Trudering: Zeckenplage im Garten

MÜNCHEN - Eine ganze Familie hat sich mit Borreliose infiziert - weil der Wald neben ihrem Haus voller Zecken ist. Die Eltern wollen etwas gegen die Blutstauger unternehmen, aber die Naturschutzbehörde sträubt sich dagegen.
Ein Haus direkt am Wald – davon träumen viele Münchner. Doch für Familie S. aus Trudering hat sich genau das zum Albtraum entwickelt. Ihr Garten ist von einer Zeckenplage befallen. „Wenn man auch nur zwei Mal durch die Wiese geht, krabbelt irgendwo eine Zecke“, berichtet die Architektin Maria S.
Jede Woche hat die 33-Jährige eine Zecke. Und auch ihren zweijährigen Sohn Jakob verschonen die kleinen Biester nicht. Trotz Gummistiefeln und täglicher Körper-Kontrolle. Die Folge: Mama, Papa und der kleine Bub sind alle an Borreliose erkrankt. Zuerst erwischte es den Kleinen, dann erkrankte Maria S. Und vor eine Woche wurde nun auch noch Borreliose beim Familienvater Rainer (37) festgestellt. „Ich hatte Gelenkschmerzen im Ellbogen“, erzählt er. „An ein paar Tagen ging gar nichts. Da war es schwierig, den Arm hochzuheben.“ Die Ursache war zum Glück schnell klar: Die Krankheit heilt meist folgenlos aus, wenn sie rechtzeitig mit Antibiotika behandelt wird.
Den Nachbarn in Trudering ergeht es nicht besser. Die Zecken machen auch vor ihren Grundstücken nicht Halt. Maria und Rainer S. wollen die Plage nicht länger hinnehmen. Doch ihnen sind die Hände gebunden. Das Problem: Ihr Garten grenzt direkt an ein Landschaftsschutzgebiet an – von dort aus fallen die Zecken ein. Ein Kammerjäger empfahl, den Wald „aufzuräumen“. Die Familie erhofft sich eine Verbesserung, wenn Gestrüpp und Gras am Waldrand geschnitten werden. „Damit dort kein Schatten mehr ist und der Lebensraum der Zecken zerstört wird.“ Der Besitzer des Waldes hätte gar nichts dagegen einzuwenden. Doch Eingriffe in das Schutzgebiet sind offiziell verboten.
Bürokraten und Zecken gegen eine Familie
Maria S. suchte Rat beim Gesundheitsreferat, aber in der Behörde fühlte sich niemand zuständig. Auch ihr Anruf bei der Unteren Naturschutzbehörde war nicht ergiebiger: Dort hieß es, sie könne zwar einen Antrag stellen, um im Landschaftsschutzgebiet etwas verändern zu dürfen. Aber das werde wohl nicht von Erfolg gekrönt sein.
Jetzt hat Familie S. im CSU-Stadtrat Georg Kronawitter einen Mitstreiter gefunden. „Das ist doch Bürokratismus pur“, ärgert er sich. „Wegen ein paar Metern Rückschnitt wird eine Familie der Zeckenplage ausgesetzt!“ Die CSU hat bereits eine dringliche Anfrage gestellt. Auch, weil in derselben Straße eine Grundschule ist.
Maria und Rainer S. konnten sich selbst ein Bild davon machen, wie arg die Lage gleich hinter dem Gartenzaun ist. Sie legten ein Leintuch ins Gestrüpp. Wenig später krabbelten 200 Zecken darauf. Maria: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass da bei niemandem die Alarmglocken schrillen! Wir hätten gerne, dass jemand sagt: Wir sind dafür verantwortlich und kümmern uns darum.“
Julia Lenders