Ude attackiert das Singspiel
Oberbürgermeister Ude stört die Pauschalkritik an Politikern, die scheinbar "alle pfui" seien. Er warnt vor italienischen Verhältnissen. Im Fernsehen kann der BR derweil eine Spitzenquote verzeichnen.
München - Die traditionelle Starkbierprobe auf dem Münchner Nockherberg hat neben viel Lob auch Tadel erhalten.
Bayerns SPD-Spitzenkandidat Christian Ude kritisierte einen Teil des sogenannten Singspiels. Am Ende der Aufführung habe es die Botschaft gegeben, dass Politiker „alle pfui“ seien und dass es sie am besten nicht gäbe. Dies sei aber angesichts des Ausgangs der Parlamentswahlen in Italien ein bisschen verfehlt.
Ude mahnte am späten Mittwochabend in Bayerischen Fernsehen: „Politikverdrossenheit ist nicht die letzte Weisheit, die man verkünden kann.“ In Italien sei die Proteststimmung, dass man „zu den reinen Berlusconis und Clowns dieser Welt“ zurückkehren müsse, zum Wahlergebnis geworden. Darüber sei „ganz Europa erschrocken“.
Ude fügte hinzu: „Ich glaube, dass zur Zeit in Deutschland jeder politische Weg, der von einer demokratischen Kraft angeboten wird, und wenn es unsere Rivalen oder unsere Gegner sind, besser ist als das, was Proteststimmungen jetzt in Italien zustande gebracht haben.“ Darüber müsse diskutiert werden, wenn man auf der Höhe der Zeit sein wolle.
Bayerns Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause entgegnete, sie habe den Schluss des Singspiels nicht so negativ wie Ude empfunden. Zwar seien in dem Stück ein paar „billige Geschichten“ gewesen nach dem Motto: „Die Politiker – steck sie alle in einen Sack, hau drauf, so ungefähr, trifft nie einen Falschen.“ Die ebenfalls empfohlene Selbstreflexion sei aber nicht das Schlechteste für Politiker.
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Im Fernsehen war die Starkbierprobe auch in diesem Jahr ein Quotenerfolg. Allein in Bayern verfolgten 1,63 Millionen Zuschauer die Rede der Kabarettistin Luise Kinseher in der Rolle der „Mama Bavaria“ und das anschließende Singspiel. Der Marktanteil lag im Freistaat bei 35,6 Prozent, wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Donnerstag mitteilte.
Bundesweit wurden 2,45 Millionen Zuschauer gezählt. Das ergab den Angaben zufolge einen Marktanteil in Deutschland von 8,4 Prozent. BR-Fernsehdirektorin Bettina Reitz lobte: „Luise Kinsehers Fastenpredigt war feinsinnig, hintergründig und pointiert.“
Auch das Debüt des neuen Singspielteams um Marcus H. Rosenmüller und Thomas Lienenlüke habe durch Kreativität und Spielfreude begeistert. Reitz fügte hinzu: „Sie haben politische Satire auf hohem Niveau geboten mit einem kreativen Bühnenbild und fantastischer Musik – ein Kunstwerk, das man sich auch in Jahren noch gerne anschauen wird.“