U-Bahnattacke von 1996: Mordprozess gegen Brüder

MÜNCHEN - Wie beim Überfall auf Bruno N. ging’s ums Rauchen: Zwei Männer sollen einen 23-Jährigen am Heimeranplatz niedergestochen haben.13 Jahre nach der Tat stehen sie jetzt vor Gericht
Es war einer der ersten brutalen Übergriffe in einem Münchner U-Bahnhof, als am 19. Juli 1996 der damals 23-jährige Steffen K. am Bahngleis niedergestochen wurde. 13 Jahre nach der Attacke sitzen die mutmaßlichen Täter Rexhep K. (32) und dessen Cousin Enver K. (31) vor der Jugendstrafkammer des Münchner Landgerichts.
Mordversuch lautet die Anklage des Staatsanwalts Laurent Lafleur. Auch damals geschah die Tat aus nichtigem Anlass – wie beim Fall Bruno N. (77). Der Rentner wurde im Dezember 2007 von zwei Jugendlichen im U-Bahnhof Arabellapark fast zu Tode getreten, weil er sie gebeten hatte, nicht in der U-Bahn zu rauchen (AZ berichtete).
19. Juli 1996, 19.15 Uhr, U-Bahnhof Heimeranplatz: Schreiner Steffen K. kommt aus einem Lokal und will mit der Bahn stadteinwärts. Die Angeklagten und deren Spezl Driton I. (damals 18) kommen auf den Bahnsteig. Driton I. raucht. Steffen K. stört der Qualm: „He, Amigo, mach’ die Kippe aus!“ Plötzlich holt Driton I. mit der rechten Hand zum Faustschlag aus. Blitzschnell packt ihn der Schreiner und dreht ihm den Arm auf den Rücken.
In diesem Augenblick kommen Driton I. die beiden Angeklagten Rexhep K. und Enver K. zu Hilfe. Sie schlagen ihn mit Fäusten und Füßen nieder. Enver K. zieht ein Messer und sticht zehn Mal auf den Oberkörper von Steffen K. ein. Der Schreiner fällt auf die Gleise und die Täter flüchten. Steffen K. kann aus eigener Kraft zurück auf den Bahnsteig klettern.
Staatsanwalt Lafleur: „Das Opfer erlitt insgesamt neun Stichverletzungen, wodurch die Lunge, Leber, Dünndarm verletzt wurden.“ Ein weiterer Stich wurde von dem Geldbeutel in der Brusttasche gestoppt. „Dieser Stich wäre ins Herz gegangen“, sagt Lafleur. Drei Monate lag Steffen K. im Krankenhaus, noch heute leidet er unter der Tat.
Driton I. wurde wenig später gefasst. Wegen Beihilfe zum Totschlag musste er drei Jahre Haft absitzen. Seine Komplizen waren damals im Kosovo, ihrer Heimat, untergetaucht. Doch Ende 2008 wurden Enver K. in Italien und Rexhep K. in der Schweiz von der Polizei festgenommen.
Torsten Huber