U-Bahnfahrt in den Tod

Der 28-jährige Stefan K. fällt aus einer fahrenden U5 und ist auf der Stelle tot. Die Polizei forscht nach der Ursache: Offenbar wurde die Türe der U-Bahn gewaltsam entriegelt
Nina Job |
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Endstation Ostbahnhof: Bis hierhin fuhr die U5 noch, dann wurde der Unglückszug von der Polizei sichergestellt.
Daniel von Loeper Endstation Ostbahnhof: Bis hierhin fuhr die U5 noch, dann wurde der Unglückszug von der Polizei sichergestellt.

Der 28-jährige Stefan K. fällt aus einer fahrenden U5 und ist auf der Stelle tot. Die Polizei forscht nach der Ursache: Offenbar wurde die Türe der U-Bahn gewaltsam entriegelt

München – Sie waren albern und ausgelassen. Die jungen Leute kamen von einer privaten Geburtstagsparty in Riem und wollten noch weiterfeiern. In der Nacht zum Samstag, kurz nach 1 Uhr, stand die Gruppe im letzten Waggon eines Zuges der U5 zusammen. Die U-Bahn hatte gerade den Bahnhof Innsbrucker Ring verlassen und nahm nun volle Fahrt in Richtung Ostbahnhof auf. Bis zu 80 Stundenkilometer werden die Züge auf dem mehr als 1,6 Kilometer langen Abschnitt schnell. Es ist die zweitlängste Strecke im Münchner Untergrund.

Plötzlich wird ein Albtraum Wirklichkeit: Die Tür, an der einer der Geburtstagsgäste steht, geht auf. Bei voller Fahrt stürzt der 28-jährige Stefan K. hinaus. Voller Entsetzen zieht einer der Fahrgäste den Nothalt. Der Lokführer fährt den Zug noch – ganz nach Vorschrift – bis zum nächsten Halt am Ostbahnhof. Dort rennen die Freunde von Stefan K. auf zwei Streifen der U-Bahnwache zu, berichten, was passiert ist. Eine Streife war sogar im selben Zug gewesen, aber offenbar nicht im selben Waggon.

Obwohl die Strecke sofort gesperrt wird und die Helfer Stefan K. wenig später – etwa 300 Meter vom Bahnhof Innsbrucker Ring – im Tunnel finden, gibt es keine Rettung mehr. Stefan K. muss sofort tot gewesen sein. Er war mit dem Kopf aufgeprallt.

Der furchtbare Unfall schockt München. Wie konnte es passieren, dass sich die U-Bahntür während der Fahrt plötzlich öffnete?
Eine Kamera, die im Waggon installiert war, kann wohl nichts mehr zur Klärung beitragen. Die Festplatte ist defekt, hieß es gestern. Allerdings meldeten sich am Wochenende zwei Zeugen bei der Polizei. Sie gaben an, im selben Waggon gewesen zu sein.

Polizeisprecher Peter Beck: „Diese unabhängigen Zeugen sagten, dass der Verunglückte unmittelbar vor dem Unfall an der Tür hantiert haben soll.“ Stefan K. soll massive Gewalt angewendet haben. Auch habe er auf die Fahrgäste betrunken gewirkt.

Bei dem Unfallzug handelt es sich um eine der ersten Münchner U-Bahnen, Typ A. Sie wurden von 1967 bis 1983 gebaut. Unmittelbar nach dem Unfall wurde der Waggon von der Polizei sichergestellt und in den Betriebshof Nord nach Fröttmaning gebracht. Dort wurde er laut Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) noch in der Unfallnacht von der Polizei und der MVG „eingehend“ getestet und überprüft: „Die Schließ- und Sicherungssysteme befanden sich in einwandfreiem Zustand“, versicherte die MVG. Auch der Lokführer habe sich richtig verhalten: „Wie die Bilder vom Bahnsteig zeigen, waren die Türen bei der Abfahrt des Zuges am Innsbrucker Ring alle korrekt geschlossen. Ein Fehler des Fahrers ist auszuschließen“, so die MVG.
Polizeisprecher Peter Beck sagte hingegen: „Warum die Tür aufgegangen ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht definitiv sagen. Am Montag wird die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Wir gehen davon aus, dass sie einen Gutachter beauftragen wird.“

Von den etwa zehn Freunden, die mit Stefan K. in der tragischen Unfallnacht unterwegs gewesen waren, sind der Polizei bislang sieben namentlich bekannt. Sie standen unter Schock und sollen erst in diesen Tagen einzeln vernommen nehmen. Die Polizei bittet Fahrgäste, die ebenfalls zu Zeugen des Unfalls wurden, sich zu melden.
Fahrgäste und Freunde, die im Unglückswaggon gewesen waren, wurden am Ostbahnhof von Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams (KIT) betreut. Die Strecke war von 1.30 bis 4 Uhr in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.

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