Turm-Pläne an der Paketposthalle: Ein "zeitgemäßes Symbol"?
München - Mit der Paketposthalle sind die Münchner verbunden. Denn viel Post landet erst einmal dort, bevor sie die Postboten verteilen. Und auch später, wenn dort einmal nicht mehr sortiert werden wird, soll die 125 Meter lange Halle zu einem Anziehungspunkt für alle Münchner werden: Sie soll dann - vielleicht mit einem Konzertsaal im Untergeschoss, vielleicht mit einem Markt und Ausstellungen an der Oberfläche - zu einem sozialen Ort werden.
So erklärt es Architekt Santiago Espitia Berndt, der für das Schweizer Büro Herzog & de Meuron arbeitet. Dieses überplant das Areal rund um die Paketposthalle neu. Doch deren Entwürfe lösten Kritik aus - besonders die zwei 155 Meter hohen Türme, die neben der Halle gebaut werden sollen.
Architekten und Stadt beantworten viele kritische Fragen
Um den Protest aufzufangen, startete die Stadt nun eine Bürgerbeteiligung. Die Auftaktveranstaltung fand am Donnerstagabend online statt. Der Investor, die Architekten und die Stadt stellten die Pläne vor und beantworteten viele kritische Fragen - zum Beispiel warum die Türme so hoch und das Areal so dicht bebaut werden müssen?
Doch das Wachstum Münchens sei nicht aufzuhalten, erklärten die Architekten. In den nächsten 20 Jahren werden wohl fast 20 Prozent mehr Menschen hier leben. Wenn man nicht zu viel Fläche verschwenden wolle und wenn die Halle (die jetzt nicht zugänglich ist) kulturell genutzt werden soll, müsse dicht und hoch gebaut werden.
Zentrum des Viertels soll die Paketposthalle sein. Diese ist etwa 20.000 Quadratmeter groß und hat damit etwa die Dimension des Hauptbahnhofs. Das Erdgeschoss soll einmal eine Art überdachter, öffentlicher Platz werden. Wochenmarkt, Ausstellungen, Gastronomie oder sogar eine Eisbahn könnte es dort einmal geben. Darunter soll womöglich eine Konzerthalle entstehen.
Auch rund um die Halle wird gebaut: Gebäude mit Dachterrassen, zwischen denen etwa 15 Meter breite Gassen liegen. Autos sollen hier keine fahren. In den Erdgeschossen wird es Restaurants und Läden geben, darüber sollen Menschen wohnen. Insgesamt sollen auf dem Areal 1.100 Wohnungen sowie Büros für 3.000 Arbeitsplätze entstehen.
Unzufrieden zeigten sich zuletzt viele Bürger jedoch vor allem mit den beiden imposanten 155 Meter hohen Türmen - die die Architekten mit zwei schrägen Aufzügen versehen wollen.
In dem einen Turm soll es ganz oben einen Biergarten geben. Auch der andere Turm soll öffentlich zugänglich sein, dort könnte es einmal Bildungsangebote geben. Kritiker gehen davon aus, dass die Türme in Wirklichkeit jedoch sehr viel dunkler aussehen werden, als sie jetzt noch auf den Visualisierungen erscheinen.
"Zeitgemäßes Symbol" für ein nachhaltiges Quartier
Doch der Investor Ralf Büschl, der der Post das Areal abgekauft hat, widerspricht: "Das werden keine dunklen Glastürme." Sondern ein "zeitgemäßes Symbol" für ein nachhaltiges Quartier. In den Türmen wird es Wohnungen geben, aber auch ein Hotel und Büros. Zwar wollte Büschl nicht verraten, wie viel das 8,7 Hektar große Grundstück kostete, doch dass es sich am Ende für ihn als Unternehmer rechnen muss, sagte er schon. Allein die Halle für eine kulturelle Nutzung herzurichten, koste einen dreistelligen Millionenbetrag.
Abgeschlossen ist die Bürgerbeteiligung mit dieser einen Veranstaltung freilich nicht. Die Stadt lost jetzt 100 Münchner aus, die Vorschläge erarbeiten - diese sollen in die Planungen einfließen. Bis alles einmal gebaut ist, dauere es ohnehin noch über zehn Jahre, sagte Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos). Die beiden Architekten, Jacques Herzog und Pierre de Meuron, wären dann über 80 Jahre alt.