Trotz Kritik an Klimakleber: Es gibt auch Zuspruch für die Aktivisten

München - Es ist bislang das erste und letzte Mal gewesen, dass die Klimaaktivisten von "Letzte Generation" ihren Protest per Twitter mit Ort und Zeit angekündigt haben. Montagfrüh war das, am 5. Dezember, ab 8 Uhr, am Stachus. Und prompt hatten die Männer und Frauen des Protests nicht nur genervte Autofahrer, Polizisten und Nörgler um sich, sondern auch Unterstützer.
Unterstützung für Klimakleber: "Wir ALLE sind die Letzte Generation"
Eine Gruppe von etwa vierzig bis 50 Personen hatte sich am Stachus verabredet. Sie hielten vereinzelt Schilder hoch, mit der Aufschrift: "Sie haben recht! Wir ALLE sind die letzte Generation, um etwas ändern zu können". Spontan gesellten sich auch Passanten zu den Unterstützern der "Klimakleber".
Da stand etwa eine junge Mutter mit ihrem Partner und einigen Bekannten auf der Straße. Sie habe zwei Kinder, sieben und 14 Jahre alt. "Wir wollten unbedingt signalisieren: Da draußen gibt es Leute, die eure Botschaft hören und euch zustimmen", sagt die Frau, die ihren Namen hier lieber nicht lesen möchte. Zu oft habe sie schlechte Erfahrung mit bodenlosen Hassbotschaften gemacht. Da könne sie drauf verzichten.
Fluchtwellen: Alles wegen europäischem Lifestyle
"Wir müssen die Klimakrise endlich ernst nehmen! Millionen von Menschen sind auf der Flucht, wie in Pakistan nach den Überschwemmungen. Und das alles wegen des europäischen Lifestyles", sagt sie. "Wir haben jetzt schon Parallelkatastrophen", sagt ihr Partner, "wenn es so weitergeht, wird die Flutkatastrophe im Ahrtal nicht die Ausnahme bleiben."
Ein Mann fällt besonders auf in der Menge. Er feuert die Leute regelmäßig lautstark an, bringt sie dazu, in die Hände zu klatschen und zu rufen: "Danke! Danke!". Und: "What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!", grölt die Menge unter dem Taktgeber mit dem Cowboyhut.
Parents for Future: Kleben für den Protest ist legitim
Es ist Ulf Stadler, der bei "Parents for Future" aktiv ist. Er findet die Protestform "inzwischen legitim". Anfangs sei er noch anderer Meinung gewesen. "Da kleben nicht nur junge Menschen auf der Straße, sondern Leute aus mehreren Generationen. Sie sind verzweifelt", sagt Stadler. Von der Politik ist er enttäuscht: "Nicht mal Tempo Hundert wurde bisher eingeführt", sagt er.
Stadler sorgt sich um riesige Migrationswellen, wenn Landstriche rund um den Äquator nicht mehr bewohnbar sein werden. "So etwas gefährdet Demokratien und spielt nur extremen Parteien wie der AfD in die Hände", ist er überzeugt.