Darum bekommt München trotz Sparzwang bald eine neue Trambahnlinie

Von Neuhausen nach Schwabing: Die Tram 12 schafft eine Verbindung in München– ganz ohne Baustelle. Doch nicht alle sind zufrieden.
von  Christina Hertel
Die Linie 12 wird künftig auch am Schwabinger Krankenhaus halten.
Die Linie 12 wird künftig auch am Schwabinger Krankenhaus halten. © imago images/Ralph Peters

München - Ab diesem Winter kommt man zum Schwabinger Krankenhaus auch mit der Tram. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) schafft eine neue Verbindung. Voraussetzung ist, dass der Stadtrat im Juli zustimmt.

Die neue Strecke ist Teil des Leistungsprogramms 2025. Darin bildet die MVG jedes Jahr alle neuen Veränderungen ab, die es zum Fahrplanwechsel im Dezember geben soll. Größte Neuerung ist diesmal, dass die U-Bahn künftig am Wochenende alle 30 Minuten die ganze Nacht hindurch fahren soll.

Trambahnen vor prächtiger Kulisse: Das Traditions-Verkehrsmittel ist immer noch ein wichtiger Teil des ÖPNV.
Trambahnen vor prächtiger Kulisse: Das Traditions-Verkehrsmittel ist immer noch ein wichtiger Teil des ÖPNV. © imago

Die zweite große Neuigkeit: Die MVG verlängert die Tram-Linie 12, die heute vom Romanplatz in Nymphenburg bis zum Scheidplatz in Schwabing fährt. Von dort aus soll es durch die Parzivalstraße gehen, vorbei am Schwabinger Krankenhaus bis nach Schwabing Nord. Haltestellen gibt es am Scheidplatz, am Kölner Platz (Schwabinger Krankenhaus), Parzivalplatz und in Schwabing Nord. Dort ist das Neubaugebiet Domagkpark. Es entstehe eine "attraktive neue Querverbindung", sagt Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). "Fahrgäste kommen damit direkt und umsteigefrei von Schwabing Nord bis nach Neuhausen-Nymphenburg."

Neue Trambahnlinie in München: Keine neuen Gleise nötig

Auch der Verkehrsexperte in der SPD-Fraktion, Nikolaus Gradl, freut sich über diese Neuerung. Neue Gleise muss die MVG dafür nicht verlegen. Schon jetzt fahren Trambahnen dort in die Werkstatt, erzählt Gradl. Die Idee ist, diese Betriebsgleise für den regulären Betrieb zu öffnen. Die CSU hatte das vor Kurzem beantragt.

Auch bei der U-Bahn gibt es neben dem Nachtbetrieb noch etwas Neues: Zukünftig fährt die U3 in der Hauptverkehrszeit alle fünf Minuten bis nach Moosach. Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) ist mit den geplanten Veränderungen allerdings nicht zufrieden. Zwar loben die Fahrgast-Vertreter den Nacht-U-Bahn-Betrieb am Wochenende. Allerdings weisen sie in einer Stellungnahme darauf hin, dass es werktags keine Verbesserung gibt. "Großhadern, Fürstenried West und Neuperlach, um nur einige Stadtteile zu nennen, haben weiterhin nur Stundentakt unter der Woche. Stadtteile wie Allach, Freiham und Lerchenau sind unter der Woche vom ÖPNV abgehängt."

Außerdem stört die Fahrgastvertreter, dass die MVG eine Bus-Verbindung einstellen will. Der Bus 132 vom Marienplatz zum Isartor soll zurückgenommen werden. "Unverständlich" sei das. In der Altstadt will die Stadt Minibusse einsetzen, doch die sind nach Ansicht des AAN kein adäquater Ersatz. Schließlich würden reguläre Buslinien nicht nur die Altstadt erschließen, sondern diese auch mit anderen Stadtteilen verbinden.

Finanzierung von U-Bahn, Bus und Tram: Freistaat Bayern muss mehr zahlen, sagt die Stadt München

Als Grund dafür, dass die Ausweitungen nicht noch größer ausfallen, nennen SPD und Grüne die Finanzlage. "Damit zukünftig noch weitere Angebotsverbesserungen möglich sind, ist es aber unabdingbar, dass Bund und Freistaat den ÖPNV-Ausbau deutlich engagierter unterstützen als bisher", sagt Bürgermeister Dominik Krause. Zum Beispiel sei das 49-Euro-Ticket zwar für die Fahrgäste ein enormer Erfolg. Aber die Finanzierung von Bund und Land sei nicht ausreichend und reiße damit ein erhebliches Loch in die Kassen der MVG.

Aus Sicht des SPDlers Gradl ist es deshalb notwendig, dass die Stadt über neue Wege der Finanzierung nachdenkt. Zum Beispiel würde die Stadt gerne eine Übernachtungssteuer einführen, aber das erlaubt der Freistaat nicht. Dabei könnte dieses Geld helfen, den ÖPNV auszubauen, glaubt Gradl.

Der AAN hat eine andere Idee: Die Stadt müsste sich vom Plan verabschieden, im Münchner Norden einen Autotunnel zu bauen – und diese Mittel umschichten.

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