Turm-Pläne an der Paketposthalle: Ein "zeitgemäßes Symbol"?

Die Stadt will endlich auch die Bürger zur Paketposthalle anhören. Wie sich die Architekten gegen Kritik wehren - und wie die Debatte nun weitergehen soll.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
24  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Neu an den Turm-Plänen an der Paketposthalle: schräg angestelzte Aufzüge an den beiden Hochhäusern.
Neu an den Turm-Plänen an der Paketposthalle: schräg angestelzte Aufzüge an den beiden Hochhäusern. © Visualisierungen: Herzog & de Meuron

München - Mit der Paketposthalle sind die Münchner verbunden. Denn viel Post landet erst einmal dort, bevor sie die Postboten verteilen. Und auch später, wenn dort einmal nicht mehr sortiert werden wird, soll die 125 Meter lange Halle zu einem Anziehungspunkt für alle Münchner werden: Sie soll dann - vielleicht mit einem Konzertsaal im Untergeschoss, vielleicht mit einem Markt und Ausstellungen an der Oberfläche - zu einem sozialen Ort werden.

So erklärt es Architekt Santiago Espitia Berndt, der für das Schweizer Büro Herzog & de Meuron arbeitet. Dieses überplant das Areal rund um die Paketposthalle neu. Doch deren Entwürfe lösten Kritik aus - besonders die zwei 155 Meter hohen Türme, die neben der Halle gebaut werden sollen.

Architekten und Stadt beantworten viele kritische Fragen

Um den Protest aufzufangen, startete die Stadt nun eine Bürgerbeteiligung. Die Auftaktveranstaltung fand am Donnerstagabend online statt. Der Investor, die Architekten und die Stadt stellten die Pläne vor und beantworteten viele kritische Fragen - zum Beispiel warum die Türme so hoch und das Areal so dicht bebaut werden müssen?

 

Doch das Wachstum Münchens sei nicht aufzuhalten, erklärten die Architekten. In den nächsten 20 Jahren werden wohl fast 20 Prozent mehr Menschen hier leben. Wenn man nicht zu viel Fläche verschwenden wolle und wenn die Halle (die jetzt nicht zugänglich ist) kulturell genutzt werden soll, müsse dicht und hoch gebaut werden.

 

Zentrum des Viertels soll die Paketposthalle sein. Diese ist etwa 20.000 Quadratmeter groß und hat damit etwa die Dimension des Hauptbahnhofs. Das Erdgeschoss soll einmal eine Art überdachter, öffentlicher Platz werden. Wochenmarkt, Ausstellungen, Gastronomie oder sogar eine Eisbahn könnte es dort einmal geben. Darunter soll womöglich eine Konzerthalle entstehen.

Lesen Sie auch

Auch rund um die Halle wird gebaut: Gebäude mit Dachterrassen, zwischen denen etwa 15 Meter breite Gassen liegen. Autos sollen hier keine fahren. In den Erdgeschossen wird es Restaurants und Läden geben, darüber sollen Menschen wohnen. Insgesamt sollen auf dem Areal 1.100 Wohnungen sowie Büros für 3.000 Arbeitsplätze entstehen.

Unzufrieden zeigten sich zuletzt viele Bürger jedoch vor allem mit den beiden imposanten 155 Meter hohen Türmen - die die Architekten mit zwei schrägen Aufzügen versehen wollen.

In dem einen Turm soll es ganz oben einen Biergarten geben. Auch der andere Turm soll öffentlich zugänglich sein, dort könnte es einmal Bildungsangebote geben. Kritiker gehen davon aus, dass die Türme in Wirklichkeit jedoch sehr viel dunkler aussehen werden, als sie jetzt noch auf den Visualisierungen erscheinen.

"Zeitgemäßes Symbol" für ein nachhaltiges Quartier

Doch der Investor Ralf Büschl, der der Post das Areal abgekauft hat, widerspricht: "Das werden keine dunklen Glastürme." Sondern ein "zeitgemäßes Symbol" für ein nachhaltiges Quartier. In den Türmen wird es Wohnungen geben, aber auch ein Hotel und Büros. Zwar wollte Büschl nicht verraten, wie viel das 8,7 Hektar große Grundstück kostete, doch dass es sich am Ende für ihn als Unternehmer rechnen muss, sagte er schon. Allein die Halle für eine kulturelle Nutzung herzurichten, koste einen dreistelligen Millionenbetrag.

Abgeschlossen ist die Bürgerbeteiligung mit dieser einen Veranstaltung freilich nicht. Die Stadt lost jetzt 100 Münchner aus, die Vorschläge erarbeiten - diese sollen in die Planungen einfließen. Bis alles einmal gebaut ist, dauere es ohnehin noch über zehn Jahre, sagte Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos). Die beiden Architekten, Jacques Herzog und Pierre de Meuron, wären dann über 80 Jahre alt.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
24 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Luzie am 04.07.2021 20:00 Uhr / Bewertung:

    Wenn wir in München alles zubetoniert haben wird man feststellen, dass es immer noch nicht ausreichend (bezahlbaren) Wohnraum gibt.
    Es wird halt dann für einfach für alle ätzend in München zu wohnen. Kaum noch Grünflächen, keine Frischluftschneisen, volle Schulen, Theater-/Zoo-/Kinotickets nur noch ein Jahr im voraus buchbar,
    zugemüllte Isar, etc.
    Die häßlichenTürme brauchen wir nicht, das gibt die Infrastruktur nicht her.

  • Flo91 am 05.07.2021 11:04 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Luzie

    Die Fläche ist bereits zubetoniert, zudem gehen an dem Grundstück die Stammstrecke, die Tram, und Busse entlang. Besser gehts fast nicht. Und was einige Ihrer anderen Befürchtungen angeht, München gönnt sich gerade einen neuen Konzertsaal, das neue Volkstheater macht demnächst auf und ins Kino gehen eh seit Jahren immer weniger Leute... Über die Optik der Türme kann man streiten, beim Rest müssen aber auch die Kritiker ehrlich bleiben zwinkern

  • Witwe Bolte am 04.07.2021 14:41 Uhr / Bewertung:

    München möcht halt unbedingt mit dem Hochhaus"paradies" Frankfurt konkurrieren: die hässlichste Grossstadt Deutschlands. Zufällig auch noch eine Kriminalitätshochburg.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.