Trotz CSU-Debakel: München wählt schwarz

Die CSU holt alle vier Direktmandate, aber nur rund 30 Prozent, die SPD stürzt gar unter 20. Die Grünen werden zweitstärkste Kraft, AfD und Linke sind gleichauf.
Felix Müller, Florian Zick |
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Um das Münchner Rathaus herum ist es schwarz geworden. Bei der Bundestagswahl wurde die OB-Partei SPD nur drittstärkste Kraft.
dpa Um das Münchner Rathaus herum ist es schwarz geworden. Bei der Bundestagswahl wurde die OB-Partei SPD nur drittstärkste Kraft.

München - Die Münchner Wähler haben am Sonntag für so manche Überraschung gesorgt. Dass alle vier Wahlkreise wieder an die CSU fielen, war zu erwarten. Dass sie München-weit nur bei 30 Prozent fallen würde, nicht unbedingt. Ganz bitter wurde es auch für die Münchner Sozialdemokraten: In der einst so stolzen SPD-Stadt fiel man im Gesamtergebnis sogar knapp hinter die Grünen zurück. Nur noch Platz 3 für die Partei von Oberbürgermeister Dieter Reiter!

Doch auch die CSU kann nicht zufrieden sein. Vor vier Jahren - bei einem Ergebnis von fast 40 Prozent - hatte CSU-Bezirkschef Ludwig Spaenle noch getönt, man habe in München offenbar eine "strukturelle Mehrheit". Solche Töne waren an diesem Sonntagabend nicht zu hören. Es gab von den Münchner Christsozialen sogar recht offene Kritik an Ministerpräsident und Parteichef Horst Seehofer (siehe nächste Seite).

Noch viel bitterer kam es für die Münchner SPD. Kleines Trostpflaster: Wie schon 2013 hat man sich über die Listenplätze anständig abgesichert. Sowohl Florian Post (München-Nord) als auch die Münchner SPD-Chefin Claudia Tausend (München-Ost) ziehen erneut in den Bundestag ein.

Die fröhlichste CSU-Party war wohl die im Augustinerkeller, wo der schon 61-jährige Bernhard Loos seinen erstmaligen Einzug in den Bundestag feierte. Er hat den Münchner Norden gewonnen, der als schwerster Wahlkreis für die CSU in ganz Bayern gilt. Er wurde am Abend mit "Bernhard, Bernhard"-Rufen empfangen. Loos hat sich gegen den jungen Abgeordneten Florian Post durchgesetzt, der im Wahlkampf von Alt-OB Christian Ude unterstützt worden war.

Wie Loos neu im Bundestag ist Stadtrat Michael Kuffer, der als sicherheitspolitischer Hardliner gilt und - wie passend! - den Wahlkreis Süd übernimmt, den 2013 der "Schwarze Peter", Peter Gauweiler, gewann.

Im Westen gewann der junge Arzt Stephan Pilsinger mit zehn Prozent Vorsprung auf SPD-Mann Bernhard Goodwin, der mit 23,1 Prozent einen kleinen Achtungserfolg holen konnte. Im Osten gewann Wolfgang Stefinger erneut klar.

Für die Grünen kommen aus München über die Liste die langjährige Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause in den Bundestag, Dieter Janecek - und wegen des überraschend guten Ergebnisses möglicherweise auch wieder Doris Wagner aus dem Münchner Norden.

Ein überraschend starkes Ergebnis fuhr die Linkspartei ein . Sie holte in München knapp 4 Prozent mehr als das letzte Mal und lag bis Redaktionsschluss Kopf an Kopf mit der AfD bei rund 8,3 Prozent. Die alte und neue Münchner Linken-Abgeordnete Nicole Gohlke wollte sich mit Blick auf das starke AfD-Ergebnis dann auch nicht allzusehr freuen. "Auch wenn wir dazugewonnen haben, ist das heute eine krachende Niederlage für die Demokratie", sagte sie am Abend der AZ.

Überhaupt war das AfD-Ergebnis an diesem Abend auch in München überall Gesprächsthema . Bayern-AfD-Chef Petr Bystron zieht sicher in den Bundestag ein. Andere Münchner Kandidaten der AfD mussten noch bis nach Redaktionsschluss zittern. Im Gärtnerplatzviertel kam es am Abend zu Protesten gegen die AfD. Etwa 100 Demonstranten nahmen teil. Festnahmenwurden zunächst keine gemeldet.

Verwirrung gab es um die Wahlbeteiligung. Die Stadt hatte am Nachmittag vermeldet, die Beteiligung liege bereits bei 89,3 Prozent. Am späten Abend räumte KVR-Chef Thomas Böhle (SPD) eine IT-Panne ein. Schließlich war noch von rund 80 Prozent die Rede - immer noch deutlich höher als anderswo in Deutschland.

Lesen Sie dazu auch den AZ-Kommentar "Münchner Wahlergebnis: Katastrophe für die SPD"

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