Triumph für Ude, Desaster für CSU
MÜNCHEN - Christian Ude kommt laut vorläufigem Endergebnis mit 66,7 Prozent auf sein bislang bestes Ergebnis. Eine Riesen-Watschn für CSU-Herausforderer Seppi Schmid, der nur 24,5 Prozent schaffte. Zudem zeichnet sich eine größere Mehrheit als bisher für Udes rot-grünes Stadtratsbündnis ab.
Der Jubel war gewaltig und die SPD vollkommen aus dem Häuschen. Christian Ude wurde mit einem glanzvollen Ergebnis von 66,7 Prozent (plus 2,3) zum vierten Mal seit 1993 zum Oberbürgermeister gewählt. Das ist das zweitbeste Ergebnis bei einer OB-Wahl in München, nur Hans-Jochen Vogel (SPD) war mit 78 Prozent besser.
Zwei Drittel der Münchner wählten Ude. CSU-Herausforderer Seppi Schmid degradierten die Wähler auf 24,5 Prozent. Damit bekam er ein noch schlechteres Ergebnis als sein Vorgänger Hans Podiuk (29,2 Prozent). Seppi war fertig.
Absolute Mehrheit für Rot-Grün
Ude gewann in allen 25 Stadtteilen. Das beste Ergebnis erzielte er mit 75,2 Prozent auf der Schwanthalerhöhe. Seppis bestes erzielte er bei sich daheim in Allach: 39,1 Prozent. Rot-Grün kann sogar mit einer absoluten Mehrheit von 51,9 Prozent regieren, so die Trends von Sonntag Nacht. Ude: „Das ist ein großartiger Tag für die Münchner SPD.“
Die Wahlbeteiligung war mit 47,7 Prozent unterirdisch – noch nie sind in München so viele bei einer Stadtratswahl daheim geblieben (2002: 51 Prozent Wahlbeteiligung). Ein bundesweiter Trend bei Kommunalwahlen.
Ude: "Überwältigender Vertrauensbeweis"
„Das ist für mich persönlich ein überwältigender Vertrauensbeweis“, freute sich Christian Ude, „Rot-Grün kann jetzt auf einem gestärkten Fundament weiter regieren.“ Die CSU habe von den Münchner Wählern eine „schallende Ohrfeige“ bekommen“. Ude: „Da muss man schon viel Mist bauen, um so tief in den Keller zu fallen.“ Da die CSU auch in anderen Städten verloren hat, sei das für sie eine „richtige Großstadtniederlage“. Seppi Schmid bekomme jetzt „viel Spaß“ mit seiner Partei. Die ist geübt darin, Verlierer nachher abzusägen.
Schmid hat aber einen Trost: Er hat eine Anwaltskanzlei, die ihn ernähren kann. Doch nicht nur Schmid, die gesamte CSU hat in der Wählergunst verloren. „Ude ist einer der beliebtesten Politiker in Bayern“, stellte Münchens CSU-Chef Otmar Bernhard fest. Der Absturz der CSU sei ein Trend und nicht nur ein Münchner Phänomen: „Da müssen wir uns mit ganz anderen Dingen auseinander setzen.“
Schmid: "Die CSU hat die Dinge richtig gemacht"
Verlierer Schmid war sehr niedergeschlagen: „Die Wähler sehen uns in der Opposition.“ Trotz der Niederlage meinte er: „Die CSU hat die Dinge richtig gemacht. Die Ursachen sind bayernweit zu suchen.“ Da sind: Transrapid, Rauchergesetz, G 8-Gymnasium. Aber auch sein eigenes Prügelplakat. Diese Themen haben selbst die eigenen Wähler vergrätzt.
Für Udes Herausforderer Seppi Schmid war es eine Schicksalswahl: Er wollte sich gegen Ude bekannt machen und setzte darauf, so bei der nächsten OB-Wahl gegen einen SPD-Neuling gewinnen zu können. Aber im ersten Anlauf ist er schwer gestürzt. Jetzt muss er sich vor den Wölfen in der eigenen Partei hüten. Es lauern schon einige: Vor allem jene, die ihm nicht auf dem Weg in eine Großstadtpartei folgen wollen. Mal sehen, wie lange er noch „Kandidat“ ist. Willi Bock
Vorläufiges Ergebnis Oberbürgermeisterwahl München
Christian Ude (SPD) 66,7 %
Josef Schmid (CSU) 24,5 %
Hep Monatzeder (Grüne) 3,4 %
Michael Mattar (FDP) 2,7 %
Markus Hollemann (ödp) 1,0 %
Michael Piazolo (FW) 1,7 %
Vorläufiges Ergebnis der Stadtratswahl
SPD 40,9 %
CSU 30,0 %
Grüne 11,0 %
FDP 6,4 %
Linke 3,6 %
FW 1,4 %
Sonstige 6,7 %