Truthahn mit Tribble: Thanksgiving im Generalkonsulat
Der neue US-Generalkonsul wird heimisch: Heute feiert er wie alle Amerikaner das traditionelle Thanksgiving – mit Truthahn, Stampfkartoffeln, Cranberries und Maiskernen in Sahne
MÜNCHEN Heute ist er einmal nicht der Generalkonsul, sondern der „turkey guy“, der Truthahn-Typ. Fünf Stunden lang wird sich Conrad R. Tribble in der Küche um das Wichtigste kümmern: den Braten. Er wird den Truthahn waschen, einfetten, mit einer Füllung aus Brotkrumen, Wurst und Brühe stopfen und ihn dann in den Ofen schieben. Dann kommen die Beilagen. Der US-Konsul tischt Süß- und Stampfkartoffeln, Brokkoli und grünen Salat auf – und seine Spezialität: „Maiskerne in Sahne, viele Kalorien, aber sehr lecker“, wie er sagt.
Für Conrad Tribble und die rund 5000 Amerikaner in München ist heute ein besonderer Tag. Sie feiern Thanksgiving, das amerikanische Erntedankfest, nach Weihnachten ist es wohl der wichtigste Feiertag des Jahres für sie. In den USA sind Millionen Menschen stundenlang unterwegs, um mit Familie und Freunden zu schlemmen. Traditionell gibt es Truthahn mit Cranberry-Sauce, Süßkartoffeln, Maisbrot, Kürbiskuchen und vieles mehr. Doch wie feiern die Amerikaner in München?
Am meisten mag Tribble, seit August als US-Generalkonsul in München, dass die gesamte Familie zusammenkommt. „Möglichst feiert man mit zehn bis zwölf Leuten“, sagt er. Zuhause in Washington waren nicht nur die vier Kinder und die Großeltern dabei, sondern oft auch gute Freunde. Seine Geschwister flogen dafür schon mal von Kalifornien an die Ostküste.
Das Fest in München fällt kleiner aus. Die beiden älteren Kinder gehen in den Staaten zur Schule. „Wir schalten sie per Skype dazu“, sagt Tribble. Seine Frau kommt am Nachmittag von einer Indienreise zurück – pünktlich zum Essen. Die wichtigsten Regeln für den Festtag: „Wichtig ist, nur ganz wenig zu frühstücken“, sagt der Konsul. Ab 11 Uhr müsse man in der Küche stehen – ein Truthahn braucht fünf Stunden. Spätestens um 17 Uhr beginnt das Festmahl. Damit man die Berge an Essen auch bis zu Abend schafft. An Thanksgiving gilt: viel Auswahl und viel von allem!
Als Diplomat hat Tribble oft im Ausland gefeiert. „Egal wo auf der Welt man ist“, sagt der 45-Jährige, „man muss so viel wie möglich von der Tradition einhalten und irgendwo einen Truthahn auftreiben.“ Das hat er nicht immer geschafft: In Haiti gab es den Festbraten nicht. Doch bei 30 Grad wollte Tribble ohnehin nicht in der Küche schwitzen, er verbrachte Thanksgiving am Swimmingpool. Vergangenes Jahr war er im Irak stationiert, feierte mit 2000 Amerikanern auf einer Militärbasis im Osten Bagdads. Die Truthähne wurden eingeflogen.
In München geht vieles einfacher. Truthähne kann man bei einigen Metzgereien bestellen. Die unverzichtbaren Cranberrys gibt es im amerikanischen PX-Supermarkt bei Garmisch. Und Feiertagsstimmung kommt auf, da das Konsulat heute geschlossen bleibt. Den Mitarbeitern wurde bereits am Freitag ein Festmahl aufgetischt. Für den Generalkonsul aus dienstlichen Gründen das dritte Erntedank-Essen in 24 Stunden.
„Es gibt Schlimmeres“, sagt Tribble schmunzelnd. Für das nächste Jahr hofft er wieder auf ein größeres Thanksgiving: „Mit allen Kindern und dann hoffentlich auch ein paar deutschen Freunden.“ Fabian Reinbold
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