ist problematisch, wenn das solche Ausmaße annimmt, dass das Bündnis an Strahlkraft verliert.” Doch Udes Predigten beeindrucken die Gegner wenig, allen voran den SPD-Fraktionschef Alexander Reissl, den größten Grünen-Kritiker bei den Roten.
Ude: „Ich halte es für eine groteske Fehleinschätzung, dass man den größten Gewinn aus dem Streit mit dem Partner gewinnt.” Da habe es zu viele Watschn in den eigenen Reihen gegeben. Von beiden Seiten. Ude fürchtet, dass die „Spannungen wieder aufflackern, weil manche das auch gerne haben”.
Seine Rolle als Lame Duck:
2014 scheidet er als OB aus dem Amt. Die SPD hört offenkundig immer weniger auf ihn – doch Ude behauptet: „Ich glaube, dass meine Rolle in der Koalition immer wichtiger wird.” Weil Interventionen „immer notwendiger” würden. „Als Lame Duck fühle ich mich nicht.” Aber es fragt sich, ob sie noch auf ihn hören.
Seine Nachfolge:
„Ja, ich werde bei der Kandidatensuche eingreifen.” Udes Favorit ist bekannt: der Wirtschaftsreferent Dieter Reiter.
Den grünen Aufschwung:
Beim Dreikampf der grünen OB-Kandidaten steht Ude zu seinem Freund Hep Monatzeder. Der werde „nach allen Regeln der Kunst demontiert”. Durch die Mitkonkurrentinnen Sabine Nallinger und Theresa Schopper werde Monatzeder „zum Ladykiller” gezwungen.
Ude über die Grünen: „Sie haben eine Glückssträhne und sind in einem Aufwind, den sie verdient haben.”
Zweite Stammstrecke:
Hier hat Ude in Ministerpräsident Horst Seehofer einen neuen Freund gefunden. Bei der Röhre gehen sie gemeinsam auf den Bund los, der mit einer Milliarde Euro das Zwei-Milliarden-Projekt mitbezahlen soll: Nach zwei Jahrzehnten Investitionsstau lasse der Bund das drittgrößte S-Bahn-System Deutschlands an die Wand fahren.
Bürgerentscheid für mehr Kinderbetreuung:
Den hat der Ex-Grünen-Stadtchef Nicolaus von Hoenning gestartet. Rot-Grün schäumt deswegen. Ude kanzelt ihn ab: „Ein abgetakelter Parteivorsitzender tarnt sich als Wutbürger. Das ist Bauernfängerei vom Schlimmsten.”