U2-Sänger lädt Großhaderner Ärzte zum Konzert ein

MÜNCHEN - "Ohne die guten Ärzte und Krankenschwestern des Universitätsklinikums gäbe es diese Show heute Abend nicht und ich stünde nicht hier": Bono hat sich mit einer Konzerteinladung bei zwölf Krankenschwestern und Ärzten bedankt.
Zwölf Krankenschwestern und Ärzte konnten sich am Mittwochabend ganz in der Nähe der spektakulären Bühne vom Erfolg ihrer Arbeit direkt überzeugen: Vier Monate nach seiner Notoperation in München war U2-Sänger Bono in die Landeshauptstadt zurückgekehrt und rockte das Olympiastadion mit seiner Band unter dem Jubel von rund 75 000 Zuschauern. Bono nutzte den Auftritt, um sich zu revanchieren: Er lud das medizinische Team, das ihn in Bayern betreut hatte, zu der "360 Grad"-Bühnenshow ein, traf sich unmittelbar vor Konzertbeginn mit ihnen und dankte allen noch einmal persönlich, wie der Neurochirurg Jörg-Christian Tonn am Donnerstag auf dapd-Anfrage berichtete. Er hatte den irischen Rockstar im Mai wegen eines Bandscheibenvorfalls, der bereits Lähmungserscheinungen verursacht hatte, am Klinikum Großhadern operiert.
Auch auf der Bühne lobte Bono sein medizinisches Team in den höchsten Tönen. "Ohne die guten Ärzte und Krankenschwestern des Universitätsklinikums gäbe es diese Show heute Abend nicht und ich stünde nicht hier", rief der 50-Jährige. Die Leute neigten dazu, Musik-, Film oder Sportstars als Helden zu feiern, dabei machten sie nur das, was sie lieben. "Wir sind keine Helden, die Krankenschwestern und Ärzte sind die wahren Helden", sagte der Musiker, der eigentlich Paul David Hewson heißt.
Tonn sagte: "Ich freue mich, dass er seinen Dank auch an das gesamte Personal gerichtet hat, das war sehr schön und entspricht seinem Stil." Der Mediziner war erstmals bei einem Konzert der irischen Rockstars dabei: "Es war sehr beeindruckend", betonte er. Bono – in Lederkluft und wie gewohnt mit Sonnenbrille – präsentierte sich bei der gut zweistündigen Show auch körperlich in Bestform und war ständig in Bewegung. Überraschen konnte dies den Professor nicht: "Er ist hundertprozentig wieder fit", sagte Tonn und erklärte: "Er hat sich auch an alle Vorgaben sehr genau gehalten und war in der Nachbehandlung sehr diszipliniert."
Namentlich erwähnte Bono in seiner Danksagung neben Tonn auch den Sportmediziner Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und "Imke". Dabei handle es sich um die Assistentin von Müller-Wohlfahrt, Imke Bergmann, die alle Termine der Behandlung und Nachbehandlung für Bono organisiert habe, erklärte Tonn.
Die vier Musiker machten die Show zu einer Zeitreise durch die mehr als 30-jährige Bandgeschichte: Klassiker wie "Where The Streets Have No Name" oder "I Still Haven't Found What I'm Looking For" standen ebenso auf dem Programm wie Lieder ihres jüngsten Studioalbums "No Line On The Horizon".
Der Name der 360-Grad-Tour, die seit 2009 läuft, leitet sich von der gewaltigen raumschiffartigen Bühnenkonstruktion ab, die dem Publikum einen rundum unverstellten Blick auf die Band bietet. Bono, der auch für sein politisches Engagement berühmt ist, widmete den Song "Walk On" der in Myanmar unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Zu den weiteren Hits, die die Rockstars in München spielten, zählten "With Or Without You", "One", "Vertigo" und "Sunday, Bloody Sunday".
Die Erfolgsgeschichte von U2 begann vor mehr als 30 Jahren: 1976 schlossen sich Bono, The Edge (Gitarre), Adam Clayton (Bass) und Larry Mullen Jr. (Schlagzeug) in Dublin zusammen. Weltweit verkauften sie mehr als 140 Millionen Alben.
Bono nahm auf ihre lange Karriere in München scherzhaft Bezug und sagte, die Band existiere inzwischen solange wie das Münchner Oktoberfest, das in diesem Jahr sein 200. Jubiläum feiert. Als weitere Geste an sein Münchner Publikum trug der Sänger bei der Zugabe ein Trikot des FC Bayern, der parallel zum Konzert sein Champions-League-Spiel gegen den AS Rom in der Allianz Arena bestritt. Bono verkündete auch das Ergebnis: "Bayern: 2, Rom: 0", rief er unter dem Jubel der Menge. Die Stimmung im Stadion wurde auch durch Regen nicht getrübt, der etwa zur Halbzeit der Show einsetzte.
Die An- und Abreise der Münchner Konzertbesucher wurde indes durch den Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer im kommunalen Nahverkehr etwas erschwert. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setzte Busse für einen Shuttle-Service ein. Sie hatte die Fans bereits im Vorfeld auf längere Wartezeiten eingestimmt. Am Donnerstag zog sie aber eine insgesamt positive Bilanz. Von Chaos könne keine Rede sein, hieß es.
dapd