Trotz Soundproblem: Wanda rockt das Tollwood

Das Hipster-Publikum braucht ein bisschen bis es bei dem Tollwood-Konzert der Ösi-Pop-Rocker auftaut. Doch dann zeigt sich, Wanda funktionieren nicht nur in Clubs und kleinen Hallen. Die AZ-Kritik vom Konzert in München.
von  Von Christoph Landsgesell
Konzert auf dem Tollwood: Ist Wanda über- statt eingespielt? Ein bisschen vielleicht.
Konzert auf dem Tollwood: Ist Wanda über- statt eingespielt? Ein bisschen vielleicht. © imago

München - Wer immer noch daran zweifelt, dass Wanda mittlerweile im Pop-Mainstream der Republik angekommen sind, möge bitte diese Liste vervollständigen: Deep Purple, Sarah Connor, Jamie Cullum, ZZ Top - und eben Wanda.

Allesamt Hauptacts auf dem Tollwood-Festival 2016, ausverkauft (zumindest im Falle von Wanda) schon seit Monaten. Dass die Austro-Rock-Popper aus Wien eine Liveband allererster Güte sein sollen, hat sich herumgesprochen. Seit ihrem raketenhaften Aufstieg 2014 ist das Quintett konstant unterwegs, man reitet die Wanda-Welle, die einfach nicht enden will, spielt Konzert um Konzert.

Wanda: Trink-Lieder für den Heimweg

Und das merkt man zu Beginn des Abends. Sänger Michael Fitzthum, anfangs in der unverwüstlich-ewigen, braunen Lederjacke, kämpft mit Soundproblemen. Er ist unglücklich, es ist 19 Uhr nachmittags, das ist ja auch keine Zeit für eine Band, die Ekstase und Eskapismus so sehr zelebriert.

Und dann vor auffällig vielen grauhaarigen Männern in Kurzarmhemd und Pullunder über den Schultern, Kindern mit Mickey-Mouse-Ohrenschützern in den Armen ihrer Mütter. Oder anders gesagt: eben kein klassisches Wanda-Hipster-Publikum. Es dauert deshalb seine Zeit, bis die Band mit der Musik-Arena (und anders herum) warm wird.

Biersicher spielt sich Wanda durchs Tollwood-Konzert

Ist Wanda nun über- statt eingespielt? Ja, vielleicht ein bisschen, mag man meinen. Die Songs laufen routiniert von der Stange, die Mitsing- und Mitmach-Aktionen, der Wiener Schmäh in den Ansagen, das alles hat man schon einmal gehört. Kein Vergleich zur ekstatischen Atmosphäre, die beim letzten Zwischenstopp in München, in der Muffathalle, aufkam, als sich der Sänger crowdsurfend bis zum Bierstand fortbewegte. Das war das Ganze noch ein bisschen indie, wenn auch schon weit über den Status eines Geheimtipps hinaus. Hier die Wanda-Hörer der ersten Stunde mit ihren Jutebeuteln über der Schulter, da die vom Formatradio Angelockten: Ein zugegeben schwieriger Spagat, den Wanda da zwischen hinbekommen wollen und müssen.

Und doch: Irgendwann kippt die Stimmung ins überaus Positive. Wanda funktionieren, eben nicht nur in Clubs und kleinen Hallen, sondern mittlerweile auch auf der (ganz) großen Bühne. Das beweisen sie an dieser zweiten Hälfte des Abends.

Das Publikum ist sowieso text- und mit fortschreitender Zeit auch biersicher, dank der beiden Alben („Amore“, „Bussi“) ist genug Hitmaterial vorhanden. Und so gelingt auch dieses Konzert und endet im Schweiß. Mit einem doppelten Zugabenblock werden Wanda entlassen. Spätestens beim Überhit „Bologna“ und „Luzia“, zum zweiten Mal an diesem Abend, springt die ganz große Amore über. Dann sind Wanda wieder da - und beweisen, dass ihnen im Moment keine Band aus dem deutschsprachigen Raum das Wasser (oder in diesem Fall besser: den Schnaps) reichen kann.

Man sieht sich. Wo beim nächsten Mal? Das Olympiastadion wäre sicher noch frei. Wenn die Wanda-Welle bis dahin trägt.

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