Ude: Das mache ich, wenn ich Bayern regiere

Beim Treffen der Münchner SPD eröffnet der OB den Wahlkampf 2012, formuliert seine Ziele und derbleckt die Gegner. Die Genossen feiern ihn bereits.
von  Julia Lenders
Gegen privatisiertes Wasser: Münchens OB Christian Ude.
Gegen privatisiertes Wasser: Münchens OB Christian Ude. © Lennart Preiss, dapd

 

Beim Treffen der Münchner SPD eröffnet der OB den Wahlkampf 2012, formuliert seine Ziele und derbleckt die Gegner. Die Genossen feiern ihn bereits als „zukünftigen Ministerpräsidenten.

München - Gleich zu Beginn des Dreikönigstreffen sorgte Münchens SPD-Chef Uli Pfaffmann für einen Lacher: Als er namentlich „die Alt-OBs“ Hans-Jochen Vogel, Georg Kronawitter und – jetzt kommt’s – Christian Ude begrüßte. Großes Amüsement bei den Genossen im Hofbräukeller.

Als wenn ihr Hoffnungsträger das Rathaus bereits gegen das Maximilianeum getauscht hätte. Vollmundig kündigte Landes-Chef Florian Pronold den ihm nachfolgenden Redner Ude dann auch als „zukünftigen Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern“ an.

Dessen Auftritt war schon im Vorfeld als „Grundsatzrede“ angekündigt worden. Keine Frage: Die SPD segelt zu Jahresbeginn noch immer auf der Woge ihrer Ude-Begeisterung. Und der gibt auch sogleich als Kapitän den Kurs vor. Am Freitag erklärte er, welche Navigationspunkte er ansteuert. Ein Auszug seines Programms.

Der OB weiß, was er als Erstes ändern würde, wenn er die Landtagswahl 2013 gewinnt: „Es wird die erste Handlung einer von mir geführten Landesregierung sein, dass die Studiengebühren wie in allen anderen sozialdemokratischen Bundesländern auch wieder abgeschafft werden.“

Seit 25 Jahren fordere er ein und dasselbe, wettert Ude: Dass der Freistaat von gesetzlichen Möglichkeiten Gebrauch mache, um der Umwandlungsspekulation einen Riegel vorzuschieben – und damit zehntausende Münchner Altbaumieter zu schützen.

CSU und FDP hätten keinen Finger für sie gekrümmt. „Mit diesem Skandal werden wir Schluss machen.“ Beim Streit um die Finanzierung der zweiten Stammstrecke bleibt er hart. Die Idee, dass die Stadt ein Darlehen über 350 Millionen zur Vorfinanzierung geben soll, hält Ude letztlich für einen „Wahlkampf-Gag“.

Tatsächlich wolle die für die S-Bahn zuständige Staatsregierung die Kostenlast nur auf die Kommune abwälzen: „So eine Dreistigkeit werden wir nicht durchgehen lassen!“ Erst kürzlich hatte die CSU Ude den Titel „Master of Desaster“ verliehen.

Ein Eigentor, denn es gibt tatsächlich einen gleichnamigen Universitätstitel – für Katastrophen-Helfer. In Anspielung darauf erklärte der OB jetzt zum Thema zweiter Tunnel: „Ich bin gerne bereit, dieses Desaster zu überwinden – aber nur als Ministerpräsident.“ Noch sei er nicht zuständig.

In Sachen Kinderbetreuung machte Ude die Staatsregierung für fehlende Angebote verantwortlich: Es könne nicht sein, dass „der reiche Freistaat Bayern“ zu den drei Schlusslichtern unter 16 deutschen Bundesländern bei den Ganztagsschul-Angeboten gehöre. Ude versprach: Niemand müsse Sorge haben, dass die SPD alles, also auch was gut läuft im Lande, in Frage stelle. „Was gut ist, wird weiterhin gut gemacht.“

Er nannte die Sicherheit, die Wirtschaftslage und die Universitäten in Bayern. „Aber: Es muss endlich gerechter zugehen.“ Abgesehen von diesem Lob hatte Ude aber nur eine große Portion Häme für die Staatsregierung übrig.

Er habe sich nie vorstellen können, dass die CSU („diese Granitwand, an der man sich als Sozi nur den Kopf blutig rennen konnte“) einmal jubilieren würde – nur weil sie in Umfragen ein Prozent vor der Opposition liege. „Wir wissen alle, wie schnell man ein Prozent verliert“, lästerte er. „Ich glaube, Dobrindt (der CSU-Generalsekretär) schafft das mit einem einzigen Interview.“

Spott auch für die FDP. Bei der falle ihm der Filmtitel ein: „Dead Man Walking.“ Zum Schluss schwor Ude die Genossen auf den Wahlkampf ein: „Wir müssen uns darauf einstellen, täglich beschimpft und beschossen zu werden.“

Die gemütliche Zeit sei vorbei. Der anschließende Applaus beim Dreikönigstreffen ließ keinen Zweifel: Die Genossen glauben, ihren Messias gefunden zu haben.

 

 

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.