U-Bahn-Räuber mit schlechtem Gedächtnis vor Gericht

München -"Ich bin ihm halt ziemlich auf die Nerven gegangen", räumt Frank E. (Name geändert) am Dienstag vor Gericht ein. Zur Debatte steht ein Vorfall vom Februar 2017. Der Staatsanwalt wirft Frank E. vor, einen Münchner mitten in der Nacht in der Kafkastraße in Neuperlach von hinten umgeschubst und ihm seinen Geldbeutel mit rund 80 Euro gestohlen zu haben.
Dem Überfall geht laut Anklage voraus, dass Frank E. sein Opfer in der U5 Richtung Neuperlach Zentrum um Geld angebettelt und weiter verfolgt und belästigt hat. Der Angeklagte hingegen gibt an, es habe im Anschluss an seine Bettelei eine Rangelei zwischen ihm und dem Opfer gegeben, in deren Verlauf er selbst zu Boden gefallen sei.
Mutmaßlicher Täter kann sich an nichts erinnern
Verängstigt habe er nur noch aus der Situation entkommen wollen. Die Geldbörse sei auf dem Boden gelegen, da habe er halt noch die Chance genutzt. Allerdings: An alles kann sich Frank E. nicht erinnern. Zumindest nicht genau. Sein Zustand sei an dem Abend benebelt gewesen. Mal ist er sich bei Details ganz sicher – dann ist es doch wieder eine Verwechslung. Die Richterin weist ihn auf Widersprüche hin – und Videoaufzeichnungen aus dem U-Bahnhof.
Hauptsächlich dreht sich die Anhörung allerdings nicht um den Überfall (oder die zwei Ladendiebstähle von E., die gleich mit verhandelt werden), sondern um die allgemeine Situation des Angeklagten. Da geht es um die psychische Erkrankung, die wechselnde medikamentöse Einstellung der letzten Jahre, den Rausschmiss aus einer Wohneinrichtung, den Konsum von Alkohol und Drogen – und den dringend vorgetragenen Wunsch des Angeklagten, endlich eine Arbeit zu haben.
Die Belastung ist hoch, zwischendurch fließen Tränen. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.
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