Trotz Gestank und Lärm: Der Münchner Schlachthof bleibt (noch) im Viertel

München - Das stinkt vielen: Ein Teil der Münchner Bürger und Kommunalpolitiker würde nichts lieber, als den Münchner Schlachthof in der Zenettistraße so schnell wie möglich schließen.
Doch die Pachtverträge mit den Betreiberfirmen der Rinder- und Schweineschlachtung lassen den Betrieb in der Isarvorstadt bis 2040 zu. "Die Verträge sind von der Stadt nicht kündbar", informierte am Dienstag Birgit Unterhuber vom Kommunalreferat.
Auf Wunsch der Lokalpolitiker der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hat die Stadtverwaltung bei der BezirksausschussSitzung erklärt, wie sich Gestank und Lärm am Schlachthof entwickelt haben. Grünen-Politiker Boris Schwartz, Vize im Referat für Klima- und Umweltschutz, erläuterte: "Wir kontrollieren die Umweltauflagen am Schlachthof. Einmal pro Woche sind wir mit einem Mitarbeiter vor Ort."
Schlachthof: Beschwerden über "erbärmlichen Gestank"
Hintergrund: Vor zwei Jahren hatte es Beschwerden über einen "erbärmlichen Gestank" vom Schlachthof gegeben. "Die Geruchsquelle hat völlig zu Recht gestört", so Christian Heindl, von der Immissionsschutzbehörde des Referats für Klima und Umweltschutz (RKU).

Der eklige Gestank war durch eine neue Abwasserbehandlung bei der Schweineschlachtung für die Anwohner zu riechen. Ergebnis: Die Anlage wurde aufgerüstet, dazu eine ordentliche mechanische Abluftreinigungsanlage eingebaut. "Doch es hat erstmal weitergestunken", gibt Heindl zu.
Nach mehreren Ortsterminen hat die Stadt angeordnet, dass die privaten Betreiber der Schlachtung Türe und Tore geschlossen halten müssen. Dabei musste "eine härtere Gangart angeschlagen werden", berichtet Christian Heindl. Drei Mal wurden Zwangsgelder von je 500 Euro für offen stehende Türen erhoben.
Heindls Eindruck: "Wir würden uns mehr Kooperation wünschen. Wir überwachen die Rinder- und Schweineschlachtung. Aber vor Ort fehlt manchmal die Einsicht. Mängel werden nicht sofort abgestellt. Das ist nicht schön, aber nicht zu ändern", so der Hauptabteilungsleiter der Immissionsschutzbehörde des RKU.
Neu: Verrosteter Kamin ist eine Quelle des üblen Geruchs
Diesen Sommer, im Juli und August, hat es wieder stark gestunken um die Zenettistraße. Ein verrosteter Abluftkamin - auf der historischen Schlachthalle der Schweineschlachtung - ist als neue Geruchsquelle identifiziert worden. Der marode Kamin ist inzwischen von der Schweineschlachtung München GmbH ausgetauscht worden. "Doch der neue Kamin ist zu niedrig", entgegnet Heindl. Die Stadt ist dabei, einen höheren Schornstein anzuordnen. Gerade läuft noch die Frist, in der sich der Betreiber dazu äußern kann.
Die Reparaturen am Münchner Schlachthof sind ein Sammelsurium an einzelnen Maßnahmen, damit ein so alter Schlachthof nicht stört: Denn das Vorhaben ist komplex und es gibt viele beteiligte Akteure. Eine radikale Betriebsschließung wegen Verstoß gegen Auflagen sei allerdings ein zu scharfes Schwert. "Eine unverhältnismäßige Maßnahme", so die Einschätzung von Heindl.
Einen Erfolg gibt es beim Lärm: Kühllaster, die früher den Motor haben laufenlassen, haben inzwischen einen Stromanschluss dafür.
Streit gibt es um die Kosten für Umzug der Wagenwaschanlage
Der aktuelle Streit: Die Wagenwaschanlage für Lkw soll vom Viehhof in den Schlachthof verlagert werden. Das kostet mehrere Millionen Euro. Das Kommunalreferat ist verpflichtet, das Geld für den Betrieb des Schlachthofs zu investieren.
Der genervte Anwohner Thomas Sporer spricht auf der Sitzung: Er ist dagegen, dass Finanzmittel dafür "verschleudert" werden. Er kämpft vor Gericht dafür, dass der Schlachthof die Auflagen erfüllt, aber am besten so schnell wie möglich aus München rauszieht.
RKU-Vize Boris Schwartz meint dazu: "Das ist eine politische Entscheidung. Man kann die Frage stellen, ob ein Schlachthof in der Stadt noch notwendig ist für die Versorgung der Kunden."